Selection – Die Krone

Selection – Die Krone
26. Juli 2021 0 Von lara

Sechs Kandidaten. Eine Prinzessin.

Meine dritte Juli-Rezension 2021

Aktuell läuft ja die achte Staffel von „Die Bachelorette“ im deutschen Free-TV. Zwar verfolge ich die Sendung nicht, die Vorschau hat mich jedoch daran erinnert, dass ich momentan ein Buch lese, das nach einem ganz ähnlichen Schema funktioniert. Eine Frau hat eine Vielzahl an männlichen Bewerbern, von denen einer ihr zukünftiger Partner werden soll. „Selection – Die Krone“ ist der fünfte und letzte Band der Selection-Reihe von Kiera Cass. Doch im Gegensatz zur Bachelorette ist die junge Frau hier keine Akademikerin, sondern eine Prinzessin. Seit etwa einem Jahr kursieren Gerüchte, dass die Selection-Reihe, deren letzter Band 2016 erschien, als Netflix-Film adaptiert werden soll. Auch eine Liste des Casts soll es geben, ein offizielles Veröffentlichungsdatum ist bislang aber noch nicht bekannt.

Inhalt

Nach dem Herzinfarkt ihrer Mutter America hat sich die 18-jährige Prinzessin Eadlyn Schreave dazu entschieden, ihre Bewerber auf die sogenannte Elite, die letzten sechs Teilnehmer, zu reduzieren. Nun kämpfen nur noch Gunner, Kile, Ean, Hale, Fox und Henri um Eadlyns Hand und damit um die Position als Prinzgemahl. Doch eigentlich hat Eadlyn ganz andere Probleme. Sie soll nämlich bald den Thron besteigen, obwohl sie beim Volk eher unbeliebt ist. Auch der zerrüttete Zustand Illeás hat kaum nachgelassen, sodass Eadlyn sich neben dem Casting vor allem um diplomatische Verhandlungen kümmern muss.

Cover

Zu den Covern muss ich eigentlich nicht mehr viel sagen, da sind immer dasselbe Grundmuster haben: eine junge Frau in einem glamourösen Kleid. Der Grundton des Covers ist dieses Mal violett. Der Hintergrund ist wie gewohnt ein verspiegelter Raum mit funkelnden Lichtpunkten. Die junge Frau, die Eadlyn darstellen soll, schaut frontal in die Kamera und hat die dunkelbraunen Haare hochgesteckt. Sie trägt ein trägerloses fliederfarbenes Prinzessinnenkleid mit perlenbesetztem Taillengürtel. Der Rock fächert sich in vertikale Spitzensäume auf. Eadlyn hat beide Hände hinter ihrem Rücken, in denen sie ein Diadem hält. Die Gestaltung aller Cover ist extrem gut gelungen, dieses Cover sticht neben den anderen aber nicht sonderlich hervor. Meine Favoriten bleiben die Cover von Band eins und vier.

