Helden des Olymp – Das Haus des Hades

Helden des Olymp – Das Haus des Hades
21. Dezember 2022 0 Von lara

Halbgötter zwischen Himmel und Hölle

Meine zweite Dezember-Rezension 2022

Dass es von der Percy Jackson-Reihe Verfilmungen der ersten zwei Bände gibt, ist den Fans der Reihe hinlänglich bekannt. Die Filme aus den Jahren 2010 und 2013 sind auf Rotten Tomatoes mit grausigen 49% und 42% bewertet. Rick Riordan selbst soll einmal gesagt haben, er würde sich lieber ohne Betäubung Zähne ziehen lassen, als sich diese Filme anschauen zu müssen. Wenn also der Buchautor selbst seine Buchverfilmungen so beurteilt, sollte man lieber wieder vergessen, dass es sie gibt. Doch nun plant Disney+ eine Serie über Percy Jackson. Dabei soll die erste Staffel inhaltlich den ersten Band Diebe im Olymp umfassen. Auch der Cast wurde schon bekannt gegeben. Percy soll vom jungen Schauspieler Walker Scobell verkörpert werden. Dieser ist aktuell 13 Jahre alt und damit fast in dem Alter, in dem Percy im ersten Band ist. Das passt also schon einmal deutlich besser als mit Logan Lerman, dem als damals 18-Jährigen Zitate eines im Buch Zwölfjährigen in den Mund gelegt wurden. Bis es jedoch soweit ist, habe ich Riordans Reihe Helden des Olymp weitergelesen. Das Haus des Hades ist der vierte Band der Urban Fantasy-Reihe, der 2014 erschienen ist.

Inhalt

Percy Jackson und Annabeth Chase sind in den Tartarus gestürzt, wodurch die sieben Helden des Olymp getrennt sind. In einer absolut toxischen Umgebung muss das Paar nicht nur um sein blankes Überleben kämpfen, sondern auch einen Weg zu den Toren des Todes finden, die sie unbedingt schließen müssen. Währenddessen versuchen ihre Freunde auf der Argo II nach Griechenland zu reisen, um die Tore gleichzeitig auf der anderen Seite zu schließen. Nur, wenn jeder der Halbgötter über sich hinauswächst, und alle zusammenarbeiten, können sie es schaffen, den Untergang des Olymps zu verhindern.

Cover

Eigentlich liebe ich die illustrierten Cover der Bücher von Rick Riordan. Bei diesem hier muss ich aber gestehen, dass ich es von den Helden des Olymp am wenigsten mag. Es zeigt im Zentrum die Tore des Todes im Tartarus, die Percy und Annnabeth erreichen müssen. Das Tor mit Flügeltüren steht einen Spalt offen. Ein Lichtstrahl wird auf den zerklüfteten und glühenden Boden geworfen. Im Hintergrund ist eine Felshöhle zu erkennen, die einen lilafarbenen Grundton ausstrahlt. Die Tore liegen in Ketten, deren Enden an im Schatten liegenden Statuen gebunden sind. Am Rand stehen jeweils zwei riesige Gestalten in Rüstung. Sind es Riesen, Titanen oder vielleicht Giganten? Aus den Schlitzen des linken Riesen lodern Flammen, als bestünde er selbst aus Feuer. Der Riese auf der rechten Seite trägt einen Helm mit Schafhörnern. Er trägt keinen Panzer, sondern seine Brust liegt frei. Und bei genauerer Betrachtung sieht man dort eine Brustwarze, die auf eine fast schon verstörende Weise sehr detailliert illustriert. Sehr detailliert! Der Nippel hat sogar einen Lichtreflex und wirft einen kleinen Schatten. Wenn man es einmal gesehen hat, kann man es nicht mehr übersehen. Wie ein Unfall, bei dem man weder hin- noch wegsehen kann. Und während ich hier sitze, frage ich mich: Warum hat der Illustrator so viel Zeit in die Detaillierung einer Brustwarze beim Cover eines Jugendbuches gesteckt? Ein ewiges Mysterium.

