Ana und Zak
Eine nerdige Lovestory
Meine zweite September-Rezension 2024
Das Motto für die Lesechallenge im September lautete: „Es wird Zeit – Befreie eine SuB-Leiche“. Für mich immer das leichteste Motto, denn ich habe leider sehr viele ungelesene Bücher. Ein Buch, das ich mir 2018 gebraucht gekauft habe, und das wirklich sechs Jahre darauf warten musste gelesen zu werden, ist „Ana und Zak“ von Brian Katcher. Das Jugendbuch erzählt die nerdige Lovestory der Klassenbesten Ana und dem Faulpelz Zak, die gegen ihren Willen zusammen arbeiten müssen und dabei feststellen, dass sie doch mehr gemeinsam haben, als sie anfangs dachten. Das Buch erschien 2017 auf Deutsch und ist inzwischen nicht mehr im Buchhandel erhältlich. Wenn ihr diese herzerwärmende Geschichte also noch lesen wollt, müsst ihr sie wohl oder übel gebraucht kaufen. Wenn das also mal kein SuB-Leiche ist, weiß ich auch nicht.
Inhalt
Die 18-jährige Highschool-Schülerin Ana Watson ist das Sandwich-Kind in der Familie. Ihre ältere Schwester Nichole wurde von ihren Eltern rausgeworfen, weil sie sich nicht an die strengen Regeln gehalten hat. Nun liegt alle Hoffnung auf Ana, die nie Probleme macht, immer gute Noten schreibt und fleißig auf ein College-Stipendium hinarbeitet. Dafür fährt sie am Wochenende vom 2.-4. März mit ihrer Lehrerin Mrs. Brinkham und ihren Mitschülern Landon, Sonya sowie ihrem kleinen Bruder Clayton auf eine Quiz-Meisterschaft in Seattle. Dass jedoch der unausstehliche Nerd Zak auch mitfährt, ahnt sie zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Eigentlich will Zak Duquette das Wochenende auf der Convention Washingcon in Seattle verbringen. Da er von seiner Lehrerin jedoch dabei erwischt wurde, wie er einen kopierten Wikipedia-Artikel als Hausaufgabe abgegeben hat, ist seine Versetzung gefährdet. Mrs. Brinkman gibt ihm noch eine letzte Chance: Sollte er als Ersatzmann an der Quiz-Meisterschaft für die Meriwether-Lewis-Highschool in Seattle teilnehmen und sich dort beweisen können, darf er den Aufsatz neu schreiben. Doch dann läuft Anas Bruder Clayton weg und Zak weiß, dass er ordentlich Ärger bekommen wird, wenn er der nervigen Streberin Ana nicht bei der Suche hilft.
Cover
Ich liebe dieses Cover sehr, weil es den Nerd-Charakter der Geschichte so gut wiedergibt. Auf hellblauem Grund sind dunkelblaue Linien verteilt, die einem Labyrinth ähneln. Darin befinden sich drei rote Pixelherzen sowie die Protagonisten Ana und Zak ebenfalls in einer 16-Bit-Optik, die an alte Videospiele erinnert. Dabei hält Ana einen Bogen in ihrer Hand und über ihrer Schulter schaut ein Köcher mit Pfeilen hervor, da Bogenschießen ihr Hobby ist. Generell erinnert mich das Cover an das Spiel Pacman. Mit den Herzen wird natürlich verdeutlicht, dass es hier um eine Lovestory geht. Kurzum, das Cover ist wirklich passend gewählt. Zu schade, dass die deutschsprachige Ausgabe nicht länger produziert wird.
Kritik
Zak und Ana fungieren hier abwechselnd als Ich-Erzähler im Präsens, wobei Zak beginnt. Auf über 300 Seiten sind die Kapitel recht kurz und linear erzählt, sodass sich die Geschichte wie ein Schlagabtausch zwischen Ana und Zak anfühlt. Gerade, weil sich die beiden anfangs nicht leiden können, sind die wechselnden Perspektiven amüsant und erfrischend. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass sie sich im Verlauf der über 300 Seiten langsam annähern.
