Helden des Olymp – Das Blut des Olymp
Zu viele Erzähler verderben das Buch
Meine dritte Dezember-Rezension 2022
Ich hoffe, ihr seid gut ins neue Jahr gestartet. Am Silvestermorgen habe ich mein letztes Buch im Jahr 2022 beendet, die Rezension habe ich dann aber erst Neujahr geschrieben, deswegen kommt sie erst jetzt. Das Blut des Olymp aus dem Jahr 2015 ist der fünfte Band der Helden des Olymp und schließt somit das Sequel um Percy Jackson ab. Disney+ plant aktuell eine Serie zur Percy Jackson-Reihe. Es gibt noch kein offizielles Releasedatum, vermutlich müssen sich Fans aber bis 2024 gedulden. Der Cast ist schon bekannt gegeben worden: Die weibliche Hauptrolle der Annabeth Chase soll von Leah Jeffries übernommen werden. Für diese Entscheidung gab es auf Social Media direkt einen Shitstorm, denn die im Buch als blond und grauäugig beschriebene Annabeth wir nun von einer schwarzen Darstellerin verkörpert. Mich persönlich hat das bei Disney nicht überrascht, aber doch irritiert. Denn Rick Riordan hat in seine Bücher viele People of Color eingebaut, beispielsweise Hazel, Piper, Frank oder Leo, um nur ein paar zu nennen. Wieso jetzt eines der wenigen blonden Mädchen noch verändert wird, kann ich also nicht nachvollziehen. Der Autor verteidigt diese Besetzung aber: „Wenn ihr jedoch ein Problem mit dieser Besetzung habt, wendet euch an mich. Ihr könnt niemandem sonst die Schuld geben.“ Ich würde mir zumindest die ersten Folgen der Serie anschauen und dann entscheiden, ob sie sehenswert ist.
Inhalt
Den sieben Helden bleiben nur noch wenige Tage bis zum 1. August, dem Tag, an dem die Erdgöttin Gaia wiederauferstehen wird. Percy Jackson und seine Freunde müssen schnellstmöglich einen Weg nach Athen finden, ohne dabei in die Fänge von Gaias Monsterarmee zu gelangen. Sollten sie scheitern, gibt es niemanden mehr, der die Apokalypse aufhalten kann. Nicht einmal die Götter.
Währenddessen versuchen Reyna, Nico und Trainer Hedge die Athena Partenos ins Camp Half-Blood zu bringen. Doch selbst wenn sie es bis nach Long Island schaffen, müssen sie den Krieg zwischen griechischen und römischen Halbgöttern aufhalten. Ihre Mission scheint geradezu unmöglich zu sein.
Cover
Das Cover hat einen wunderbar tannengrünen Grundton, der farblich zu hellgrün, gelb und ein wenig orange übergeht. Es zeigt einen Jungen mit brennendem Haar und Kleidung, der auf einem mechanischen Drachen in die Wolken fliegt. Der Drache, dessen Flügel die obere Coverhälfte überspannen, hat glühende Augen und speit Feuer. Wenn meinen seinen Rumpf betrachtet, wirkt der Drache doch etwas pummelig. Vielleicht hat der gute Festus in letzter Zeit zu viel Motoröl getrunken. Der Junge auf dem Drachen ist vermutlich Leo, denn er hat Festus gebaut und ist als einziger der Helden feuerresistent, da er der Sohn des Hephaistos ist. Ich finde es etwas schade, dass Leo der einzige Held ist, der auf den Covern abgebildet ist. Ihn findet man ganze drei Mal, während die anderen sechs nie zu sehen sind. Oder ist das etwa ein Hinweis auf etwas?
Kritik
„Jason fand es schrecklich, alt zu sein.“, ist der erste Satz des ersten Kapitels. Die Leserschaft wird sich zuerst fragen: Was habe ich verpasst? War Jason nicht zuvor noch ein Teenager? Das vermeintliche Alter ist bloß eine Illusion, mit der er, Piper und Annabeth zum Palast des Odysseus laufen. Sie erhoffen sich dort Hinweise auf die bevorstehende Schlacht gegen Gaia. Der letzte Band der Helden des Olymp ist mit über 500 Seiten und 58 Kapiteln deutlich kürzer als der Vorgänger. Als personale Erzähler im Präteritum fungieren hier nicht mehr alle sieben Helden, sondern nur noch drei von ihnen: Jason, Piper und Leo. Allerdings gibt es zwei weitere Erzähler, die nicht zu den Helden gehören: Reyna und Nico.
Das hat mich leider auch sehr gestört. Einerseits bin ich froh, dass die Zahl der Erzähler von sieben auf fünf reduziert wurde. Andererseits verstehe ich nicht, wieso gerade im letzten Band nicht alle fünf Perspektiven von fünf der Helden erzählt werden. Der zweite Plot mit dem Transport der Athena Partenos ist leider schwächer als der der sieben Helden, deswegen fand ich es anstrengend, dass Reyna und Nico gut die Hälfte der Erzählzeit hatten. Ich mag Nico zwar, finde es aber vor allem schade, dass Percy und Annabeth keine Erzähler mehr sind. Das hat mir die Vorfreude auf das große Finale tatsächlich schon etwas geraubt.
