Per Anhalter durch die Galaxis

Per Anhalter durch die Galaxis
1. November 2023 2 Von lara

Von Handtüchern, 42, Pangalaktischen Donnergurglern und Babelfischen

Meine zweite Oktober-Rezension 2023

Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Der humoristische Science Fiction-Roman aus dem Jahr 1981 ist extrem witzig, wenn man einer Mischung aus Satire, Nonsense und trockenem britischen Humor zugeneigt ist. Ich könnte mich vor Lachen jedes Mal wieder kringeln, wenn Adams beschreibt, wie ein Roboter Depressionen hat oder über was ein Petunientopf nachdenkt. Zuletzt habe ich den Roman 2016 gelesen, kurz bevor ich meinen Blog gestartet habe. Meine erste Rezension war damals Die Letzten ihrer Art. Meine Verbindung zum 2001 verstorbenen britischen Autor ist also groß. Inzwischen hat Per Anhalter durch die Galaxis 100% Kultstatus erreicht. Wer das Buch nicht gelesen hat, ist kein Vollblut-Nerd! Da ich eine Hausarbeit darüber geschrieben habe, musste ich es (zum Glück) ein zweites Mal lesen. Ich verrate euch also, warum ihr diesen Science Fiction-Roman unbedingt lesen solltet, falls ihr noch nicht wisst, warum 42 die Antwort auf fast alles ist.

Inhalt

Der etwa 30-jährige Arthur Dent führt ein ganz normales Leben in einer englischen Kleinstadt nahe Somersets als Rundfunk-Mitarbeiter. Eines Tages erfährt er, dass sein Haus gegen seinen Willen abgerissen werden soll, um eine Umgehungsstraße zu bauen. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn dasselbe hat auch die Intergalaktische Kommission mit der Erde vor. Zum Glück rettet sein außerirdischer Freund Ford Prefect ihn in letzter Sekunde davor, zusammen mit dem Planeten zerstört zu werden. Gemeinsam reisen sie per Anhalter durch die Galaxis. Dabei wird Arthurs Weltbild völlig durcheinander gebracht.

Cover

Es gibt inzwischen schon sehr viele Cover dieses Klassikers, aber mein Favorit bleibt immer noch die Ausgabe mit der Zeichnung, in der ein Außerirdischer, vermutlich ein Vogone zwei Männer unter dem Arm hält und durch einen Gang in einem Raumschiff läuft. Der Mann zur Rechten hält ein Handtuch in der linken Hand, und ist wahrscheinlich der humanoide Außerirdische Ford. Der andere Mann hält in der rechten Hand ein kleines Gerät, das aussieht wie ein Taschenrechner. Im Hintergund erkennt man den galaktischen Sternenhimmel, wobei mittendrin gerade die Erde explodiert. Das aktuelle Cover ist eine minimalistische Darstellung eines Roboters. Zumindest glaube ich, dass es ein Roboter ist, denn die Figur besteht nur aus aneinander gepappten geometrischen Formen in Schwarz, Blau und Grün, während der Hintergrund bis auf einen pinken Kreis am linken Rand weiß ist. Es könnte der depressive Roboter Marvin sein, was zumindest die grünen dreieckigen Augen nahelegt. Ich finde das Cover aber unscheinbar und aus der Zeit gefallen. Außerdem gab es mal das Buch zum Film, das auf dem Cover das alternative Filmplakat zeigt, in dem Arthur und Marvin vor einem riesigen Planeten den Daumen heben.

Kritik

„Weit draußen in den unerforschten Einöden eines total aus der Mode gekommenen Ausläufers des westlichen Spiralarms der Galaxis leuchtet unbeachtet eine kleine gelbe Sonne.“, ist der erste Satz des Prologs, den ich übrigens sehr liebe. Diese als unwichtig beschriebene Sonne ist die Erdensonne. Schnell wird Bedeutung der Erde im universellen Kontext klargestellt: sie ist quasi der Arsch der großen, weiten Welt. Die dominierende Spezies stammt von Affen ab, ist kognitiv unterentwickelt und es gibt für Außerirdische keinen Grund, ihr einen Besuch abzustatten. Die Menschheit bekommt hier ganz schön ihr Fett weg, denn so überlegen, wie sie sich auf ihrem eigenen Planeten aufführt, so unbedeutend ist sie hier. Die Darstellung des Erdenmenschen in diesem Roman ist übrigens das Thema meiner Hausarbeit. Mit knapp über 200 Seiten, Prolog und 35 Kapiteln ist Per Anhalter durch die Galaxis ein kurzweiliger Zeitvertreib, der einem auch beim Reread mindestens ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Besonders hervorzuheben ist der auktoriale Erzähler, der mit seinem Wissen weit über den anderen Figuren liegt und diese Position nutzt, um sich gnadenlos über sie lustig zu machen.

