Throne of Glass – Erbin des Feuers

Throne of Glass – Erbin des Feuers
12. April 2023 0 Von lara

Hüterin des Blutes

Meine April-Rezension 2023

Throne of Glass von Sarah J. Maas ist eine ganz außergewöhnliche Fantasy-Saga, die ich jetzt schon in mein Herz geschlossen habe. Inzwischen habe ich den dritten Band der siebenteiligen Reihe beendet, der Erbin des Feuers heißt. Da der Plot schon fortgeschritten ist, kann es bei der Inhaltsangabe und der Rezension selbst zu Spoilern kommen. Lest also am besten erst die Rezension zu Band 1 und diese hier erst, wenn ihr bereits den Inhalt der ersten beiden Bände kennt und eventuell zweifelt, ob ihr weiterlesen wollt. Das Fazit bleibt aber spoilerfrei. Ich persönlich kann euch die Reihe bisher nur wärmstens empfehlen, wenn ihr blutige High Fantasy mit Romance gerne lest. Erbin des Feuers ist 2015 auf Deutsch erschienen.

Inhalt

Celaena Sardothiens Geheimnis ist gelüftet: ihr wahrer Name ist Aelin Ashryver Galathynius und sie ist die rechtmäßige Thronerbin des Landes Terrasen auf dem Kontinent Erilea. Um sie zu schützen, konnte Captain Chaol Westfall den König Adarlans überzeugen, sie auf den Kontinent Wendlyn zu schicken. Dort soll sie einen Auftragsmord durchführen, allerdings nicht an irgendjemandem, sondern an der Königsfamilie des Landes. Da Celaena jedoch mütterlicherseits mit der Familie verwandt ist, zweifelt sie. Sollte sie den Auftrag nicht ausführen, könnte sie mächtige Verbündete gewinnen und die Pläne des kaltblütigen Königs durchkreuzen. Damit würde sie allerdings ihr Leben und das ihrer Freunde aufs Spiel setzen. Viel Zeit über Loyalitäten nachzudenken, hat sie aber nicht, denn sie wird von einem Fae abgefangen, der sie zu seiner Königin bringen soll.

Cover

Wie gewohnt zeigt das Cover eine Illustration von Celaena auf weißem Grund. Hinter ihr wabern türkisgrüne Schlieren, die aussehen wie Tinte im Wasser. Was mich nach wie vor an den Covern irritiert, ist die Darstellung von Celaena in Schwarzweiß, während ihre Kleidung koloriert ist. Ihr langes hellgraues Haar, das eigentlich hellblond ist, wird nach rechts geweht. Sie trägt einen schwarzen Lederwams mit Schnallen und Stoffbesatz an Brust und Ärmeln. Das Outfit erinnert mich persönlich sehr an Evie Frye aus Assassin’s Creed Syndicate, insbesondere das dunkelblaue Tuch, das über ihren Rücken wie ein Cape fällt. Die Handschuhe und Lederstiefel geben dem Assassinen-Look den letzten Schliff. Celaena blickt den Betrachter an, während sie einen Pfeil in ihren Langbogen spannt. Offensichtlich will sie jemanden auf größerer Distanz treffen. Auch wenn ich den Ansatz der Cover nicht schlecht finde, können sie mich nicht gänzlich überzeugen.

Kritik

„Himmel, war es heiß in diesem dämlichen Königreich.“, ist der erste Satz des ersten Kapitels, den ich schon sehr stark finde. Diese Aussage impliziert, dass der Sprecher nicht gewohnt ist, in diesem Land zu sein und offenbar auf Reisen ist. Zudem wird die Monarchie als Staatsform erwähnt, die im Plot eine große Rolle spielt. Durch das Adjektiv dämlich wird zudem die Unzufriedenheit des Sprechers deutlich. Nicht zuletzt wird erwähnt, dass das Klima deutlich wärmer ist. Wer die ersten beiden Bände gelesen hat, wird alleine durch den ersten Satz schon wissen: Celaena ist bereits in Wendlyn, wo es deutlich heißer ist als im winterlichen Adarlan. Außerdem scheint sie einen inneren Konflikt zu führen. Wie auch bei den ersten Bändern erzählt hier der auktoriale Erzähler im Präteritum. Das Buch ist in zwei Teile unterteilt: Erbin der Asche und Erbin des Feuers. Mit knapp über 650 Seiten und 68 Kapiteln ist dieser Band der bisher umfangreichste der Reihe, auch weil die Schrift hier spürbar kleiner und der Zeilenabstand geringer ist. Doch die Folgebände sind tatsächlich noch dicker.

Eine kleine Enttäuschung gibt es direkt zu Beginn: es gibt keine Karte von Wendlyn, der Kontinent, auf den Celaena gereist ist. Das ist wirklich schade, weil der erste Erzählstrang dort spielt. Zwar werden Orte und Gebirge benannt, wie Varese, Doranelle oder die Cambrian Mountains, ich hätte aber lieber anstelle der Erilea-Karte eine von Wendlyn gehabt. Karten in High Fantasy-Büchern lassen einen viel mehr in die Welten eintauchen, deswegen ist die verpasste Chance einfach nur schade.