Einer der Helden, der hier weiterhin Erzähler ist, ist der 16-jährige Leo Valdez. Er hat lateinamerikanische Wurzeln und einen schwarzen Lockenkopf mit braunen Augen. Zudem habe er ein Koboldgesicht mit spitzen Ohren und einem verschlagenen Lächeln. Leo ist ein gutmütiger, fröhlicher und energiegeladener Junge. Er ist ein richtiger Quatschkopf und klopft nicht nur gute Witze. Außerdem verschenkt er sein Herz schnell. In den Helden des Olymp schwärmt er nicht nur für ein Mädchen, ist aber der einzige der Gruppe, der mit keiner der Heldinnen zusammen ist. Ich glaube aber, dass er noch die richtige für sich finden wird. Als Sohn des Hephaistos ist er handwerklich sehr geschickt. Wenn etwas kaputt geht, ist er derjenige, der es reparieren kann. Er ist auch derjenige, der den Drachen Festus und die Argo II gebaut hat. Außerdem besitzt er die Fähigkeit der Pyrokinese, die ihn resistent gegen Hitze und Feuer macht. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Riordan einen Narren an Leo gefressen hat. Denn Leo wird mehr Raum in dieser Reihe eingestanden als vielen anderen Helden. Warum das so ist, wird vor allem im großen Finale der Geschichte deutlich.
Schreibstil, Sprache und Plot sind altbekannt, und da liegt auch eines der Hauptprobleme. Es sind vor allem die Punkte, die ich bereits in den vorherigen Bänden kritisiert habe: Riordans Formelhaftigkeit in Kombination mit einer Heldengeschichte sorgt für einen vorhersehbaren Plot. Egal, wie spannend eine Szene geschrieben ist, wenn man sich ohnehin sicher ist, wer am Ende ohne Verluste gewinnt, wirken selbst Kampfszene auf Kampfszene ermüdend. Ich habe beim Lesen deutlich gespürt, wie wenig ich mit den Helden mitfiebere, weil am Ende ohnehin alles gut wird. Schlimmer noch, ich konnte kaum emotionalen Bezug zu den Figuren in Das Blut des Olymp aufbauen. Ich mochte die Helden zwar, habe aber selten mit ihnen mitgefiebert.
Das große Finale hat mich leider auch enttäuscht. Der gesamte Plot baut auf der Wiederauferstehung Gaias auf, wird über fünf Bände aufgebauscht, um dann erstaunlich rasch abgehandelt zu werden. Das Ende ist stellenweise spannend, aber viel zu schnell beendet und zu vorhersehbar. Schlimmer noch: Mir hat der Epilog besser gefallen als der Kampf. Ich mochte die Verknüpfung zwischen Griechischer und Römischer Mythologie, an das Ende von Percy Jackson kommt diese Reihe aber nicht heran. Es ist ein polierter Abschluss der Geschichte, der aber zu banal und einfallslos geraten ist.
Fazit
Es tut mir leid, es so hart zu formulieren, aber Das Blut des Olymp ist leider der schlechteste Band der Helden des Olymp. Ich hatte mich wirklich auf ein spektakuläres und raffiniertes Finale gefreut, wurde aber nur mit Heldengeschichten-Einheitsbrei abserviert. Vor allem dem letzten Band von Rick Riordan fehlt es an Innovation. Hinzu kommt eine unglückliche Anzahl und Auswahl von Erzählern sowie die allgegenwärtige Formelhaftigkeit. Insgesamt ist dies eine unterhaltsame Reihe mit liebenswürdigen Figuren, die emotional aber wenig zu überzeugen weiß. Das mag auch an mir liegen, denn ich habe das Gefühl, dass ich immer mehr aus Riordans Geschichten herauswachse. Allerdings bin ich mir auch sicher, dass das nicht das einzige Problem hierbei ist. Deswegen kann ich Das Blut des Olymp aus dem Jahr 2015 leider nur zwei von fünf Federn geben. Für Fans von Percy Jackson ist die Reihe sicherlich einen Versuch wert. Zu meinen persönlichen Lieblingsreihen wird sie aber nicht gehören. Auf meinem SuB liegt noch die Magnus Chase-Reihe, nach diesem ernüchternden Finale bin ich aber aktuell etwas demotiviert sie zu lesen und freue mich vorerst lieber auf Bücher von anderen Autorinnen und Autoren.
Ihr braucht eine Zweitmeinung? Lea von „Liberiarium“ hat ebenfalls eine lesenswerte Rezension über dieses Buch geschrieben:
Liberiarium: Das Blut des Olymp