Throne of Glass – Königin der Finsternis
Aufstieg der Thronfolgerin
Meine Juni-Rezension 2023
Seit einigen Monaten lese ich schon an der High Fantasy-Saga Throne of Glass von Sarah J. Maas. Inzwischen habe ich mit Königin der Finsternis den vierten Band von insgesamt sieben beendet. Die fantastische Geschichte ist inzwischen schon weit fortgeschritten und wird immer komplexer. Neue Figuren, ihre Vorgeschichten, Fabelwesen und Magiesysteme sorgen für eine Vielschichtigkeit, die sich auch im Umfang der Bücher erkennen lässt. So hat der vierte Band der Reihe aus dem Jahr 2016 über 750 Seiten. Entsprechend lange brauche ich momentan, um einen Band zu beenden, gerade weil ich aktuell noch ein zweites Buch parallel lese. Dennoch genieße die Fantasy-Reihe und möchte keine Gelegenheit verpassen, euch die Bücher ans Herz zu legen.
Inhalt
Die 19-jährige Aelin Ashryver Galathynius hat ihren Decknamen Celaena Sardothien endgültig abgelegt und kehrt nun als rechtmäßige Thronfolgerin Terrasens nach Rifthold zurück. In ihrer alten Wohnung kann sie sich aber nicht ausruhen, denn es gibt einiges zu tun. Aelin sucht ihren alten Lehrmeister Arobynn Hamel auf, da sie vermutet, dass er ihr als Kind die Kette mit dem Familienwappen abgenommen hat, in dem sich ein Wyrdschlüssel verbirgt. Von ihm erfährt sie, dass Prinz Dorian von einem Valg-Fürsten in Besitz genommen wurde und die Kontrolle über seinen Körper verloren hat. Außerdem wurde ihr Cousin Aedion Ashryver wegen Hochverrats inhaftiert und soll in wenigen Tagen hingerichtet werden. Dabei droht Aelin ihr eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren: die Magie nach Erilea zurückzuholen und den König Adarlans von seinem gläsernen Thron zu stoßen.
Cover
Weißer Hintergrund mit lilafarbenen Schlieren in der Mitte. Im Fokus wie immer die Hauptfigur Aelin in einer Ganzkörper-Illustration, wobei die Beine abwärts immer mehr verblassen. Sie trägt eine hautenge Lederrüstung. Der purpurfarbene Kapuzenmantel umweht sie dynamisch. Mit ihrer linken Hand hält sie eine Schwertscheide, während sie mit ihrer rechten Hand das Schwert, vermutlich Goldryn, zieht. Aelin selbst ist wieder in Schwarzweiß gezeichnet. Besonders positiv ist mir aufgefallen, dass sie auf diesem Cover kürzere Haare hat, da sie Ende des dritten Bands abgeschnitten wurden. An dieser Stelle also Respekt an den Illustrator, der sich wirklich Mühe gegeben hat, Aelin gut zu treffen.
Kritik
„In der Dunkelheit lauerte etwas.“, ist der erste Satz des ersten Kapitels. Wie gewohnt berichtet Maas im Präteritum mit wechselnden personalen Erzählern. An dieser Stelle ist es Prinz Dorian, der gegen den Valg-Fürsten im Halsband ankämpft, welcher versucht, von seinem Körper Besitz zu ergreifen. Durch Dorians Kopf schießen dabei die Bilder von den Ereignissen des letzten Bandes, allem voran die Enthauptung seiner Liebe Sorscha. Doch er bemerkt, dass er den Namen seiner Freundin bereits langsam und gegen seinen Willen vergisst. So knüpft die Geschichte also lückenlos an den Vorgänger an. Königin der Finsternis ist in zwei Teile mit den Titeln Fürstin der Schatten und Königin des Lichts unterteilt. Mit über 750 Seiten und 89 Kapiteln ist es das bisher dickste Buch der Reihe.
Ab Erbin des Feuers hat eine neue Protagonistin die Bühne betreten: Manon Blackbeak. Sie ist eine Hexe der Ironteeth und gehört dem Blackbeak-Clan an. Dort ist sie die Anführerin ihres Stammes, der aus 13 Hexen besteht. Außerdem ist sie Schwarmführerin ihres Clans. Obwohl sie schon 116 Jahre alt ist, sieht sie, weil sie eine Hexe ist, noch wie eine junge Frau aus. Sie hat schneeweißes Haar und goldene Augen, die in ihrem Clan als gutes Omen gelten. Als Ironteeth-Hexe ist sie in der Lage, über ihre gewöhnlichen Zähne spitze Eisenzähne auszufahren. Dasselbe kann sie auch mit ihren Fingernägeln, weshalb sie ihre Eisenkrallen und -zähne gerne nutzt, um ihre Feinde einzuschüchtern. Als weiteres Markenzeichen trägt sie einen roten Mantel, den sie einer Hexe des verfeindeten Crochan-Clans abgenommen hat. Für sie dient der Mantel als Trophäe, der die Überlegenheit über die friedliebende Crochans demonstrieren soll. Grundsätzlich ist Manon von Anfang an der Inbegriff einer bösen Hexe. Sie ist oft grausam, skrupellos und kaltherzig. Durch Begegnungen und Erfahrungen mit verschiedenen anderen Figuren bröckelt diese Fassade doch immer mehr und auch ihre positiven Eigenschaften werden erkennbar: Einfallsreichtum, Kühnheit und Loyalität. Manon ist eine typische evil to good-Figur, was nicht zuletzt an ihrem Wyvern Abraxos deutlich wird, der gerne an Wildblumen schnuppert. Ihr Charakterwandel ist früh vorhersehbar, aber das macht ihn nicht weniger glaubhaft. Als neue Erzählerin ist sie definitiv eine Bereicherung für die Geschichte.
