Der Krieg der Zwerge

Ein modernes Herr der Ringe?
Meine Februar-Rezension 2025
Nach dem bahnbrechenden Erfolg des ersten Bandes der High-Fantasy-Reihe Die Zwerge von Markus Heitz warteten Fans sehnsüchtig auf die Fortsetzung Der Krieg der Zwerge, die dann 2004 veröffentlicht wurde. Der Hype um diese Reihe führte 2012 auch zur Veröffentlichung des Brettspiels Die Zwerge, welches für 2-5 Spieler und auf zwei Stunden Spielzeit ausgelegt ist. 2013 erschien dann der erste Band der Graphic-Novel-Reihe „Die Zwerge“ und 2016 folgte dann das gleichnamige Computerspiel. Der kommerzielle Erfolg dieser Reihe ermöglichte es dem Autor erst, sich hauptberuflich dem Schreiben zu widmen. 2005 gewann Der Krieg der Zwerge dann den Deutschen Phantastikpreis für den besten nationalen Roman. Ich war also gespannt, ob mir der zweite Band genauso gut gefällt wie der erste.
Inhalt
Nach der Schlacht am Schwarzjoch gegen den verrückt gewordenen Zauberer Nôd’onn kehrt Tungdil Goldhand mit seinen Zwergenfreunden zurück zum Stamm der Zweiten, um der Wahl des Zwergengroßkönigs beizuwohnen. Völlig überraschend lehnt Tungdil dort seinen Anspruch auf den Thron ab, und so wird Gandogar Silberbart zum nächsten Zwergengroßkönig gekrönt. Nach der Krönungsfeier macht Tungdil seiner geliebten Balyndis einen Heiratsantrag, doch auch wenn sie ihn annimmt, erlebt das Paar daraufhin einen herben Rückschlag. Als Tungdil bei ihren Eltern um ihre Hand anhält, lehnen diese ab, denn sie haben bereits eine Verlobung mit dem Zwerg Glaïmbar Scharfklinge arrangiert. Am Boden zerstört steckt Tungdil seine Kräfte in den Schutz des Geborgenen Landes. Denn das Zwergenreich der Ersten wurde von einer schweren Lawine erschüttert, die angeblich von Meteoriten ausgelöst wurde. Außerdem haben die Toboribor-Orks eine mysteriöse Flüssigkeit entdeckt, die sie schwarzes Wasser taufen. Nach dem Trinken macht das Wasser nahezu unsterblich, was die Orks nutzen, um ihre Macht zu vergrößern. Und so ist die Sicherheit des Geborgenen Landes einmal mehr in Gefahr.
Cover
Das Cover zeigt erneut eine imposante Doppelaxt, die in einen Grashügel geschlagen ist. Die reichlich verzierte Waffe soll wahrscheinlich die Feuerklinge darstellen, die im ersten Band geschmiedet wurde, um Nôd’onn zu töten. Dieses Mal ist das Cover jedoch in einem schimmernden, blauen Farbton gehalten. Wie schon im ersten Band sind im Hintergrund ein paar fliegende Vögel sowie eine Dämonenfratze zu erkennen. Im Allgemeinen gibt es bis auf die Farbgebung keinen großen Unterschied zum ersten Cover. Ich möchte auch hier noch einmal betonen, dass ich die neueren Cover, die seit 2016 gedruckt werden, noch schöner finde. Das Cover des zweiten Bandes zeigt z.B. einen schwarz-goldenen Kriegshammer auf grauem Grund.
