Normandie – Tipps und ein Guide für vier Tage

Normandie – Tipps und ein Guide für vier Tage
20. August 2022 0 Von lara

Mein Urlaub in der Normandie ist vorbei und der Alltag hat mich wieder. Aktuell stecke ich mitten in meinem Nebenjob. Außerdem muss ich noch zwei Hausarbeiten schreiben, damit ich das Semester abhaken kann. Genug Anlass also, um noch einmal an die schönen Stunden in Frankreich zu denken und Kraft für die kommenden Wochen zu ziehen. Dies ist das erste Mal, dass ich nicht über ein buchiges Thema schreibe, sondern euch ein paar Reisetipps und Empfehlungen an die Hand gebe, falls ihr selbst darüber nachdenkt, einmal dem Norden Frankreichs einen Besuch abzustatten. Mein Guide soll euch dabei helfen zu erfahren, welche Normandie-Ziele sich in vier Tagen mit fünf Übernachtungen wirklich lohnen, und welche bei begrenzter Zeit auch weggelassen werden können.

Tipps

Wo liegt die Normandie und warum ist sie sehenswert?

Die Normandie liegt in Frankreich im nördlichen Gürtel von Paris direkt am Atlantischen Ozean. Sie grenzt im Westen an die Bretagne und im Osten an die Picardie. Die Bucht im Norden heißt Blumenküste, während im Osten die Alabasterküste liegt. Die bevölkerungsreichsten Städte sind Le Havre, Rouen und Caen. Schon Napoleon bereiste die Normandie und machte die Stadt Dieppe zu einem beliebten Urlaubs- und Ausflugsziel. Insgesamt bietet die Region viele verschiedene Sehenswürdigkeiten, sodass hier jeder etwas nach seinem Geschmack findet. Für Gläubige ist die Normandie ein Pilgerziel, für Familien ist wohl eher die lange Meeresküste mit zahlreichen Badeorten interessant. Aber auch für Städtetrips und historisch Interessierte ist diese kulturreiche Region definitiv eine Reise wert. Kulinarisch ist die Normandie bekannt für ihre drei großen C: Camembert, Calvados und Cidre. Außerdem gibt es dort allgemein gute französische Küche und fangfrische Meeresfrüchte. Die Boulangerien bieten teilweise sogar dunkle Brote, die mit deutschen Qualitätsbäckereien mithalten können.

Welche Formen von Anreise und Unterkünften sind am besten?

Wenn man aus Deutschland anreist, ist eine Reise mit dem Auto am einfachsten. Mit dem Flieger kommt man gut bis nach Paris, aber die Weiterreise nach Norden gestaltet sich dann schwieriger. Auch wenn es ökologisch am sinnvollsten wäre, sind öffentliche Verkehrsmittel leider keine Option. Laut Google Maps hätten wir dafür nahezu 24 Stunden benötigt, und da die Sehenswürdigkeiten teilweise hunderte Kilometer voneinander entfernt liegen, ist ein Auto nahezu obligatorisch. Alternativ bietet sich auch ein Wohnmobil an, mit dem man täglich von Campingplatz zu Campingplatz fahren kann. Die flexible Mobilität ist aber nicht ganz günstig: Auf französischen Autobahnen gilt eine Maut, die man aber mit den Rues National, vergleichbar mit deutschen Landstraßen, teilweise umgehen kann. Wir haben für eine Woche durch Frankreich etwa 55€ Mautgebühr gezahlt. Hinzu kommen die aktuell hohen Kosten für Tankfüllungen, denn die Tankstellen in Frankreich während unserer Reise waren teurer als in Deutschland. Auch die Parkplätze sind in Frankreich viel häufiger kostenpflichtig und zeitlich begrenzt, dafür findet man aber fast immer schnell einen. Zu bedenken ist auch, dass auf den Autobahnen eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 130km/h gilt und diese ständig von festen Blitzern kontrolliert wird. Das heißt aber nicht, dass sich alle Franzosen daran halten, vor allem, da die meisten Blitzer groß ausgeschildert sind.
Wer sich mehr Luxus als einen Campingplatz wünscht, kann sich in der Normandie entweder eine Ferienwohnung oder ein Hotelzimmer nehmen. Als Kompromiss aus Komfort und Freiheit haben wir uns für eine kleine Ferienwohnung entschieden. Hier kann man auch sparen, wenn man sich zum gemeinsamen Kochen entscheidet, anstatt jeden Abend auszugehen.

Was gibt es in der Normandie Besonderes zu beachten?

