Throne of Glass – Die Erwählte

Throne of Glass – Die Erwählte
15. Februar 2023 0 Von lara

Die gefährlichste Assassinin Adarlans

Meine Februar-Rezension 2023

An der Throne of Glass-Reihe von Sarah J. Maas kommt man weder auf Buchblogs noch auf Bookstagram-Seiten vorbei. Maas gilt aktuell als eine der wichtigsten internationalen Fantasy-Autorinnen. Ihre Bücher wurden in 37 Sprachen übersetzt. Der Hype um sie und ihre Reihen ist also enorm groß. Deswegen wollte ich endlich wissen, wie gut ihre Bücher wirklich sind. Angefangen habe ich mit ihren Debütroman Throne of Glass – Die Erwählte aus dem Jahr 2013, der der Auftakt einer siebenteiligen Reihe ist. Dabei schleichen sich die High Fantasy-Aspekte langsam, aber sicher in die Geschichte ein und ziehen die Leserschaft immer mehr in ihren Bann.

Inhalt

Die 18-jährige Celaena Sardothien war die berühmteste Assassinin des Landes Adarlan auf dem Kontinent Erilea, bis sie verraten, verhaftet und zum Sklavendienst verurteilt wurde. Seitdem muss sie jeden Tag in den Salzminen der Stadt Endovier unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften. Sie bekommt kaum genug zu essen, wird ausgepeitscht oder muss Massengräber für ihre Mithäftlinge ausheben. Eines Tages kommt Chaol Westfall zu ihr, der Kapitän der königlichen Garde, und bringt sie zum Kronprinzen Dorian Havilliard. Dieser bietet ihr eine Möglichkeit, begnadigt zu werden, aber nur unter zwei Bedingungen. Erstens: sie muss sich in einem königlichen Wettkampf gegen 23 andere Kandidaten durchsetzen, um zum Champion des Königs auserkoren zu werden. Zweitens: Sie muss dem König Adarlans vier Jahre lang als Champion dienen und seine Aufträge ohne Widerworte erfüllen. Celaena sagt zu, obwohl es der König war, der sie zum Sklavendienst verurteilt hat, und wird in die Hauptstadt Rifthold gebracht. Aber noch bevor der Wettbewerb beginnt, wird einer der Kandidaten tot in seinem Bett aufgefunden und Celaena realisiert, dass der Wettkampf mindestens so lebensgefährlich ist wie das Leben als Sklavin.

Cover

Das Cover finde ich recht unscheinbar und wäre die Reihe nicht berühmt, wäre ich wahrscheinlich an diesem Buch vorbeigegangen. Es zeigt auf weißem Grund eine illustrierte junge Frau, die in Schwarzweiß gehalten wird, aber von einem bläulichen Licht angestrahlt wird. Sie geht frontal auf den Betrachter zu, während ihr langes Haar nach links geweht wird.Sie trägt kniehohe Stiefel, metallene Unterarmschienen, eine Hose, ein Hemd, eine Weste, einen Gürtel, an dem ein Messer hängt und eine Kette mit einem runden Anhänger. In ihren Händen hält sie ein gebogenes Doppelschwert. Ihre Silhouette wird von strahlend blauem Eis umrahmt. Diese junge Frau ist wahrscheinlich die Protagonistin Celaena, die sehr gut mit Waffen umgehen kann. Das Buch war eindeutig kein Coverkauf, aber wirklich schlecht sieht es auch nicht aus.

Kritik

„Nach einem Jahr Sklavenarbeit in den Salzminen von Endovier hatte Celaena Sardothien sich daran gewöhnt, dass sie überallhin mit Waffengewalt und in Ketten gebracht wurde.“, ist der erste Satz des ersten Kapitels. Der Leser wird direkt in die Handlung hineingeworfen, da der auktoriale Erzähler im Präteritum ab dem Moment einsteigt, an dem Celaena auf Chaol Westfall trifft. Zu diesem Zeitpunkt ist sie schon seit über einem Jahr Sklavin. Man lernt sie also erst am Ende ihres Martyriums kennen. Damit geht die Geschichte mit grob 500 Seiten und 55 Kapiteln aber gerade erst los. Besonders cool ist auch die Karte von Erilea, die man am Anfang des Buches findet. Sie hat mir geholfen, noch besser in die fantastische Welt einzutauchen.

Zu Beginn wird man mit der Protagonistin Celaena Sardothien bekannt gemacht. Sie ist 18 Jahre alt und eine berühmt-berüchtigte Assassinin. Sie hat schon mehrere Auftragsmorde begangen, ist also alles andere als eine unschuldige Figur. Sie hat langes, goldenes Haar und blaue Augen. Von ihren Mitmenschen wird sie allgemein als hübsch erachtet. Aufgrund ihrer Zeit in den Minen ist sie sehr blass und dünn. Sie muss viel trainieren, um wieder Muskeln aufzubauen. Ursprünglich stammt sie aus Terrasen, einem Land nördlich von Adarlan. Ihre Eltern wurden ermordet, weshalb sie als achtjährige Vollwaise vom König der Assassinengilde Arobynn Hamel aufgenommen und ausgebildet wurde. Celaena hat eine unglaublich starke Persönlichkeit. Sie ist wild, willensstark, klug und sehr gerissen, aber auch eitel und stolz. Ich liebe ihre Makel, die sie zu einer faszinierenden und glaubwürdigen Figur machen. Es ist einfach klasse, dass wir es hier mal mit einem weiblichen Badass zu tun haben, anstatt dem schüchternen Mauerblümchen, dass in solchen Geschichten viel zu oft die Hauptrolle spielt. Ich bin wirklich ein Fan von Celaena.