Das Leben der 18-jährigen Ana Watson verläuft auf den ersten Blick sehr gut. Sie ist eine ausgezeichnete Schülerin, die niemals Ärger macht. Sie ist klug, brav, zielstrebig und fleißig. Jede Minute ihres Kalenders ist durchgeplant und sie ist allgemein sehr hart zu sich selbst. So ist sie auch mit ihren störrischen blonden Locken und ihrer dünnen Figur nicht zufrieden. Schnell wird klar, dass sie diesen Ehrgeiz aber nicht für sich selbst, sondern für ihre Eltern hat. Sie hat stets Angst, nicht gut genug zu sein oder den hohen Anforderungen nicht zu genügen. Denn sonst würde sie das bisschen Anerkennung verlieren, das ihre Eltern ihr entgegen bringen. Ihre ältere Schwester Nichole wollte den permanenten Leistungsdruck nicht länger ertragen und ist von ihrem Elternhaus abgehauen. Das belastet Ana umso mehr, da sie ihren Eltern gegenüber ein Pflichtgefühl empfindet. Ana will, dass ihre Eltern zumindest auf eine ihrer Töchter stolz sind. Dabei verbieten ihre Eltern jede Freizeitaktivität, die nichts mit der Schule oder dem Stipendium zu tun hat. Auch das Bogenschießen macht sie nur auf Wunsch ihrer Eltern. Mit anderen Jungen aus der Highschool ausgehen, ist erst recht nicht erlaubt. Kein Wunder also, dass Ana noch lernen muss, das Leben zu genießen, Spaß zu haben und dabei nicht immer an die Zukunft zu denken. Auch wenn sie manchmal kein einfacher Charakter ist, sind ihre Gedanken und Handlungen doch meist nachvollziehbar. Ana besitzt eine Charaktertiefe, die mich beeindruckt hat.
Doch nicht nur Ana hat familiäre Probleme. Auch Zak trauert um seinen verstorbenen Vater, zu dem er stets aufgeblickt hat. Sein neuer Stiefvater Roger bemüht sich zwar, Zeit mit Zak zu verbringen und sich ihm anzunähern, doch sie haben keine gemeinsamen Interessen, weshalb sich Zak schlichtweg nicht verstanden fühlt. Dass Katcher neben einer klassischen Highschool-Lovestory noch ein ernstes Thema miteinbezieht, ist wirklich gelungen.
Katchers Schreibstil ist klar, unkompliziert, humorvoll und für die jugendliche Zielgruppe leicht zugänglich. Sprachlich ist „Ana und Zak“ locker, zeitgemäß sowie präzise, was zu den Teenager-Protagonisten toll passt. Das Erzähltempo ist sehr gut ausbalanciert. Der Großteil der Handlung spielt an einem Wochenende im März, welches vollgepackt mit spannenden Momenten ist, es aber dennoch genug Raum für ruhigere und nachdenkliche Szenen gibt. Langweilig wird es hier garantiert nicht und ich konnte das Buch stellenweise gar nicht mehr aus der Hand legen. Der Humor ist einerseits wirklich fein: Es gibt einige Gags, die man eigenständig zu Ende denken muss, die teils zweideutig sind oder für die man Nerd-Insiderwissen braucht. Dazwischen gibt es allerdings auch immer wieder dumme Flachwitze, die viel zu gewollt wirken und bei mir nicht zünden können. Zum Beispiel, dass Zak vergessen hat, Knoblauch auf den Ball der Vampire mitzunehmen.