Da Frankreich zur EU gehört, bezahlt man hier natürlich problemlos mit Euro. Dennoch sollte man höhere Ausgaben mit einkalkulieren, da Lebensmittel und Restaurantbesuche hier spürbar teurer sind. In der Normandie ist zudem das Leitungswasser ziemlich verchlort, weshalb es sich nicht in dem Maße als Trinkwasser eignet, wie es in Deutschland der Fall ist, wobei das mehr ein geschmackliches Problem ist als ein gesundheitliches. Die französischen Steckdosen sind den deutschen ähnlich, sodass man auf den Reiseadapter verzichten kann. In der Regel ist die Normandie eine der kühlsten Regionen Frankreichs. Deswegen würde ich vor allem einen Sommerurlaub empfehlen. Zu beachten ist jedoch, dass die Franzosen den gesamten August selbst Sommerferien haben, weshalb beliebte Reiseziele dann besonders häufig überlaufen sind. Wenn ihr ein Restaurant besuchen wollt, gibt es zwei Dinge zu beachten. Die Öffnungszeiten sind anders als in Deutschland. Viele gute Restaurants öffnen von 12-14 Uhr für einen Mittagstisch und dann erst wieder abends um 19 Uhr. Plant dies unbedingt mit ein, wenn ihr essen gehen wollt. Außerdem könnt ihr in jedem Restaurant Wasser und Brot kostenlos zu euren Gerichten bestellen, das ist nämlich gesetzlich so festgelegt. Übrigens lieben es die Franzosen, wenn man Französisch sprechen kann, und man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass jeder erwachsene Franzose Englisch kann. Wer Französisch also nicht beherrscht, sollte zumindest versuchen, die wichtigsten Floskeln zu lernen, denn dann sind die Franzosen besonders gastfreundlich. Nicht selten bekommt man kleine Geschenke oder Komplimente für den Versuch, ein wenig französischen Smalltalk zu führen. Ich habe von meinem Französisch LK auf jeden Fall profitiert. Scheut euch also nicht, Fehler zu machen!

Tag 1: Le Mont-Saint-Michel

Die weltberühmte Abtei mit dem umliegenden Wattenmeer ist UNESCO-Weltkulturerbe und liegt im Westen der Normandie an der Grenze zur Bretagne. Le Mont-Saint-Michel wurde im 10. Jahrhundert zur Verehrung des Heiligen Michael erbaut und bis ins 18. Jahrhundert erweitert, sodass es heute 157 Meter aus dem Meer ragt. Auf der Spitze steht eine vergoldete Statue des Erzengels. Die Abtei steht etwa einen Kilometer vom Festland entfernt und ist entweder fußläufig oder mit einem kostenlosen Shuttlebus zu erreichen. Wer es romantisch mag, kann sich auch mit einer kostenpflichtigen Kutsche dorthin bringen lassen. Da Le Mont-Saint-Michel weit abseits von anderen Sehenswürdigkeiten liegt, und man neben der Abtei selbst auch das Wattenmeer mit einem ausgebildeten Touristenführer entdecken kann, empfehle ich dringend, sich hierfür einen ganzen Tag Zeit zu nehmen. Außerdem sollte man, wenn möglich, die Erkundung der Klosterburg in den Morgen oder den späten Abend legen, da es ansonsten sehr überlaufen sein kann. Auf die Insel kann man nämlich zu jeder Tages- und Nachtzeit gehen. Die Abtei selbst ist von 9-19 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis liegt bei 11€ pro Erwachsenen. Weitere Kosten kommen durch den Parkplatz hinzu: Für einen PKW bezahlt man etwa 15€ für 24 Stunden, ein Wohnmobilplatz kostet etwa 18€. Auch wenn ich jedem einen Besuch des Mont-Saint-Michel empfehle, muss man mit Menschenmassen und dementsprechend zugemüllter Umgebung rechnen. In den kleinen Gassen der Burg mussten wir teilweise um jeden Quadratmeter Platz kämpfen. Auch dass alles voller Souvenirshops, überteuerten Restaurants und Cafés ist, hat uns gezeigt, dass die Abtei heute maximal touristisch genutzt wird.