Der Wettkampf, an dem Celaena unter einem Pseudonym teilnimmt, zieht sich durch das gesamte Buch und ist sehr spannend erzählt. Er ist eine Mischung aus Die Tribute von Panem und Assassin’s Creed. Es gibt immer wieder gut platzierte Plottwists und Überraschungen, die die Geschichte erst richtig fesselnd machen. Vor allem der Mord wirft Fragen auf: Ist dies der Beginn einer Mordserie? Wer hat Interesse daran, einen Kandidaten zu töten? Ist es vielleicht einer der anderen Teilnehmer? Was den Spannungsbogen betrifft, sticht Throne of Glass – Die Erwählte positiv hervor. Allerdings tritt der Wettkampf immer mehr in den Hintergrund, was ich persönlich schade finde, da ich gerade diesen Teil klasse, aber zu kurz geraten finde.

Grundsätzlich ist Maas‘ Schreibstil überzeugend. Sie hat eine gute Balance zwischen altertümlichen Floskeln und einer Alltagssprache gefunden, die einen förmlich durch die Seiten fliegen lässt. Auch das Tempo ist perfekt gewählt. Zwischen den Wettkämpfen gibt es immer wieder atmosphärische Szenen und starke Dialoge. Nur vereinzelte Sätze wie „Trotz ihrer durchschnittlichen Größe waren ihre Kurven verlockend.“, stören ein eigentlich gutes Bild des Stils. Ich meine, seit wann hat die Körpergröße etwas mit der Form zu tun? Insgesamt ist ihr Stil aber angenehm.

Was manche Leser stören könnte, ist die Ausarbeitung der Fantasywelt. Auch wenn es eine Karte des fiktiven Kontinent mit seinen Ländern, Städten, Landschaften und Flüssen gibt, ist die Welt für High Fantasy wenig ausgefeilt. Die Rahmenbedingungen sind dieselben wie auf der Nordhalbkugel. Im Süden liegen die heißeren Gebiete, es gibt vier Jahreszeiten, 12 Monate und ein Jahr dauert so lange wie auf der Erde. Auch Tiere, Pflanzen und Lebensmittel sind nicht fantastisch, sondern realistisch. Das merkt man zum Beispiel, wenn Celaena zum Frühstück Granatapfelsaft trinkt. Bei einer Fechtszene ruft jemand „En garde“, was ja voraussetzen würde, dass in einem anderen Land Französisch gesprochen wird. Wie sehr man sich daran stört, ist letztendlich eine Frage der Prioritäten. Wer auf eine detaillierte Fantasywelt hofft, könnte hier enttäuscht werden. Wem eine gute Geschichte wichtiger ist als eine lupenrein durchdachte Welt, wird hier aber definitiv fündig werden.

Auch die Komponente der Magie kommt hier kaum zum Vorschein. Es wird bloß angedeutet, dass es in Erilea einst Magie gegeben hat, sie aber aufgrund des Eroberungsfeldzugs des Königs von Adarlan verschwunden ist. Die magischen Ureinwohner des Kontinents, sogenannte Fae, wurden entweder massakriert oder vertrieben. Fantastische Wesen wie Gnome, Elfen, Nymphen oder Kobolde werden zwar erwähnt, tauchen aber vorerst nicht auf. Schon zu Beginn der Geschichte wird angedeutet, dass Celaena ebenfalls eine magische Gabe hat, die sie aber aus unerklärlichen Gründen nicht mehr nutzen kann. In dieser Hinsicht ist mit Sicherheit noch eine Entwicklung zu erwarten.

Ich habe schon viel darüber gehört, dass Maas‘ Bücher atemberaubende Finale haben, umso gespannter war ich auf den Abschluss von Die Erwählte. Der Plot zieht sich in der zweiten Hälfte teilweise, aber es lohnt sich durchzuhalten. Was am Ende passiert, wird euch förmlich umhauen. Es ist wirklich schon länger her, dass ich so ein packendes Finale gelesen habe, in dem die Fäden wie von selbst zusammenlaufen.

Fazit

Insgesamt ist Die Erwählte aus dem Jahr 2013 der starke Auftakt einer vielversprechenden Reihe. Ein allgemein guter Schreibstil, eine starke Protagonistin, ein spannender Plot und ein packendes Finale legen ein stabiles Fundament für Throne of Glass. Zwar fehlt mir hier etwas der Fokus auf dem Wettkampf sowie der Schliff an der Fantasywelt, viel mehr kann man aber nicht beanstanden. In der zweiten Hälfte zieht es sich ein wenig, vor allem weil das Hofgeplänkel mehr im Mittelpunkt steht als der Wettkampf. Man wird aber auch mit einem Finale belohnt, dass seinesgleichen sucht. Ich bin sehr gespannt, was Sarah J. Maas da noch so in petto hat, denn diese Reihe hat wirklich viel Potenzial. Aufgrund kleinerer Kritikpunkte kann ich aber nicht mehr als vier von fünf Federn geben. Ich bin definitiv angefixt und habe sogar schon mit dem zweiten Band der Fantasy-Reihe begonnen.

Ihr braucht eine Zweitmeinung? Lea von „Liberiarium“ hat ebenfalls eine lesenswerte Rezension über dieses Buch geschrieben:
Liberiarium: Die Erwählte