Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge
25. März 2025 0 Von lara

Neues aus dem Geborgenen Land

Meine zweite März-Rezension 2025


Mit „Die Rache der Zwerge“ endet für mich meine literarische Reise durch das von Markus Heitz geschaffene geborgene Land. Die Reihe war ursprünglich als Trilogie geplant, wurde dann aber durch zwei Fortsetzungen ergänzt, um einige Jahre später dann um zwei Doppelbände erweitert zu werden. Inzwischen besteht die Reihe also aus satten neun Bänden. Trotzdem hat es sich für mich richtig angefühlt, nach dem dritten Band, der 2005 erschienen ist, die Reihe hinter mir zu lassen. Vor allem, da der vierte Band 250 Jahre nach dem dritten spielt, bietet es sich sehr an, hier einen Cut zu machen. Außerdem hat mir die High Fantasy-Reihe einfach nicht gut genug gefallen, um mich auf weitere tausende Seiten einzulassen. Warum das so ist, erkläre ich euch ausführlich in dieser Rezension.

Inhalt

Fünf Jahre sind seit der Schlacht von Porista vergangen. Tungdil Goldhand lebt mit seiner Ehefrau Balyndis zurückgezogen in Lot Ionans ehemaligem Stollen, doch glücklich ist er nicht. Seit ihr gemeinsamer Sohn Balodil bei einem Unglück ums Leben gekommen ist, gibt sich Tungdil die Schuld an seinem Tod und ist schwerer Alkoholiker. Erst Boï
ndil Zweiklinge, der ihn bei der Neugründung des Fünften Zwergenreiches trifft, entfacht in Tungdil neuen Lebensmut. Gemeinsam planen sie, ins Jenseitige Land zu reisen, um Gerüchten über Mischwesen nachzugehen, die auf der Jagd nach den Diamanten der Eoîl sind. Als dann auch noch der versteinerte Lot Ionan verschwindet, ahnt Tungdil, dass das Geborgene Land erneut in Gefahr ist.

Cover

Wie schon die vorherigen Cover zeigt auch dieses einen Grashügel, in den eine Doppelaxt geschlagen ist. An der oberen Klinge blitzt eine Reflexion auf, während ein blauer Zauber um den Stiel wabert. Im Hintergrund fliegt die Silhouette eines Vogels und im oberen Bereich ist ein grünlicher Ork im Profil. Sein Mund ist geöffnet und entblößt spitze, schiefe sowie faulige Zähne. Es scheint, als würde der Ork brüllen oder angreifen. Der Ork ist auch das Element, das sich am meisten von den anderen Buchcovern abhebt. Den dunkelgrünen Farbton dieses Covers mag ich zwar, aber die aktuellen Cover, die seit 2016 gedruckt werden, finde ich noch ansprechender.

Kritik

„Gronsha blieb stehen und horchte in die unsäglich dichten Nebelschwaden, die seine gelben Augen nicht durchdringen konnten, obwohl er zu den besten Kundschaftern des Heeres von Fürst Ushnotz gehörte.“, ist der erste Satz des Prologs. Für diejenigen, die die ersten beiden Bände von Die Zwerge nicht gelesen haben, hat dieser Satz kaum Aussagekraft. Wer die Saga jedoch kennt, wird wissen, dass Ushnotz einer der drei Orkfürsten aus Toboribor ist, der mit den Albae ein Bündnis geschlossen hat. Daher weiß der kundige Leser dann auch, dass Gronsha ebenfalls ein Ork sein muss. Das ist insofern interessant, als dass man am Ende des zweiten Bandes davon ausgehen konnte, dass es im Geborgenen Land keine lebenden Orks mehr gibt, nachdem die Eoî
l alle Kinder Tions hingerichtet haben. Ihr merkt, man muss schon tief in der Lore stecken, bevor man sich diesen Band zu Gemüte führt. Daher mein Rat: Haltet beim Lesen von Die Zwerge unbedingt die richtige Reihenfolge ein!

Auch in diesem Band gibt es ein Personenverzeichnis, in dem aber nicht alle relevanten Figuren verzeichnet sind, vielleicht wegen Vermeidung von Spoilern. Zudem gibt es wieder eine sehr minimalistische Karte des Geborgenen Landes, leider aber nicht des Jenseitigen Landes, obwohl es in diesem Buch eine wichtige Rolle spielt. Mit fast 650 Seiten und 21 Kapiteln plus Prolog ist „Die Rache der Zwerge“ des bisher dickste Band der Reihe. Dabei hat sich in meiner Ausgabe aber ein Fehler eingeschlichen, denn das Kapitel 18 wird zweimal aufgelistet, weshalb das letzte Kapitel als Kapitel 20 betitelt wird, obwohl es eigentlich das 21. ist. In der Hörbuch-Version, gelesen von Johannes Steck, war dieser Fehler aber behoben. Da das Buch wirklich umfangreich ist, kann ich euch nur empfehlen, zwischendurch auch das Hörbuch zu nutzen, das ihr bei Spotify kostenlos hören könnt.