Tag 2: Caen und die Landungsstrände des D-Days

Die Reise geht weiter nach Osten in eine der größten Städte der Normandie: Caen. Am bekanntesten ist hier wohl die Burg Château de Caen, die Wilhelm der Eroberer erbauen ließ. 1944 wurde sie während des Weltkriegs beschädigt und danach wieder restauriert. Der Eintritt ist kostenlos und viele Infoschilder sind auf Englisch. Beim Verlassen der Burg erblickt man dann schon das nächste Highlight: die Kirche Saint-Pierre. Sie überragt die Gebäude der Innenstadt und ist sowohl von außen als auch von innen reich an Dekor. Es gibt keine Eintrittskosten, deshalb empfehle ich jedem einen Stopp an dieser wunderschönen Kirche. Direkt vor der Kirche gibt es eine Boulangerie und das Restaurant Boeuf & Cow, das sich auf normannisches Rindfleisch und französische Küche spezialisiert hat. Ich empfehle euch unbedingt, hier essen zu gehen. Die Burger sind wirklich ausgezeichnet. Wer nur einen kleinen Hunger verspürt, kann hier in der Boulangerie bei einer der vielen Süßspeisen zuschlagen. Ich liebe ganz besonders Éclairs, aber auch Petit fours, Madeleines oder Macarons schmecken immer klasse. Gestärkt geht es dann weiter zum botanischen Garten der Stadt, auf Französisch Jardin des plantes. Auch hier ist der Eintritt kostenlos. Die Franzosen nutzen den Garten als Naherholungsgebiet, aber auch für botanisch Interessierte ist diese kleine Oase einen Besuch wert. Ihr könnt auch eine Picknickdecke mitnehmen, um dort mitgebrachte Baguettes und Croissants zu verspeisen oder einfach ein Buch zu lesen. Der Garten hat täglich von 10-20 Uhr geöffnet. Anschließend solltet ihr noch bei einer der berühmten Abteien der Stadt vorbeischauen. Entweder der Abbaye aux Dames oder der Abbaye aux Hommes. Die Abtei der Frauen am Place de la Reine Mathilde wurde im 10. Jahrhundert auf Befehl der Königin Mathilde erbaut. Die Abtei der Männer ließ Wilhelm der Eroberer 1066 erbauen, um sich mit dem Papst zu versöhnen. Beide Abteien kosten etwa 5€ Eintritt pro Person. Bei der Abtei der Männer war aber zusätzlich eine Ausstellung des Fotografen Steve McCurry zu bestaunen. Die Kloster sind imposante Bauwerke, die sowohl romantische als auch gotische Elemente beinhalten. Abschließend empfehle ich noch einen Stopp in dem Fachwerk-Viertel Quartier du Vangueux, das zwischen Burg und Hafen liegt. Hier lässt sich der mittelalterliche Flair der Stadt noch einmal besonders gut nachfühlen. Insbesondere die Rue froid ist einen Abstecher wert.
Wer dann noch Lust und Zeit hat, kann Caen verlassen und weiter zu den Landungsstränden des D-Days fahren, die alle an der Blumenküste liegen. Besonders sehenswert sind hier der Omaha Beach und der Sword Beach. Direkt am Omaha Beach, unweit von Caen, liegt auch der amerikanische Soldatenfriedhof, auf dem auch eine Szene aus dem Film „Der Soldat James Ryan“ gedreht wurde. Der D-Day war am 6. Juni 1944 und bezeichnet den Tag, als die US Army an den Stränden der Normandie landete, um Frankreich von der deutschen Besetzung während des Zweiten Weltkriegs zu befreien. Die Anlage ist ausgezeichnet gepflegt und man spürt, dass es den USA bis heute wichtig ist, den gefallenen Soldaten Respekt zu zollen. Auch hier zahlt man weder Eintrittskosten noch Parkgebühren.

