Verlagsbuch oder Selfpublishing?

Verlagsbuch oder Selfpublishing?
10. Juli 2021 2 Von lara

Faktastischer Juli 2021

Es ist Juli, der Hochsommer bahnt sich seinen Weg, und in den meisten Universitäten startet nun die Klausurenphase. Aus den letzten Jahren weiß ich, dass mein Blog gerne aufgrund der Hitzewellen sowie Prüfungen in ein Sommerloch fällt, und ich teilweise nur zwei Beiträge im Juli poste. Letztes Jahr habe ich sogar die Bloggeraktion im Juni versäumt. Dieses Jahr bin ich aber wieder mit dabei. Our Favorite Books hat dieses Mal das Thema „Verlagsbuch oder Selfpublishing? Zu welchem Buch greifst du eher?“ vorgegeben. Ein Thema, zu dem ich eine ziemlich eindeutige Meinung habe.

Zuerst einmal die Frage: Was ist ein Verlagsbuch? Wie der Name schon sagt, ist das Buch bei einem Verlag erschienen. Per Definition ist ein Verlag ein Unternehmen, das Manuskripte erzeugt und erwirbt, daraus überwiegend Druckerzeugnisse produziert und diese über den Buchhandel verkauft. Es lässt sich zwischen Klein- und Großverlagen unterscheiden, wobei Großverlage meist einem Konzern angehören, während Kleinverlage eher unabhängig publizieren. Wer sein Buch bei einem Verlag veröffentlichen möchte, muss sein Manuskript, meist in Form eines Exposés, einreichen und hoffen, dass der Verlag daran Interesse hat. Dann bekommt der Autor einen Vertrag mit bestimmten Konditionen, und unterschreibt diesen, wenn er damit zufrieden ist. Um hauptberuflicher Autor zu werden, führt kaum ein Weg am Verlag vorbei. Damit das Buch möglichst kommerzielle Erfolge feiert, kann es gut sein, dass der Verlag bestimmte Aspekte nach seinen Vorstellungen gestalten will. Demnach muss der Autor kompromissbereit sein und auf Wunsch Dinge abändern. Dazu gehört beispielsweise auch die Gestaltung des Covers. Wer damit gut leben kann, hat beim Verlag also sehr gute Möglichkeiten, seine Werke einer größeren Leserschaft zukommen zu lassen.

Im Gegensatz dazu geschieht Selfpublishing, auf Deutsch also Selbstveröffentlichung, komplett unabhängig vom Verlag. Der Autor muss demnach entweder alle Aufgaben, die mit der Veröffentlichung eines Buches zusammenhängen selbst übernehmen, oder diese in Auftrag geben. Dazu gehört neben dem Schreiben selbst auch die Covergestaltung, das Lektorat, die Ausarbeitung des Buchsatzes, die Vermarktung oder die Festlegung des Preises. Daher entscheiden sich viele Selfpublisher dazu, ihr Werk nicht drucken zu lassen, sondern nur als E-Book anzubieten. Aufgrund der geringen Reichweite des Marketings und daraus resultierenden geringeren Verkaufszahlen, reichen die Honorare eines Selfpublishers in der Regel nicht, um hauptberuflich Schriftsteller zu sein. Dazu kommt, dass E-Books nie in der Buchhandlung ausliegen werden. Generell habe ich noch keine Printausgabe im Regal einer Buchhandlung entdeckt, weshalb Spontankäufe unmöglich sind. Vorteilhaft ist jedoch, dass das Buch am Ende so aussieht, wie der Autor es haben will, weil ihm durch keinen Vertrag Einschränkungen auferlegt sind.

Doch was bevorzuge ich persönlich? Ich muss da ganz offen und ehrlich sagen, dass ich ausschließlich Verlagsbücher kaufe. Ich bin damit aufgewachsen, mit meiner Mama in eine Buchhandlung zu gehen, um mir ein Buch zu einem besonderen Anlass auszusuchen, zum Beispiel zum Geburtstag, Weihnachten oder für ein gutes Schulzeugnis. Alle Bücher, die ich dort zur Auswahl hatte, waren Verlagsbücher. Damals gab es keine Selfpublisher und auch keine E-Reader. Bis heute gehe ich noch gerne in die Buchhandlung und stöbere, lese Klappentexte oder suche nach einem bestimmten Roman, die natürlich allesamt bei Verlagen erschienen sind. Auf Selfpublisher bin ich erst als Buchbloggerin aufmerksam geworden. Dabei ist mir schnell klar geworden, dass die Qualität dieser Werke extrem schwankt.