Hauptfigur ist der äußerst durchschnittliche Arthur Dent. Im Prinzip repräsentiert er die Menschheit in ihrer Begriffsstutzigkeit und Ahnungslosigkeit. Er sorgt sich darum, dass sein Haus abgerissen werden soll, und sieht nicht, genauso wie alle anderen Menschen, dass die Erde in wenigen Minuten gesprengt wird. Er ist „ungefähr dreißig Jahre alt, groß, dunkelhaarig und nie ganz mit sich im Reinen“. Sein Haus soll ebenfalls nicht bemerkenswert sein, und seine Freizeit verbringt er meist im Pub, wo er sich mit seinem außerirdischen Freund (wovon Arthur aber nichts ahnt) ordentlich einen hinter die Birne kippt. Als er dann die Wahrheit über Raumfahrt, extraterrestrische Lebensformen und intergalaktischen Kneipen erfährt, gerät er geradezu in eine Schockstarre. Arthur ist also der Inbegriff eines uninteressanten und bedeutungslosen Menschen.

Adams‘ Schreibstil ist geprägt von einem tiefen, intelligenten Humor. Er setzt oft Wortspiele, Nonsense oder scharfe Satire ein. Dabei ist er sehr vielschichtig: sein Humor kann trocken und subtil, aber auch absurd und skurril sein. Außerdem wird eine Affinität zu Wissenschaften, allen voran Astrophysik deutlich, die humoristisch eingewebt wird. Die Dialoge sind schnelle Schlagabtausche, bei denen eine Pointe die nächste jagt. Die nicht-lineare und oftmals unkonventionelle Erzählstruktur trägt zur Einzigartigkeit Adams‘ Werke bei. Der Humor in Per Anhalter durch die Galaxis ist absolut genial, aber gewiss nichts für Jedermann. Wer keine Ironie versteht oder nicht darüber hinweg sehen kann, dass die Geschichte völlig absurd ist, wird beim Lesen wenig Spaß haben. Böse Zungen behaupten, wer Adams nicht witzig finde, habe keinen Humor. In Wahrheit ist und bleibt Humor aber Geschmackssache und ich kenne einige Leute, die Adams‘ einzigartigem und originellem Stil nichts abgewinnen können.

Aus der Popkultur sind Adams‘ brillante Einfälle nicht mehr wegzudenken. Beim Erstflug der Falcon-Heavy-Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX prangte der Spruch „Don’t Panic!“ auf dem Armaturenbrett, was ebenfalls auf der Rückseite des titelgebenden intergalaktischen Reiseführers steht. Nach dem im Buch vorkommenden Supercomputer Deep Thought wurde ein Schachcomputer aus dem Jahr 1988 benannt, der damals zahlreiche Schachgroßmeister schlug. Der Babelfisch war Namensgeber der Übersetzungsplattform von Yahoo!. Seit Adams‘ Tod 2001 ist der Towel Day am 25. Mai ein inoffizieller Gedenktag. Die meisten Anspielungen gibt es jedoch auf 42: Wenn man „Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ googlet, spuckt einem die Suchmaschine „42“ aus. Die britische Band Level 42 hat ihren Namen wegen Per Anhalter durch die Galaxis so gewählt. Der Fernsehsender arte hat seit 2021 ein populärwissenschaftliches Magazin mit dem Titel „42 – Die Antwort auf fast alles“. Oder gebt doch einmal in den Computerspielen Gothic oder Gothic 2 im Charaktermenü „42“ ein und schaut, was passiert. Nicht umsonst gehört dieses Buch zu den modernen Literaturklassikern.

2005 erschien die Verfilmung von Per Anhalter durch die Galaxis mit Martin Freeman, Zooey Deschanel und dem Oscarpreisträger Sam Rockwell. Die Kritiken fielen gemischt aus, vor allem unter den Fans des Romans gab es viel Kritik. Ich persönlich finde die Verfilmung aber relativ gut, zumal das Buch als „unverfilmbar“ galt. Meiner Meinung nach ist das Buch besser, weil die Gagdichte größer ist, aber insgesamt ist der Film recht buchgetreu umgesetzt und viele originale Witze sind erhalten geblieben. Man kann dem Film auf jeden Fall eine Chance geben.

Fazit

Eigentlich lese ich kaum ein Buch zweimal, aber aufgrund meiner Hausarbeit hat es sich hier einfach angeboten. Auch beim Reread ist Per Anhalter durch die Galaxis unfassbar witzig und unterhaltsam. Die großen Gags waren mir zwar bekannt, aber kleinere Seitenhiebe sind in Vergessenheit geraten, weshalb ich wirklich oft kichern musste. Dieses Buch hat einfach das Potenzial, mich aus jeder Leseflaute zu befreien. Der intelligente, absurde und einzigartige Stil fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Zwar ist der Humor wirklich nichts für Jeden, man sollte diesem humoristischen Science Fiction-Roman aus dem Jahr 1981 aber unbedingt eine Chance geben. Dass Douglas Adams schon seit über 20 Jahren tot ist, ist wirklich schade und ich frage mich, welche genialen Bücher er noch verfasst hätte, wäre ihm mehr Zeit auf Erden vergönnt gewesen. Aber die Ironie, dass er im Fitnessstudio an einem Herzinfarkt verstorben ist, hätte er vielleicht sogar gemocht. Ich habe hier überhaupt nichts zu kritisieren, weshalb es alle fünf Federn bekommt. Lest dieses Buch unbedingt, wenn ihr sowohl lachen als auch nachdenken wollt!