Tag 3: Die Steilklippen von Étretat und Zeit für Meer oder mehr

Nach einem eindrucksvollen Tag geht es wieder weiter nach Osten zu dem wohl berühmtesten Naturdenkmal der Normandie: den Steilklippen von Étretat an der Alabasterküste. Die Küste verdankt ihrem Namen den 140km langen kalkhaltigen Klippen. Die Küstenstadt Étretat lohnt sich ganz besonders, da dort das Tor von Aval und die Nadel zu finden sind, einem 51 Meter hohen Nadelfelsen. Der Strand von Étretat ist auch ein beliebter Badeort, für den die kleinen runden Kieselsteine charakteristisch sind. Hier wurde auch eine Folge der Netflix-Serie „Lupin“ gedreht und auch die Romanfigur Arsène Lupin sucht in Étretat nach dem Schatz der Könige. Im Sommer kann mich sich hier zudem die Zeit mit Kajakverleih oder Segelkursen vertreiben. Im Anschluss empfehle ich einen Besuch bei den Gärten von Étretat. Hier treffen zeitgenössische Skulpturen und ein Garten im Stil der Romantik aufeinander. Besonders einzigartig ist natürlich der Blick auf das Meer und die Steilklippen. Wer danach Lust auf einen Städtetrip hat, kann von hier aus einfach weiter nach Le Havre fahren. Wir haben uns aber dazu entschieden, ein Stück zurück an die Blumenküste zu fahren und die Strandpromenaden zu genießen. Besonders sehenswert sind hier die Orte Deauville, Trouville, Honfleur und Cabourg, wobei Deauville quasi das französische Sylt ist. Hier gibt es Luxusboutiquen, Nobelhotels und Casinos, während die anderen Städte mit einem rustikaleren Charme punkten. Falls ihr Cabourg einen Besuch abstattet, geht unbedingt im Restaurant La Perle d’Isigny essen. Unweit der Strandpromenade bekommt ihr hier frischen Fisch und Meeresfrüchte wie Austern, Garnelen, Krebse oder Hummer. Der Service ist sehr zuvorkommend und berät gerne. Wir haben den Abend mit einem Sonnenuntergang ausklingen lassen, denn der Strand in Cabourg ist nach Westen ausgerichtet und eignet sich deswegen optimal dafür.

Tag 4: Rouen und der Garten von Monet

Der letzte Tag bricht an und wir bewegen uns wieder ein Stückchen weiter Richtung Heimat. Es geht nämlich in die Stadt Rouen im Osten der Normandie. Schon morgens schauen wir bei der berühmten Astronomischen Uhr auf der Rue du Gras Horloge vorbei. Der Zeiger besteht aus einem goldenen Lamm, dem Wappentier der Stadt. Außerdem zeigt die Uhr die momentane Mondphase an. Die Straße bietet übrigens auch gute Möglichkeiten zum Shopping. Wenn man ihr weiter folgt, kommt man zum nächsten imposanten Wahrzeichen der Stadt: der Kathedrale von Rouen. Sie heißt ebenfalls Notre-Dame, ist aber nicht zu verwechseln mit der Kirche in Paris. Sie bildet den Mittelpunkt der Altstadt und ist das höchste Bauwerk Rouens. Sie hat vor allem den Impressionisten Claude Monet in seinen Bann gezogen. Doch nicht nur dafür ist Rouen bekannt, sondern auch dafür, dass dort Johanna von Orleans auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde. Deswegen empfehle ich unbedingt einen Besuch des multimedialen Museums Historial Jeanne d’Arc. Hier wird auf visuell beeindruckende Weise das Leben der Jungfrau von Orleans nacherzählt. Der Audioguide ist übrigens auch auf Deutsch verfügbar, sodass hier jeder Geschichte hautnah miterleben kann. Danach ging es weiter zum Aître Saint Maclou. Der ehemalige mittelalterliche Pestfriedhof befindet sich in einem Innenhof. Wo früher Massengräber ausgehoben wurden, ist heute eine kleine Ruheoase mit einem süßen Café. Grundsätzlich solltet ihr unbedingt durch die Altstadt Rouens schlendern und euch in die kleinen Gassen mit schiefen Fachwerkhäusern und hübschen Geschäften wie Chocolaterien und Boutiquen verlieben. Zum Essen empfehle ich euch wärmstens die Crêperie Roland. Dort gibt es knusprige Buchweizen-Galettes mit wunderbar abgestimmten Beilagen. Die Auswahl an Cidre ist groß. Ich habe mich aber für einen anderen französischen Klassiker entschieden, eine Orangina. Mit dem Auto fährt man dann etwa eine Stunde weiter nach Giverny, wo Haus und Garten von Claude Monet stehen. Im Vorverkauf kostet ein Ticket 11€, vor Ort 12€. Der bunte und gepflegte Garten hat den Impressionisten zu seinen Meisterwerken inspiriert, besonders die japanische Brücke ist immer wieder Motiv seiner Kunst. Doch so alleine, wie es die Fotos suggerieren, ist man nicht unbedingt. Die Touristenströme könnten das Bild der Idylle doch weitestgehend trüben.

Am Folgetag ging es für uns auch schon wieder nach Hause. Es war ein wunderbarer Urlaub mit vielen schönen Eindrücken, aber auch mit Vorfreude auf Zuhause. Die Zeit in Frankreich hat uns Lust auf mehr gemacht, deshalb haben wir für den Herbst schon den nächsten Urlaub gebucht, allerdings in einem anderen Land. Was meint ihr, wo es für uns hingeht? Wart ihr schon einmal in der Normandie? Was hat euch am besten gefallen und gibt es etwas, das eurer Meinung nach im Guide fehlt?