Der Fantasy-Aspekt in Throne of Glass nimmt immer mehr an Bedeutung zu. Während eingangs nur etwas verborgene Magie unter der Oberfläche des gläsernen Schlosses schwelte, ist das Worldbuilding inzwischen deutlich komplexer geworden: Fae, Ironteeth, Blueblood, Blackbeak, Yellowlegs, Crochan, Valg, Wyrdschlüssel, Carranam oder Gestaltwandler sind nur ein paar Beispiele für fantastische Begriffe, die regelmäßig in dieser Welt fallen. Viele neue Figuren kommen dazu, beispielsweise Elide, Arobynn Hamel, Lysandra, Evangeline oder Clarisse. Außerdem lernen wir die Vorgeschichten von Aedion und Asterin kennen. Die über 750 Seiten strecken die Geschichte allerdings stellenweise unnötig in die Länge. Den umfangreichen Plot von Königin der Finsternis hätte Maas sicherlich 100 Seiten weniger verpassen können.
Maas ist mit ihrem Stil routiniert. Die einfache Sprache und das insgesamt zügige Tempo machen es leicht, der Geschichte zu folgen. Die Dialoge sind in manchen Szenen leider einen Hauch zu theatralisch. Jede Figur wird spürbar von einer Emotion dominiert, die sie in jeder mimischen oder gestischen Handlung auslebt. Diese latente Überdramatisierung ist manchmal leider zu viel des Guten. Dennoch gelingt es der Autorin auch immer wieder, atmosphärische Szenen einzufangen und für Gänsehaut-Momente zu sorgen. Man merkt, wie viel Zeit und Liebe Maas in ihr Universum gesteckt hat und wie gut durchdacht der Plot ist. An ihrem Schreibstil gibt es also wenig auszusetzen.
Zwischendurch habe ich auch immer wieder das Hörbuch von Throne of Glass 4 gehört, das mir sehr geholfen hat, schneller durch den dicken Schinken zu kommen. Gelesen wird es von Ann Vielhaben, die eine angenehme Stimme hat und diese so gut einsetzt, dass man alleine an der verstellten Stimme versteht, welche Figur sie gerade spricht. Allerdings hatte ich Probleme damit, wie sie bestimmte Namen oder Orte sie ausspricht. Sie hält sich dabei sehr nah am amerikanischen Original, was in der deutschen Übersetzung teilweise nur noch erzwungen und komisch wirkt. Dass sie Manon zum Beispiel „Männen“ ausspricht, oder Chaol wie „Keiel“, hat mich immer wieder etwas raus gerissen. Auch das Vaults, die versteckte Kneipe im Untergrund von Rifthold, spricht sie fast genauso aus wie Valg, eine bestimmte Art von Dämon. Das sorgt manchmal für Verwirrung, weshalb ich auch immer wieder gerne im Buch gelesen habe.
Das Ende konnte das Finale des Vorgängers sogar noch übertreffen. Es geschehen Dinge, von denen ich dachte, dass sie erst im letzten Band geschehen würden. Der Spannungsbogen wird noch einmal ordentlich nach oben gezogen und es wird ein neuer Handlungsort angedeutet, auf den ich mich schon wahnsinnig freue. Was den Plot betrifft, ist hiermit ein neuer Höhepunkt erreicht worden. Zum Glück habe ich die ganze Reihe zuhause, denn ich könnte kaum abwarten, den fünften Band anzufangen.
Fazit
Insgesamt hat mir auch Königin der Finsternis der Throne of Glass-Reihe gut gefallen. Die Figuren sind vielfältig und einzigartig, der Fantasy-Anteil wird immer komplexer und gerade das packende Finale konnte mich sehr begeistern. Dennoch täuscht es nicht darüber hinweg, dass das Buch von Sarah J. Maas mit über 750 Seiten zu lang geraten ist. Gerade die sehr theatralischen Dialoge haben zwischendurch an meinem Nervenkostüm gesägt. Im Worldbuilding fehlt mir auch noch das gewisse Etwas. Die Fantasy-Welt ist solide, aber nicht bahnbrechend oder innovativ. Man hat alles so oder so ähnlich schon bei anderen Fantasy-Werken gelesen. Dass ich für dieses Buch mehr als einen Monat gebraucht habe, bestätigt mich zusätzlich darin, dass ich noch nicht völlig überzeugt von der Reihe bin. Deshalb muss ich dem vierten Band schweren Herzens drei von fünf Federn geben. Der Abschluss hat mich allerdings wieder sehr angefixt, weshalb ich trotzdem unbedingt die Reihe weiterlesen und schon morgen mit Die Sturmbezwingerin beginnen möchte.