Kritik
„Die Schneeflocken wirbelten unruhig umher.“, ist der erste Satz des Prologs. Auf dem ersten Blick mag er nicht viel mehr hergeben, als dass die Handlung im Winter spielt. Das kleine Adjektiv „unruhig“ deutet aber darauf hin, dass es stürmisch ist, wodurch ganz unterschwellig eine leise Bedrohung angebahnt wird. Diese Bedrohung ist die Lawine, die die Außenfestung der Ersten treffen wird und bei der auch Boëndal unter den Schneemassen begraben wird. Bereits zu Beginn bangt der Leser also schon um das Leben einer bekannten Figur aus dem ersten Band. Die Geschichte wird wieder von einem auktorialen Erzähler im Präteritum erzählt. Zur Orientierung dienen ein Personenverzeichnis sowie eine nicht sonderlich hübsche Karte des Geborgenen Landes, auf der aber nicht alle Orte verzeichnet sind, sondern nur jene, die für Der Krieg der Zwerge eine Rolle spielen. Die Geschichte ist mit fast 600 Seiten, die zwei Teile mit insgesamt 18 Kapiteln sowie einem Prolog umfassen, minimal kürzer als der erste Band.
Eine der Hauptfiguren ist der Zwerg Boïndil Zweilklinge aus dem Clan der Axtschwinger vom Stamm der Zweiten. Er ist Tungdils treuer Gefährte und begleitet ihn auf viele seiner Abenteuer. Boïndil ist, typisch für einen Krieger, muskulös und gedrungen. Er hat einen schwarzen, krausen Bart, braune Augen und trägt immer ein Kettenhemd und zwei kurzstielige Beile mit sich. Der Zwerg ist temperamentvoll, denn er wird unruhig und wütend, wenn er eine Zeit lang nicht gegen Orks kämpfen kann. Boëndal ist sein Zwillingsbruder, auch wenn die beiden sehr unterschiedliche Persönlichkeiten haben. Boïndil trägt die Schatten seiner Vergangenheit mit sich herum, denn während eines Kampfes gegen Orks soll er in einen Blutrausch verfallen sein und dabei unabsichtlich seine Geliebte Smeralda getötet haben. Für gewöhnlich ist er aber ein gutmütiger Zwerg, der aufgrund seiner Einfältigkeit manchmal unfreiwillig komisch erscheint. Auch wenn ich an Boïndil als Figur besonderen Gefallen gefunden habe, erinnert er mich doch manchmal zu sehr an Gimli aus „Der Herr der Ringe“ mit seiner Grundskepsis gegenüber Elben sowie dem irren Gelächter, wenn er sich in die Schlacht stürzt.
Heitz‘ Schreibstil ist wie zuvor einfach und schnörkellos. Auch das Tempo ist wieder rasant, was dafür sorgt, dass es kaum Längen auf den knapp 600 Seiten gibt. Zudem kann ich für Der Krieg der Zwerge ganz besonders die Hörbuch-Version gelesen von Johannes Steck empfehlen. Womit ich jedoch dieses Mal Probleme hatte, war der Plot. Dieser Band kommt beinahe vollständig ohne einen roten Faden aus. Tungdil läuft wie ein kopfloses Huhn durch das Geborgene Land und man merkt schnell, dass er im Gegensatz zu Die Zwerge kein richtiges Ziel hat. Konflikte werden hier aufgereiht wie Perlen auf einer Kette: Es wird erst ein Problem gelöst, bevor sich einem anderen gewidmet wird. Dadurch wirkt die Handlung unnatürlich geordnet. Zwar gibt es eine Menge Erzählstränge, viele davon tragen aber kaum etwas zum eigentlichen Plot bei. Die einzigen Erzählstränge, die mich wirklich fesseln konnten, waren die von Tungdil und seiner schwierigen Beziehung zu Balyndis sowie der der schwangeren Narmora, die dazu gezwungen ist, als Famula in die Lehre der Maga Andôkai zu gehen, um ihrem geliebten Furgas das Leben zu retten. Andere Stränge, wie den um den Zwerg Lorimbas Stahlherz, den Ork Ushnotz oder die Albin Ondori habe ich eher an mir vorbei plätschern lassen.