Normalerweise schreiben Selfpublisher mir eine Mail oder eine Privatnachricht, in der sie mich bitten, ihr Buch zu rezensieren. In der Regel wird mir das E-Book dafür kostenlos angeboten. Es ist natürlich immer schön, ein Buch geschenkt zu bekommen, allerdings treten an dieser Stelle schon einige Stolpersteine auf. Denn ich besitze keinen E-Reader, und bin nicht bereit mir einen extra für Bücher anzuschaffen, die gedruckt nicht erhältlich sind. Nur die wenigsten Selfpublisher bieten ihre Werke auch als Printexemplare an, was aus finanziellen Gründen verständlich ist. Verlage bieten mir da aber einen ganz anderen Service an. Ich bekomme ein Buch kostenlos zugeschickt, manchmal sogar mit Süßigkeiten oder anderen kleinen Geschenken im Päckchen. Für mich als absolute Buchliebhaberin sind gedruckte Bücher ein Muss. Wie soll ich sonst mein geliebtes Bücherregal füllen, dem Papierrascheln beim Umblättern lauschen, oder gedankenverloren an den duftenden Seiten riechen? E-Books haben ihre Vorteile, aber der Anblick einer gefüllten Bibliothek ist einfach schöner.

Ein weiteres Problem sind aus verschiedenen Gründen leider die Selfpublisher selbst. Ohne eine große Marketingabteilung im Rücken, müssen sie gezwungenermaßen auf eigenen Wegen zusehen, wie sie ihre Bücher an den Mann bringen. Vorweg schon einmal: Eigenwerbung ist deshalb auch völlig nachvollziehbar, aber es nimmt teilweise Überhand. Buchgruppen auf Facebook sind voll davon, und da es viele Selfpublisher gibt, gehen einzelne Beiträge in der Masse unter. Wenn jemand in einer Buchgruppe fragt, welche Bücher lesenswert sind, kommt garantiert immer ein Selfpublisher vorbei, und empfiehlt sein eigenes Werk. Manche sind sogar so gewieft und empfehlen den Titel eines Autoren, der sich als deren Pseudonym entpuppt, was aber gewollt oder ungewollt verschwiegen wurde. In manchen Mails steht nicht einmal mein Name in der Anrede, und es ist schnell offensichtlich, dass der Autor wahllos mehrere hundert Buchblogger auf einmal anschreibt, in der Hoffnung, dass wenigstens einer anbeißt. Oder der Selfpublisher hat sich offenbar nicht einmal meine Homepage angeschaut, und versucht mir ein Genre unterzujubeln, das ich nicht mag oder dessen Zielgruppe ich nicht entspreche. Einmal habe ich sogar eine Privatnachricht von einer US-amerikanischen Autorin auf Englisch erhalten, ob ich ihren Erotikroman lesen möchte. Da kein einziger meiner Beiträge auf Englisch ist, muss ich wohl nicht weiter erläutern, wie wahllos die Eigenwerbung mancher Selfpublisher ist, sodass diese mit der Zeit immer mehr einen Beigeschmack von Spammen bekommen hat.

Leider ist nicht nur dies Grund für meinen Missmut. Viele Leseproben sind für mich als Leserin ein absoluter Graus. Als Germanistik-Studentin rollen sich bei mir teilweise die Fußnägel hoch, wenn ich sehe, wie viele Fehler unterschiedlicher Art man in einen Text einbauen kann. Niemand macht immer alles richtig. Fehler passieren, aber manche übertreiben maßlos. Selfpublisher mit Tendenz zur Legasthenie sind definitiv eine Ausnahme, aber sie stechen negativ hervor. Auch Qualität und Individualität des Plots schwanken stark, sodass ich mich oft frage, ob Selfpublishing für jene der Plan B war, deren Manuskripte bei Verlagen abgelehnt wurden. Mir ist durchaus bewusst, dass 99,5% aller eingereichter Exposés vom Verlag abgelehnt werden, und dass auch Joanne K. Rowlings „Harry Potter“ anfangs durchweg Absagen erhielt, aber unter dem Eingereichten ist nun einmal auch das Schlechteste vom Schlechtesten. Erst neulich schrieb mir eine Selfpublisherin, sie würde ihre Texte selbst lektorieren. Aus finanzieller Sicht verständlich, aber meiner Meinung nach ein riesengroßer Fehler. Erstens fehlt den meisten Hobbyautoren die fachliche Expertise, was man gegebenenfalls am Buchsatz oder der Interpunktion erkennt. Zweitens neigt man einfach dazu, seine eigenen Fehler zu übersehen, selbst wenn man es besser weiß. Wenn man seinen Text schon halb auswendig kann, wird man blind für Fehler. Außerdem gehört zu einem Lektorat mehr als die sprachliche Korrektur, sondern auch die Überprüfung des Inhalts und der Markttauglichkeit. Wer am Lektorat spart, spart an der falschen Stelle. Nicht einmal meine Hausarbeiten lektoriere ich selbst. Ich misstraue also jedem, der das mit seinen Büchern macht.