Ein Charakter, der neben Celaena und Dorian zu den Protagonisten gehört, ist Chaol Westfall. Der 24-Jährige ist Captain der königlichen Garde von Adarlan und oft Leibwache von Prinz Dorian. Chaol hat hellbraune Augen, kastanienfarbenes Haar und ist etwa 1,85m groß. Er war der Erbe des Lords von Anielle, hat diese Position aber für eine Stelle im gläsernen Schloss aufgegeben, nicht zuletzt, weil er der beste Freund des Prinzen Dorian ist. Außerdem war er eine kurze Zeit mit Celaena zusammen, wobei es sogar zu Sex kam. Chaol ist der Inbegriff von Loyalität. Er ist diszipliniert, ehrgeizig und scharfsinnig. Allerdings ist Chaol von den drei Protagonisten derjenige, mit dem ich am wenigsten sympathisiere. Er ist ein sehr liebenswerter Charakter, der mir aber zu perfekt, zu glatt ist. Seine Fehler macht er nie aus Dummheit oder Boshaftigkeit, sondern stets aus Selbstlosigkeit. Ein Charakterwandel wird hier nicht kommen, sondern eher der Aufstieg zu einem der wichtigsten Männer des Landes. Andere Figuren von Maas sind weitaus tiefgründiger.

Mit dem Ortswechsel nach Wendlyn bekommt die Geschichte eine frische Dynamik. Während Celaena mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird, versuchen Dorian und Chaol in Rifthold das politische Machtspiel des Königs nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Diese Aufteilung in nun vier große Erzählstränge macht den Plot abwechslungsreicher. Zudem werden viele neue Figuren eingeführt, die sehr facettenreich sind. Besonders Rowan, Aedion und Manon haben extrem großes Potenzial, auch im bösartigen Sinne. Die Fantasy-Welt wird zunehmend komplexer und aufregender. Es geht um Leben und Tod, um Freiheit und Unterdrückung, um Magie und Vernichtung.

Das Magiesystem rückt endlich weiter in den Vordergrund. In Wendlyn gibt es nämlich noch Magie und magische Wesen. Darunter auch die Fae, eine der drei großen Arten, die in der Fantasy-Welt seit Anbeginn der Zeit leben. In Erilea wurden die meisten von ihnen durch den König Adarlans ausgerottet. Celaena ist eine Fae und muss lernen, ihre Gestalt zu aktivieren sowie mit Magie umzugehen. Auch Dorian beherrscht Magie, muss dies aber unbedingt vor seinem Vater geheim halten. Und auch die Hexen werden durch Manon vermehrt thematisiert, wodurch man mehr über die drei Clane und ihre Rivalitäten lernt. Dabei erfährt man auch viel über das Magiesystem, was den Fantasy-Aspekt hervorhebt. Mir persönlich hat das sehr gut gefallen, da mir dies in den Vorgängern noch zu kurz kam.

Auch wenn ich für dieses Buch wirklich lange gebraucht habe, konnten Sprache und Stil meist überzeugen. Maas neigt für meinen Geschmack zu sehr zu Wiederholungen, aber sobald ich Zeit dazu hatte mehr zu lesen, hat sich schnell eine Sogwirkung eingestellt. Da der Roman aber dicker ist als die ersten beiden Bände, ich nebenbei noch ein anderes Buch gelesen habe und viel für die Uni erledigen musste, kam ich dennoch nur langsam voran. Dabei mochte ich jede einzelne Szene, egal ob spannend oder nicht, denn atmosphärisch sind sie allemal.

Die Handlung ist, trotz ruhigerer Szenen zwischendurch, packend bis zum Schluss. Maas hat erneut bewiesen, dass sie eine Meisterin ihres Genres ist und ihre Leserschaft auf eine unvergessliche Reise mitnimmt. Ich brauche zwar meine Zeit, um durch diese Reihe zu kommen, aber ich genieße wirklich jede Seite. Der letzte Funke konnte leider noch nicht ganz überspringen. Im Großen und Ganzen ist Throne of Glass bisher aber sehr überzeugend. Ich freue mich schon sehr auf den vierten Band Königin der Finsternis.

Fazit

Auch der dritte Band der Fantasy-Saga Throne of Glass konnte mich begeistern. Celaena macht eine starke Entwicklung durch und auch die meisten anderen Figuren sind komplex. Das Magiesystem wird zunehmend eingebunden und durch den Ortswechsel sowie den zunehmenden Protagonisten wird die Geschichte immer vielschichtiger. Über kleinere Kritikpunkte wie Chaol als eher eindimensionaler Charakter, der aufgrund seines primären Persönlichkeitsmerkmals, der Loyalität, in Selbstzweifel gerät, oder kleinerer Längen, die bei einem Umfang von knapp über 650 Seiten kaum vermeidbar sind, kann ich leider nicht gänzlich hinwegsehen. Dennoch ist Erbin des Feuers ein sehr unterhaltsamer Fantasy-Roman, den ich vor allem den weiblichen Fans des Genres sehr ans Herz legen kann. Deswegen bekommt der dritte von sieben Bänden aus dem Jahr 2015 von mir vier von fünf Federn. Zum Glück steht Band 4 schon im Regal bereit, denn unterbrechen möchte ich die Reihe auf keinen Fall.

Ihr braucht eine Zweitmeinung? Paula von „Zwischen Prinzen und Bad Boys“ hat ebenfalls eine lesenswerte Rezension über dieses Buch geschrieben:
Zwischen Prinzen und Bad Boys: Throne of Glass #3