Es werden zwar Intrigen geschmiedet, aber in beiden Fällen kann man den Braten schnell riechen und ist von der Auflösung entsprechend wenig überrascht. Im Gegensatz zum armen Tungdil war mir nach etwa 350 Seiten schon klar, wer ihn da arglistig hinters Licht führt. Auch die Antagonisten sind lange nur schwer zu greifen und es benötigt ungelogen das halbe Buch, bis diese überhaupt in den Plot eingeführt werden. Zwar hat mir Tungdils innerer Kampf, einen Platz in der Zwergengesellschaft zu finden und sich verschiedenen Werten und Normen anzupassen, gut gefallen. Insgesamt finde ich den zweiten Band inhaltlich aber deutlich schwächer als den ersten.
Das Ende bietet zwar ein raffiniertes Finale, es konnte mich aber auch nicht so sehr fesseln wie das des ersten Bandes. Man muss Heitz zugute halten, dass er nicht davor zurück scheut, viele altbekannte Figuren sterben zu lassen und man kann nie sicher sein, dass die Lieblingsfigur überlebt. Allerdings habe ich zu vielen Figuren keine wirklich emotionale Verbindung aufbauen können, und wenn sie dann sterben, ist es irgendwie ein bisschen traurig aber auch ein bisschen egal. Wobei es mir bei einer Figur dieses Mal ganz besonders leid tat. Abschließend wird angedeutet, dass die Geschichte der Zwerge hier noch nicht abgeschlossen ist.
Fazit
Insgesamt ist „Der Krieg der Zwerge“ von Markus Heitz eine gute Fortsetzung, auch wenn er nicht an den ersten Band heran reicht. Lange ist gar nicht klar, wer hier eigentlich der Antagonist ist und das hat auch dazu geführt, dass der Plot ein wenig kopflos wirkt. Der Schreibstil passt gut, das Worldbuilding wird erweitert, aber dennoch ist die Geschichte einfach weniger episch. Manche Erzählstränge wirken zu unwichtig, insbesondere den der Albin Ondori finde ich rückblickend fast überflüssig. Und auch die geschmiedeten Intrigen sind durchaus vorhersehbar. Trotz des linearen Storytellings hat die Fortsetzung jedoch ihren eigenen Charme und neue Ideen. Deswegen erhält der zweite Band der High Fantasy-Reihe von mir drei von fünf Federn. Ich werde direkt im Anschluss den dritten Band „Die Rache der Zwerge“ lesen und dann entscheiden, ob ich mir weitere Bücher der Saga zulegen möchte oder nicht.

Hallo Lara,
Ich bin zufällig durch eine Google-Suche nach Rielle und Tyen aus Magie der tausend Welten auf deinem Blog gelandet und sehe das du im Moment die Zwergensaga von Markus Heitz liest, welche ich selbst nach 15 Jahren wieder durchlese.
Das lustige daran: Ich habe eben „Der Krieg der Zwerge“ weggeräumt und „Die Rache der Zwerge“ aus dem Regal geholt und du liest im Moment exakt dasselbe Buch !! 😀
Das meine Suche aber nicht der Buchreihe gegolten hat, macht es nur umso besser 😛
Viel Spaß beim Lesen, ich hoffe dir gefällt der dritte Teil besser!
Ich habe im Januar schon den fünften Teil als Hardcover im ursprünglichen Design bestellt, also habe ich noch ein bisschen was vor mir 😀
Hallo Florian,
vielen Dank für deinen netten Kommentar! Ist ja witzig, dass du gerade dasselbe Buch liest wie ich 🙂
Da die Zwergen-Reihe ja schon einige Jahre auf dem Buckel hat, hätte ich nicht gedacht, dass sie da draußen noch von jemandem gelesen wird, aber umso besser 😀
Ich bin inzwischen bei der zweiten Hälfte, und ich habe für mich entschieden, dass ich die Reihe erst einmal nicht fortsetzen werde. Ich habe auch gehört, dass zwischen Band 3 und 4 ein großer Zeitsprung ist, also bietet sich das glaube ich ganz gut an.
Ich wünsche dir aber noch ganz viel Spaß beim Lesen der restlichen Bände 😉