Die Kane-Chroniken: Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken: Der Feuerthron
30. September 2021 0 Von lara

Von Pyramiden und Mumien

Meine September-Rezension 2021

Mit „Die Kane-Chroniken: Der Feuerthron“ habe ich nun den zweiten Band der Jugendbuch-Trilogie von Rick Riordan gelesen. Der Autor studierte Englisch und Geschichte im Bundesstaat Texas der USA. Als Lehrer unterrichtete er die Mittelstufe unter anderem in griechischer Mythologie. Zudem ist er seit seiner Kindheit Fantasy-Fan. „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien soll Riordan zehnmal gelesen haben. Für seinen Sohn erfand er dann die Gute-Nacht-Geschichte von Percy Jackson, einem griechischen Halbgott mit Legasthenie. Die Idee eines weltweiten Bestsellers war geboren. Heute ist Riordan hauptberuflicher Jugendbuchautor, dessen Bücher sich inhaltlich mit allen möglichen Mythologien befassen. „Die Kane-Chroniken: Der Feuerthron“ erschien 2013 auf Deutsch und thematisiert die ägyptische Mythologie.

Inhalt

Drei Monate nach dem Sieg über den Gott des Chaos Seth ist in das Leben des 14-jährigen Carter und seiner zwei Jahre jüngeren Schwester Sadie Kane noch keine Ruhe eingekehrt. Der Schlangengott Apophis ist entkommen und droht pünktlich zum Frühling die Sonne zu verschlingen. Das kann nur der Sonnengott Re verhindern, doch dieser muss durch die Sonnenlitanei geweckt werden. Als wäre das Finden drei magischer Schriftrollen nicht schon Arbeit genug, müssen die Geschwister auch noch Nachwuchs-Zauberer unterrichten, in deren Adern das Blut der Pharaonen fließt. Dabei will Sadie doch nur in Ruhe mit ihren Freundinnen ihren 13. Geburtstag feiern. Und Carter kann an kaum etwas anderes denken, als die Magierin Zia zu finden.

Cover

Wie schon erwähnt liebe ich die actiongeladenen und detailreichen Cover von Rick Riordan. Die deutschen Cover finde ich sogar noch besser als die originalen. Die Grundtöne dieses Cover sind nachtblau und rot. Im Fokus ist ein sehniger, aber muskulöser Mann, der Römersandalen mit einem Lendentuch und einer Kopfbedeckung wie Tutanchamun trägt. Er sitzt auf einem Thron mit zwei Flügeln als Rückenlehne. Dabei drückt er seine rechte Hand auf die Armlehne des Throns, während er den linken Ellenbogen auf sein linkes Bei drückt, um seinen Kopf in der geschlossenen Hand zu stützen. Eine Augenbraue hat er dabei fragend nach oben gezogen, Höchstwahrscheinlich ist dieser Mann der Sonnengott Re, da er, wie man an seinen Falten erkennen soll, ziemlich alt ist, und weil er auf einem Thron sitzt. Der Mythologie nach soll Re nämlich der erste Pharao gewesen sein. Der Thron steht auf einem ägyptischen Schilfboot, das sich in den Wellen des Upper New York Bay wiegt. Im Hintergrund erkennt man die Freiheitsstatue und die Skyline von Manhattan mit dem Empire State Building. Somit ist klar, in welcher Stadt ein Teil der Geschichte spielt.