Kritik

„Beim dritten Angriff hätte Hazel fast einen Felsquader gefressen.“, ist der erste Satz des ersten Kapitels. Typisch für Riordan steigt die Leserschaft also mitten in einer gefährlichen Actionszene ein, in der die Halbgötter kämpfen. Mit über 600 Seiten und 78 Kapiteln ist Das Haus des Hades der längste Band der gesamten Reihe. Zum ersten Mal erzählen hier alle sieben Helden abwechselnd aus der personalen Perspektive im Präteritum. Das sind Hazel, Leo, Annabeth, Frank, Percy, Jason und Piper, die jeweils einige Kapitel erzählen, bis sie von jemand anderem abgelöst werden. So richtig funktioniert diese große Menge an Erzählern allerdings nicht.

Das ist auch schon mein erster großer Kritikpunkt. Dadurch, dass es jetzt satte sieben Erzähler sind, streckt sich die Erzählzeit. Der Plot wird zu unübersichtlich und zu gestreckt. Das merkt man auch daran, dass Das Haus des Hades das dickste Buch der Reihe ist. Vor allem hat sich in den vorherigen Bänden ein Rhythmus eingestellt, da die Figuren sich stets zyklisch abgewechselt haben. Dieser Rhythmus hat mir im vierten Band gefehlt. Zugunsten eines soliden Spannungsbogens wäre es besser gewesen, die Zahl der Erzähler auf maximal vier zu reduzieren. Die Erzähler, die im vierten Band nicht vorkommen, hätten dann im fünften Band Platz finden können. Merksatz: Zu viele Erzähler verderben den Brei.

Zwischendurch habe ich auch immer wieder die gekürzte Hörbuchfassung, gelesen von Marius Claren, gehört. Leider hatte ich hier zum ersten Mal das Gefühl, dass auch wichtige Stellen ausgelassen wurden. Beispielsweise wird Piper in einer Szene der Dolch Katoptris gestohlen. Die Stelle, an der die Helden Katoptris zurückbekommen, ist dagegen aus dem Hörbuch geschnitten. Später kommt dann eine Szene, in der Piper wieder in die Klinge blickt, und die Hörer nicht verstehen, seit wann Piper ihren Dolch wiederhat. Im Buch geht das deutlicher hervor. Deswegen empfehle ich, das Hörbuch nur ergänzend zum Buch zu hören, aber nicht als Hauptmedium.

Eine der sieben Helden ist Hazel Levesque. Sie ist 13 Jahre alt und die Tochter von Marie Levesque und Pluto. Damit ist sie eine römische Halbgöttin mit Bianca und Nico di Angelo als Halbgeschwister. Sie wurde am 17. Dezember 1928 in New Orleans geboren. 1942 musste sie, um einen Giganten zu töten, auch sich selbst töten. 70 Jahre später wurde sie von Nico di Angelo gefunden und zurück in die Welt der Lebenden gebracht. Nun hat sie eine zweite Chance, sich als Halbgöttin zu beweisen. Sie hat goldene Augen, braune Locken und eine dunkle Hautfarbe. Hazel reitet gerne und wird schnell seekrank. Sie ist ein nettes, aufgewecktes und freundliches Mädchen, das als sehr reif für ihr Alter beschrieben wird. Sie ist mit Frank Zhang zusammen und lebte mit ihm im Camp Jupiter. Weil sie die Tochter Plutos ist, kann sie Edelmetalle und Diamanten aus dem Boden wachsen lassen. Außerdem kann sie unterirdische Höhlen, Tunnel und Falltüren finden. Als Tochter des Gottes der Totenwelt und der Erdtiefe kann sie Wiederauferstandene erkennen und mit Toten sprechen. In Das Haus des Hades gewinnt Hazel eine weitere mächtige Fähigkeit hinzu, die ich aber wegen Spoilern nicht verraten werde. Hazel ist wirklich ein nettes Mädchen, aber leider auch nicht mehr. Ihre Persönlichkeit ist eher blass geraten und auch die Beziehung zu Frank überzeugt mich nicht. Warum muss Riordan überhaupt einer 13-Jährigen eine Liebesgeschichte aufs Auge drücken? Gerade, weil die anderen Mädchen ebenfalls alle mit jemandem im Team zusammen sind, hätte ich mir gewünscht, dass zumindest ein Mädchen glücklicher Single geblieben wäre. Da hätte sich die Jüngste der Truppe perfekt angeboten.