Kritik

„‚Es tut mir leid‘, sagte ich und wappnete mich für die unvermeidliche Reaktion.“, ist der erste Satz des ersten Kapitels. Daraus kann man schon mehrere Dinge erkennen: Eadlyn bleibt die Ich-Erzählerin im Präteritum, und sie hat inzwischen einen Charakterwandel erfahren. Eine Entschuldigung wäre der eitlen und arroganten Prinzessin früher nie in den Sinn gekommen, doch nun ist sie reifer geworden. Sie ist zu ihren Bewerbern höflich und respektvoll, weshalb sie auch diese Entschuldigung ausspricht. Denn bis auf die ausgewählte Elite schickt sie direkt zu Beginn alle Bewerber nach Hause. Übrigens habe ich Eadlyns Charakterwandel schon in der letzten Rezension kommen sehen. Obwohl ich es grundsätzlich mochte, dass Eadlyn nicht länger so unausstehlich ist, fand ich die Vorhersehbarkeit des Plots doch fad. Mit insgesamt 34 Kapiteln plus Epilog und nicht einmal 350 Seiten, ist „Selection – Die Krone“ der kürzeste Band der gesamten Reihe.
Einen Kandidaten, den Eadlyn schon seit ihrer Kindheit kennt, weil er mit ihr im Palast aufgewachsen ist, ist Kile Woodwork. Er ist der Sohn von Marlee und Carter Woodwork, die in Americas Geschichte eine wichtige Rolle gespielt haben, und als Angestellte im Palast arbeiten. Kile ist 19 Jahre alt, blond und hat blaue Augen. Er ist Architekturstudent, der eine große Leidenschaft für sein Fach hegt. Er entwirft gerne Häuser in seinem Skizzenblock und träumt davon, seine Entwürfe eines Tages in die Realität umsetzen zu dürfen. Eadlyn und er konnten sich als Kinder nicht leiden. Auch als er im Casting ausgelost wurde, war sie alles andere als begeistert davon. Doch irgendwann beginnt es zwischen den beiden doch zu knistern. Kile ist sogar der erste Kandidat, den Eadlyn im Casting küsst. Er ist auf jeden Fall ein liebenswürdiger Charakter, dem meiner Meinung nach aber die Tiefe fehlt.
Zwischendurch habe ich immer wieder das Hörbuch gehört, das von Julia Meier gelesen wird. Die Fassung ist gekürzt, obwohl das Buch selbst ja schon das kürzeste der Reihe ist. Insgesamt fand ich das Hörbuch gut, die Stimme war angenehm und passte gut zu Eadlyn. Nur manchmal hat mich die Aussprache vereinzelter Namen, wie beispielsweise Marid oder Ahren, aus dem Konzept gebracht.
Eadlyns Geschichte ist in einer Dilogie abgehandelt, während die von America eine Trilogie ist. Zusammen ergibt die Selection-Reihe demnach eine Pentalogie. Doch nicht nur an der Dilogie merkt man, dass Eadlyns Part kürzer ist. Der fünfte Band ist, wie erwähnt, der kürzeste, und in der Hörbuchfassung wurde auch großzügig gekürzt. Das tut dem Ganzen nur gut. Americas Geschichte war leider deutlich fesselnder und überraschender. Jedes Mal, wenn ich nach „Selection – Die Krone“ gegriffen habe, habe ich mich unterhalten gefühlt, konnte mich fallen lassen und gedankenverloren dem Plot folgen. Allerdings konnte ich es auch recht problemlos aus der Hand legen, und habe dann nicht weiter darüber nachgedacht, denn es gibt nicht viel, worüber nachzudenken war. Der Schreibstil war flüssig, das Tempo gut gewählt. Die Entwicklung des Plots war meist vorhersehbar, und so gefesselt wie beim ersten Band war ich hier eindeutig nicht. Kurzum, das Buch macht Spaß, hat aber auch keine Ecken und Kanten.
Seit Ende des vierten Bandes hatte ich eine Vermutung, für wen sich Eadlyn letztendlich entscheiden würde, und tatsächlich habe ich recht behalten. Für mich war das eine kleine Enttäuschung, nicht weil ich den Auserwählten nicht mochte, sondern weil ich erneut mit meiner Prognose richtig lag, und damit wieder einen Teil der Geschichte vorhersehen konnte. Am Ende lässt Cass dann doch noch eine kleine überraschende Bombe platzen, der Rest des Finales wird dann aber verhältnismäßig schnell herunter gebrochen und lässt viele Fragen offen, beispielsweise was aus den Kandidatinnen der Elite geworden ist, mit denen America sich angefreundet hatte. Dennoch hat mir die Dilogie gut gefallen, vor allem, weil man so erfahren konnte, was aus den meisten Figuren aus Americas Geschichte geworden ist. Dagegen ist Eadlyns Geschichte leider nur ganz nett. Trotzdem würde ich nächstes Jahr gerne Cass‘ Einzelband „Siren“ lesen und ihm eine Chance geben.

Fazit

Man merkt schon, es sind immer wieder dieselben Stichworte gefallen: unterhaltsam, solide, aber vorhersehbar. „Selection – Die Krone“ fliegt neben den anderen Bänden ein wenig unter dem Radar, macht wenig falsch, ist aber auch fast belanglos. Wenn man ein Buch beiseite legen kann und keinen Gedanken mehr daran verliert, ist das immer ein schlechtes Zeichen. Es gab aber auch nichts, was mich wirklich gestört hätte, im Gegensatz zur Dreiecksbeziehung im zweiten oder Eadlyns Persönlichkeit im vierten Band. An Band eins oder drei kommt der letzte Band der Selection-Reihe von Kiera Cass allerdings nicht heran. Deswegen habe ich mich entschieden, dem fünften Band aus dem Jahr 2016 gute drei von fünf Federn zu geben. Ich bereue nicht, Band vier und fünf gelesen zu haben, bin aber auch froh, dass es keinen weiteren Folgeband gibt, und ich mich nun einem anderen Genre widmen kann.