Fünf Gründe, warum ihr unbedingt Tschick lesen solltet
Für meine Hausarbeit in Germanistik habe ich eines meiner absoluten Lieblingsbücher rereaden müssen/dürfen/können. Im Seminar des Adoleszenzromans habe ich über die Charakterentwicklung des Protagonisten Maik Klingenberg geschrieben. Seitdem ich das Buch 2020 gelesen habe, hat Tschick auf meinem Blog immer wieder Erwähnung gefunden: in meiner Rezension hat es fünf Federn erhalten, war mein Jahreshighlight und ich habe es bei verschiedenen Bloggeraktionen erwähnt, wie den Lieblingszitaten oder den schönsten Freundschaften. Trotzdem kann man das Jugendbuch aus dem Jahr 2010 nicht oft genug loben und weiterempfehlen, denn zu viele Leute haben es noch nicht gelesen. Deswegen nenne ich euch hier fünf Gründe, warum ihr unbedingt Tschick lesen solltet.
1. Es ist unfassbar witzig
Im Seminar haben wir mehrere Bücher gelesen, die in die Gattung des Adoleszenzromans fallen, darunter auch Der Fänger im Roggen von J.D. Salinger oder Relax von Alexa Hennig von Lange. Aber keines davon war auch nur ansatzweise so lustig wie Tschick. Auch wegen seiner Jugendsprache und politischen Inkorrektheit gibt es urkomische Szenen, die einen immer wieder zum Grinsen bringen. Sei es die Szene, in der Tschick und Maik über die Walachei reden oder Oneliner wie „er fuhr wie Hitler in seinen besten Tagen“, „Klappt nicht immer!“, oder „Hauptsache, du gehst mir nicht an die Rosette“. Es gibt zahlreiche starke Gags, die einen immer wieder zum Lachen bringen können. Gerade das macht Tschick auch so unterhaltsam und lesenswert.
2. Es hat den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen. Zu Recht.
Wolfgang Herrndorf erhielt für Tschick im Jahr 2011 den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Jugendbuch. Der Deutsche Jugendliteraturpreis hat einen enorm hohen Stellenwert in der Literaturszene. Mich interessiert vor allem der Preis der Jugendjury. Aus den Jahren 2009-2018 habe ich fünf der ausgezeichneten Werke gelesen, darunter Die Bücherdiebin, Die Tribute von Panem: Tödliche Spiele oder Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Drei weitere liegen auf meinem SuB: Love, Simon, Letztendlich sind wir dem Universum egal und The Hate U Give. Häufig kann ich die Auszeichnungen der Kritiker nicht nachvollziehen, aber mit Tschick haben sie ein Meisterwerk gekürt. Neben all seinem glorreichen Witz geht es um so viele wichtige Dinge. Es werden existenzielle Fragen über das Universum, das Älterwerden und den Tod gestellt. Es geht um Freundschaft, Liebe, Abenteuer, Erwachsen werden und Rollenfinden, aber auch um Mobbing, Außenseitertum, soziale Ungerechtigkeit und Integration. Dabei gibt es immer wieder mediale Referenzen an Bücher, Musik oder Videospiele. Herrndorf ist es gelungen, in Tschick einen unvergleichlichen Tiefgang mit viel Charme auf etwa 250 Seiten zu packen.
3. Es ist recht dünn und lässt sich schnell lesen
Auch wenn Tschick ein moderner Klassiker ist, ist er kein dicker Wälzer, für den man wahnsinnig viel Zeit braucht. Hobbyleser schaffen dieses Buch locker in drei bis vier Tagen. Aufgrund seiner jugendlichen Sprache lässt sich Tschick sehr leicht lesen. Es gibt keine komplizierten Schachtelsätze und wegen des Humors ist es obendrein extrem unterhaltsam. Tschick ist seit einigen Jahren beliebte Schullektüre, da die Zielgruppe primär Jugendliche sind. Trotzdem sollten auch Erwachsene unbedingt dieses Buch lesen. Es beinhaltet zudem wunderbare Zitate, die ich in meiner Rezension, dem Jahreshighlight und dem Artikel über Lieblingszitate häufiger aufgezählt habe. Schaut euch also gerne einen weiteren Beitrag über Tschick auf meinem Blog an. Den Link zur Rezension findet ihr am Ende dieses Artikels.
4. Es ist Wolfgang Herrndorfs Vermächtnis
Dass Wolfgang Herrndorf Tschick mit dem Bewusstsein geschrieben hat, dass er seine Krebsdiagnose nicht überleben wird, ist wahrscheinlich der traurigste Grund dafür, dieses Buch zu lesen. Herrndorf hatte ein Glioblastom, einen sehr aggressiven Hirntumor, für den es nach heutigem Wissensstand keine endgültige Heilung gibt. Er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde. Laut eines Interviews fragte er sich, was von ihm bleiben sollte, wenn er nicht mehr ist, und er entschied sich, die für ihn persönlich wichtigsten Bücher seines Lebens zu schreiben: Tschick und Sand, die beide extrem verschieden sind, aber beide von den Kritiken hoch gelobt wurden. Für Herrndorf war aber vor allem Tschick das, was er als sein literarisches Vermächtnis betrachtete. Am 26. August 2013 nahm sich der Autor an einer Straße im Berliner Osten das Leben, indem er sich mit einem Revolver in den Kopf schoss.
5. Es gibt eine wahnsinnig gute Buchverfilmung
Für viele ist eine Buchverfilmung ein Argument, ein Buch nicht zu lesen. Denn, wozu ein Buch lesen, wenn man auch den Film anschauen kann? Doch gerade weil Tschick eine grandiose Verfilmung hat, lohnt es, sich selbst davon zu überzeugen, dass ein Buch auch gut umgesetzt werden kann. Fatih Akin hat als Regisseur eine weitaus bessere Buchverfilmung veröffentlicht, als beispielsweise Hollywood mit Eragon, Percy Jackson oder Die Bestimmung. 2017 gewann der Film den Bayerischen Filmpreis in der Kategorie Bester Jugendfilm. Die Atmosphäre des Roadtrips wird wunderbar eingefangen, die schauspielerische Leistung ist stark und viele Buchpassagen wurden im Film wortgetreu übernommen. Dennoch gibt es im Jugendroman erstklassige Szenen, die es aufgrund der Raffung nicht in den Film geschafft haben. Allein deswegen lohnt es sich also, das Buch zu lesen.
Wenn ich erzähle, dass ich über Bücher blogge, werde ich oft gefragt, welches mein Lieblingsbuch ist. Ich persönlich finde diese Frage schwierig zu beantworten, denn auch wenn mir ein Buch extrem gut gefallen hat, bedeutet das nicht, dass es meinem Gegenüber ebenfalls gefällt. Mein Lieblingsbuch ist keine gute Empfehlung für jeden. Tschick kann ich aber wirklich uneingeschränkt allen empfehlen. Ohnehin gibt es nur wenige Bücher, die ich mehr als einmal gelesen habe. Tschick ist eines davon und wird deswegen immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben und unter den Top 10 meiner Lieblingsbücher bleiben. Denn natürlich habe ich jetzt fünf gute Gründe genannt, das Jugendbuch zu lesen, aber der einfachste Grund ist: weil Tschick ein literarisches Meisterwerk ist.
Welche Bücher habt ihr schon mehr als einmal gelesen? Lasst mir gerne eure Antwort in den Kommentaren da.
Ihr wollt mehr über Tschick erfahren? Hier geht es zur Rezension, in der ich erkläre, worum es in dem Jugendbuch geht und warum es mir so gut gefallen hat:
Rezension: Tschick