Der Plot in Das Haus des Hades ist allgemein gelungen. Es gibt immer wieder Szenen, die ich bemerkenswert gut geschrieben finde. Besonders die Figuren Nico, Leo und Piper konnten mein Herz in verschiedenen Momenten erobern. Auch der starke Bezug zur Griechischen Mythologie mit ihren Figuren und Sagen kann, wie immer, glänzen. Ich hatte schöne Stunden mit dem vierten Band, konnte ihn aber auch leicht beiseite legen.

Denn Das Haus des Hades hat leider auch seine Schwächen, vor allem jene, die mir durch die Reihe hindurch immer stärker auffallen. Riordan hat eine gewisse Formelhaftigkeit, nach der er seine Reihen schreibt. Irgendwann hat man das Prinzip durchschaut. Ab diesem Punkt hat man das Gefühl, dass jedes Riordan-Werk dem anderen gleicht. Das lässt sich auch kaum noch abschütteln. Außerdem liegt hier eine klassische Heldengeschichte ohne Verluste vor. Egal, wie knapp die Helden jedes Mal dem Tod entkommen: Eigentlich weiß man von vorneherein, dass ihnen nichts passiert. Vielleicht verliert mal jemand einen Gegenstand, vielleicht wird auch mal jemand von der Gruppe getrennt. Gestorben wird hier aber fast nie. Das macht die ach so lebensgefährlichen Szenen irgendwann unglaubwürdig und langweilig. Natürlich ist so etwas bei einer Heldengeschichte zu erwarten. Andere Vertreter dieses Bereichs, wie Harry Potter oder Der Herr der Ringe haben aber bewiesen, dass damit kein Verlust der Glaubwürdigkeit einhergehen muss. Bei Riordan gibt es leider keine größeren Plottwists, die langfristig irgendwelche Konsequenzen haben.

Das Ende konnte mich leider auch nicht wirklich begeistern. Das Finale ist kurz, vorhersehbar und wenig spektakulär. Es gibt eine Szene, die etwas schmerzlich ist. Insgesamt ist das Ende aber wenig bemerkenswert. Wahrscheinlich sollte man aber eher vom letzten Band ein grandioses Finale erwarten. Ich bin jedenfalls gespannt, wie Riordan die Reihe abschließt.

Fazit

Man merkt, nach Das Haus des Hades bin ich etwas zwiegespalten, wie ich das Urban Fantasy-Buch finden soll. Insgesamt ist der vierte Band der Helden des Olymp ein unterhaltsames Jugendbuch mit einem guten Plot, der Griechische und Römische Mythologie in ein modernes Licht rückt. Percy, Annabeth und die anderen Helden auf ihrem Abenteuer zu begleiten, hat auf einer Seite viel Spaß gemacht. Andererseits gibt es hier zu viele Erzähler und zu wenig Plottwists. Die Geschichte von Rick Riordan wirkt zu gestreckt, zu formelhaft, zu vorhersehbar. Auch das Ende konnte nicht wirklich punkten. Kurzum, im direkten Vergleich mit dem dritten Band ist Das Haus des Hades aus dem Jahr 2014 weniger überzeugend. Deshalb erhält der vierte Band der Helden des Olymp von mir drei von fünf Federn. Ich hoffe sehr, dass der letzte Band Das Blut des Olymp wieder stärker ist und der allgemein guten Jugendbuch-Reihe einen würdigen Abschluss bietet.