Kritik

Noch vor dem ersten Kapitel gibt es, wie schon im ersten Band die Warnung, dass dieses Buch die Abschrift einer Audioaufnahme sei. Zudem gibt es einen kurzen Verweis auf den Vorgänger, damit der Leser die Reihenfolge nicht vertauscht. Mit über 500 Seiten und 24 Kapiteln ist der zweite Band kürzer als „Die rote Pyramide“. Wieder tragen die Kapitel so skurille und witzige Namen wie „Das Mordkomplott des Eisverkäufers“, „Ein Vogelbad bringt mich fast um“ oder „Menschikow organisiert ein fröhliches Erschießungskommando“, die erst Sinn ergeben, wenn man sie gelesen hat.
„Carter hier.“, ist der erste, recht unspektakuläre Satz des ersten Kapitels. Dennoch beinhalten diese zwei Wörter zwei wichtige Informationen. Erstens: Der Erzähler heißt Carter und es gibt noch einen weiteren Erzähler, sonst würde er nicht betonen, dass er gerade spricht. Zweitens: Mit „hier“ signalisiert Carter, dass er im Präsens spricht und von seinen Abenteuern retrospektiv berichtet. Die andere Ich-Erzählerin ist Sadie, mit der sich Carter, wie schon im Vorgänger, abwechselt.
Sadie ist die jüngere der beiden Geschwister. Sie hat langes dunkelblondes Haar, das sie gerne mit roten oder lila Strähnchen färbt. Optisch könnte sie kaum weiter von ihrem Bruder entfernt sein. Sie hat hellere Haut und blaue Augen, aber auch ihr Kleidungsstil weicht von seinem ab. Am liebsten trägt sie ihre Springerstiefel mit zerschlissenen Jeans und Kopfhörer um den Hals. Außerdem hat sie das Isis-Amulett ihrer verstorbenen Mutter als Kette bei sich. Im Gegensatz zu Carter ist Sadie nicht bei ihrem Vater aufgewachsen, sondern bei ihren Großeltern mütterlicherseits. Zwar beschwert sich Sadie gelegentlich über sie, zum Beispiel, dass ihrer Oma beim Backen immer die Kekse verbrennen, aber eigentlich schätzt sie die beiden sehr. Sadie ist ein temperamentvolles, rebellisches und halsstarriges Mädchen, das sich mit Regelbrüchen immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Sie hat jedoch auch eine gute Intuition in kniffligen Situationen. Außerdem schwärmt sie für den Gott Anubis, doch sie weiß auch, dass sie mit ihm keine Beziehung führen könnte. Ich mag die Kaugummi kauende Sadie, auch wenn sie manchmal unüberlegt sich und andere in Gefahr bringt.
Wie bereits im Vorgänger wird hier das Unterhaltsame mit dem Lehrreichen verbunden. Wer dachte, dass er im ersten Band schon alles über die ägyptische Mythologie weiß, täuscht sich. Über Horus, Isis und Seth hat man viel gelernt, aber dass der Sonnengott Re je nach Tageszeit eine andere Gestalt annimmt, oder dass in Hieroglyphen nur Konsonanten dargestellt werden, sind neue Infos.
Immer wieder habe ich betont, dass Riordans Jugendbücher der Urban Fantasy zuzuordnen sind, aber ich habe schon lange nicht mehr erklärt, was Urban Fantasy eigentlich ist. Es ist ein Subgenre der Fantasy, welches sich dadurch auszeichnet, dass der Protagonist erst denkt, in unserer realen Welt zu leben, bis ein schicksalhaftes Ereignis dazu führt, dass er erkennt, dass es neben der langweiligen Realität auch etwas Magisches gibt: eine Parallelwelt. Diese Welt können nur Auserwählte betreten oder es gibt einen Mechanismus, der dazu führt, dass normale Menschen das Übernatürliche in ihrer Umgebung nicht wahrnehmen. Seit Harry Potter ist Urban Fantasy nicht mehr aus der Jugendbuch-Szene wegzudenken, und auch Percy Jackson sowie Riordans andere Werke gelten als Paradebeispiele für dieses Genre.
Es gibt übrigens wieder eine Anspielung auf Percy Jackson. Als Carter in Brooklyn rüber nach Manhattan blickt, denkt er daran, dass sein Onkel ihm gesagt habe, der Stadtteil hätte seine eigenen Probleme. Außerdem erklärt er: „einmal meinte ich ein fliegendes Pferd zu erkennen“. Hat Carter da vielleicht den Pegasus Blackjack gesehen?
Der Schreibstil und die Sprache sind weiterhin einfach, frisch und humorvoll. In Kampfszenen bleibt es temporeich und der Spannungsbogen wird übermäßig oft nach oben gezogen, obwohl dies für meinen Geschmack schon fast zu oft geschieht. Die Protagonisten hasten teilweise von einem Kampf über eine Verfolgungsjagd in den nächsten Konflikt und wieder in einen Kampf. Das mag zwar anfangs unterhaltsam sein, mit der Zeit stumpft man allerdings ein wenig ab und ahnt schon, dass auch dieses Mal alle mehr oder weniger glimpflich davon kommen werden oder nur zeitweise angeschlagen sind. Vielleicht habe ich bei meinem insgesamt siebten Riordan nun auch einfach das Schema verstanden. Es wäre einfach schöner, wenn Riordan langsam auch mit altbewährten Mustern brechen würde. Zu allem Überfluss sind mir kleinere Fehler aufgefallen, die offenbar bei der Übersetzung passiert sind. Der gravierendste, aber auch witzigste Fehler findet sich in Kapitel 20, als Sadie jemandes „Haar wie ein extralanger Bieberschwanz“ beschreibt. Ich meine, ernsthaft? Das Tier heißt Biber, aber Justin heißt Bieber. Vertiefen wir also lieber nicht, woran die Übersetzerin hier wohl heimlich gedacht hat.
Das Ende ist zwar unterhaltsam und spannend, kommt aber nicht an das des Vorgängers heran. Auch wenn wieder nicht alle Figuren das Finale lebend überstehen, war der Überraschungseffekt nicht allzu groß. Es bleiben viele Fragen offen, weshalb ich den Drang verspürte weiterzulesen, um die Reihe abzuschließen.

Fazit

Allein dass ich für „Die Kane-Chroniken: Der Feuerthron“ fast einen Monat gebraucht habe beweist, dass mich das Jugendbuch nicht wirklich packend konnte. Es war ganz nett, denn Stil, Spannungsbogen und Humor waren, wie immer bei Rick Riordan, solide und unterhaltsam. Dennoch sticht es neben seinen anderen Werken weniger positiv hervor, zum Beispiel durch den „Bieberschwanz“ oder der repetitiven Erzähltechnik. Deswegen gehört der zweite Band der Kane-Trilogie eher zu den schwächsten Büchern Riordans, obwohl es an sich immer noch nicht schlecht ist. Aus diesem Grund gebe ich diesem Buch drei von fünf Federn. Den letzten Band der Reihe „Die Kane-Chroniken: Der Schatten der Schlange“ werde ich dennoch direkt im Anschluss lesen, um die Reihe abschließen zu können.