Besonders cool sind natürlich die zahlreichen Anspielungen an verschiedene Fandoms, wie Star Wars, Star Trek, Die Tribute von Panem, Herr der Ringe, Harry Potter, Sherlock Holmes, Dungeons & Dragons oder Animes wie Ranma ½ und Sailor Moon. Gerade die Hochzeit, die sowohl Star Wars als auch Star Trek als Thema hat und auf der die Gäste zum Beispiel als Mr. Spock oder Obi-Wan Kenobi verkleidet sind, ist eine grandiose Szene, die mein Geek-Herz verzaubert hat. Bei alldem gibt es allerdings ein großes Problem: die deutsche Übersetzung ist diesbezüglich nicht gelungen. The Walking Dead bspw. zu „Die wandelnden Toten“ zu übersetzen, ist komplett sinnbefreit. Auch in Deutschland trägt die Serie den Originaltitel The Walking Dead, weshalb die Übersetzung einfach nur verwirrend ist. Auch, dass „D20“ (S. 206) weder umschrieben noch in „W20“ übersetzt wird, wird unweigerlich dazu führen, dass man nicht versteht, dass hier die Rede von einem 20-seitigen Würfel ist, wenn man nicht selber schon einmal ein Pen & Paper gespielt hat. Was mich bis heute vor ein Rätsel stellt, ist das auf der Convention stattfindende Turnier, was als „Labyrinth der Monster“ (S. 124) bezeichnet wird. Meinen Recherchen zufolge ist Labyrinth der Monster kein Spiel, sondern eine 1982 veröffentlichte Romanverfilmung mit Tom Hanks und Wendy Crewson in den Hauptrollen. In diesem Film wird ein Fantasy-Rollenspiel namens „Maze and Monsters“ gespielt, was eine Anspielung auf Dungeons & Dragons sein soll. Allerdings wird in „Ana und Zak“ erwähnt, dass „Labyrinth der Monster“ mit Kartendecks gespielt wird, für die manche Spieler ein Vermögen ausgegeben haben. D&D ist dagegen ein sogenanntes Pen & Paper, also ein Spiel, das mit Stift und Papier gespielt wird und kein Kartenspiel wie bspw. Magic. Was genau mit „Labyrinth der Monster“ also gemeint ist, ist vermutlich durch die deutsche Übersetzung verloren gegangen.
Das Ende gibt sich optimistisch und vielleicht ein wenig zu versöhnlich. Außerdem gibt es ein spannendes Finale, das aber doch etwas zu erzwungen und inszeniert wirkt. Ana und Zak wachsen beide durch ihre Begegnung persönlich über sich hinaus. Diese enemies to lovers-Trope ist wirklich süß und die langsame Annäherung der beiden hat mich emotional gut abgeholt. Sie haben eine gute Chemie, auch wenn die Dialoge zwischen ihnen manchmal doch etwas sprunghaft wirken können. Ihr werdet dieses Buch mit einem Lächeln zuschlagen! Ich kann nur immer wieder betonen, wie schade es ist, dass es nicht mehr im Buchhandel verfügbar ist.
Fazit
Wer Lust auf eine nerdige, witzige und zuckersüße Lovestory hat, macht mit „Ana und Zak“ alles richtig! Es steckt viel Herzblut in den Protagonisten und besonders Ana konnte mich mit ihrer Charaktertiefe begeistern. Neben einer niedlichen Teenager-Romanze spielen ernste Themen wie familiäre Probleme ebenfalls eine Rolle. Trotzdem ist der Schreibstil humorvoll, auch wenn nicht immer alle Witze gut sind. Dank eines lockeren Schreibstils und eines perfekten Erzähltempos ist das Buch ein wahrer Pageturner. Mit einer Comic Covention als Handlungsort und den genannten Fandoms hat die Geschichte einen ganz besonderen Charme. Die stellenweise misslungene deutsche Übersetzung ist sehr schade, da sie manchmal verwirrend sein kann. Deswegen ist „Ana und Zak“ aus dem Jahr 2017 ein wundervolles Buch mit insgesamt nur kleineren Kritikpunkten. Darum gibt’s vier von fünf Federn! Es ist super schade, dass man es nur noch gebraucht erhält. Lasst euch davon aber bitte nicht abschrecken!