Eine der Figuren, die Tungdil schon auf seinem Weg zur Esse Drachenbrodem im ersten Band begleitet hat, und die immer noch eine große Rolle spielt, ist der Mime Rodario. Er ist Schauspieler und verdient sein Geld mit der Inszenierung und Vorführung von Theaterstücken. Gemeinsam mit Furgas und Narmora gehört er zu den Gefährten, die an der Herstellung der Feuerklinge beteiligt waren. Außerdem ist Rodario ein absoluter Frauenheld und nicht selten ist er auf der Flucht vor betrogenen Ehemännern. Laut Buch hat er aristokratische Gesichtszüge, ein Kinnbärtchen, braune Augen und lange braune Haare. Er soll stets auf sein Äußeres achten und gut gekleidet sein. Wenn ich Rodario anfangs noch oberflächlich und anstrengend fand, vielleicht auch wegen des eigentümlichen Akzents, mit dem er im Hörbuch gesprochen wird, mochte ich ihn mit der Zeit immer mehr. Anfangs mag er wie ein überheblicher Trottel erscheinen, aber eigentlich hat er das Herz am rechten Fleck und kämpft mutig für das Gute in der Welt.

Dennoch bin ich mit dem dritten Band der Reihe leider nicht wirklich warm geworden. Das lag auch am eher sachlichen und nüchternen Schreibstil, den Heitz verwendet. Nie war ich während des Lesens wirklich emotional involviert. Auch wenn es dynamische und teils martialische Sprache gibt, ist es mir bei den meisten Figuren nicht gelungen, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Eine Nebenfigur stirbt durch einen Hinterhalt, die man nur aus steifen Dialogen kennt? Naja, wen juckt das schon? Es sind vielleicht auch die zahllosen Kampfszenen, die den Spannungsbogen wohl künstlich am Leben erhalten sollen. Die lesen sich dann irgendwann nur noch so: „Er erschlug einen Ork. Und dann noch einen. Und dann noch einen. Und dann noch einen, denn er ist voll die krasse Heldenfigur.“ Versteht mich nicht falsch, Heitz‘ Stil ist an sich gar nicht schlecht. Es ist aber die Mischung aus einer Wiederholung sprachlicher Maschen und dem Drang, die nächste Bedrohung noch größer als die zuvor erscheinen lassen zu müssen, die in dieser Reihe auf Dauer ermüdet.

Auch der Plot erfindet das Rad nicht gerade neu. Dieses Mal geht es um einen Haufen Diamanten, die an die verschiedenen Völker und Nationen im Verborgenen Land verteilt werden und um die jeder Sorge tragen muss. Einer davon ist aber ein besonderer Diamant mit magischen Kräften, der viel wertvoller ist als die anderen. Aber niemand weiß, wo der Eine Diamant ist. Klingt verdächtig nach den Ringen der Macht und dem Herrscherring aus Herr der Ringe, oder? Es wäre doch ein glatter Zufall, wenn der Diamant am Ende zu mächtig ist und böse Kräfte aufs Spiel ruft, oder? Bei High Fantasy ist es selbstverständlich kaum vermeidbar, Teile seiner Ideen von Tolkien zu haben. Aber bis zum dritten Band ist es Heitz meiner Meinung nach wenig gelungen, seiner Welt der Zwerge kulturell und geografisch einen eigenen Stempel aufzudrücken. Ich habe mich wieder dabei erwischt, wie ich kleinere Erzählstränge überflogen habe oder wie ich beim Hörbuch immer wieder gedanklich abgeschaltet habe. Im Grunde genommen ist es kein schlechter Plot, ich hatte aber irgendwie den Eindruck, dass die Fortsetzung einen Plot gebraucht hat, aber der Plot keine Fortsetzung.

Das Ende war ein zweischneidiges Schwert. Nach hunderten Kampfszenen mit dämlichen Sprüchen, die zeigen sollen, wie cool unsere Helden doch sind, ist man gegen Actionszenen erfolgreich immunisiert. Spannend wird es dann aber noch einmal nach dem großen Finale und es gibt eine Wendung, die mich positiv überrascht hat. Es wird klar angedeutet, dass die Reihe hier noch nicht abgeschlossen ist. Da mich „Die Rache der Zwerge“ allerdings nicht ausreichend überzeugt hat, steige ich an dieser Stelle bei Die Zwerge aus. Das ist insofern auch ein guter Zeitpunkt, als dass die Fortsetzung „Das Schicksal der Zwerge“ 250 Jahre später spielt. Zeitlich nutze ich diese Lücke also für meinen Absprung.

Fazit

„Die Rache der Zwerge“ von Markus Heitz bietet eine solide Fortsetzung mit zahllosen Kampfszenen und einem neuen Abenteuer für Tungdil und seine Freunde. Dennoch habe ich bis zuletzt keinen emotionalen Bezug zu dieser Geschichte gefunden. Heitz‘ Schreibstil ist zweifellos in Ordnung, doch auf Dauer werden die sprachlichen Schwächen spürbarer. Wer auf sehr klassischer High Fantasy steht, die zu großen Teilen von Tolkien inspiriert ist, macht hier sicher einen guten Fang. Wer jedoch nach einem bahnbrechenden und innovativen Plot sucht, der voller raffinierter Intrigen steckt, wird hier eher enttäuscht. Die eher mittelmäßige Story ist in vielen Teilen vorhersehbar und die endlosen Kämpfe fand ich irgendwann nur noch ermüdend. Deswegen erhält der dritte Band von Die Zwerge drei von fünf Federn. Da ich keine weiteren Bücher von Heitz auf dem SuB habe, werde ich erst einmal keine weiteren Bücher mehr von ihm lesen.