Die schlimmsten Selfpublisher sind aber jene, die heimlich die Verkaufszahlen ihres Buches auf Amazon nach oben schrauben wollen, indem sie einen bitten, ihr Buch zu kaufen, und im Gegenzug einen Amazon-Gutschein in Höhe des Buchpreises anbieten. So würden für den Blogger keine Kosten entstehen. Diese Masche ist aber mehr als fragwürdig und zieht die Reputation der ehrlichen Selfpublisher in den Schmutz. Man sollte nicht vergessen, dass Blogger, die das Buch eines Selfpublishers rezensieren, ihm auch kostenlos eine Plattform bieten, sein Buch zu vermarkten und mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Da die meisten Blogger dafür nicht bezahlt werden, ist es doch das Mindeste, dass man als Selfpublisher wenigstens freundlich und fair mit ihnen umgeht. Auch Selfpublisher, die nach einer negativen Rezension völlig ihre Beherrschung verlieren, sieht man leider immer wieder. Als Selfpublisher auf Amazon eine öffentliche Diskussion bei den Bewertungen loszutreten, wirkt nur kindisch.

Allerdings muss ich zum Schluss noch ein paar große Argumente einwerfen. Dass ich gedruckte Bücher bevorzuge und keinen E-Reader besitze, setzt mich als potenzielle Leserin für Selfpublisher schon weit ins Abseits. Nur die wenigsten lassen ihr Buch drucken, und noch weniger würden es einem Buchblogger kostenlos zuschicken. Dennoch hatte ich Kontakt mit einigen Selfpublishern, darunter eine Handvoll, die freundlich auf meine Absagen reagiert und sich für meine Worte bedankt haben, sodass es mir schon leidtat, ihnen abgesagt zu haben. Die meisten reagieren überhaupt nicht auf meine Absage. Zudem sollte man bedenken, dass auch schon Selfpublisher schlechte Erfahrungen mit Blogger*innen gemacht haben, indem sie zum Beispiel, nachdem das Rezensionsexemplar zugeschickt wurde, nie mehr etwas von diesen gehört haben. Das ist absolut nicht die feine Art.

Abschließend noch ein paar letzte Worte: Ich denke nicht, dass alle Selfpublisher talentlose Autoren sind, die einfach nur vom Verlag abgelehnt wurden. Ich bin mir sicher, dass man unter den zahllosen Werken auch wahre Perlen finden kann. Dennoch unterlaufen Verlagsbücher grundsätzlich Qualitätskontrollen, Selfpublishing dagegen nicht. Das soll nicht heißen, dass man von einem Verlagsbuch nicht auch einmal enttäuscht sein kann. Doch wer selbst lektoriert, fällt für mich aus Prinzip weg. Außerdem sehen viele Cover unprofessionell aus, als hätte jemand planlos mit Photoshop gespielt. Wenn kein Verlagssymbol auf dem Cover abgebildet ist, bin ich schon skeptisch. Zudem sind Werke von Selfpublishern nur schwer verfügbar. Sie liegen nicht in Buchhandlungen aus, und es gibt sie oft nur digital. Für mich als Buchbloggerin, die ihren Leser*innen Bücher empfehlen oder von ihnen abraten möchte, ist es wichtig, dass diese schnell und leicht erhältlich sind. Das ist bei Verlagsbüchern deutlich einfacher. E-Books sind vor allem für die Generation meiner Eltern oder Großeltern eine Hürde. Erfolgreiche Bücher liegen sogar mehrere Jahre aus, weil der Verlag immer wieder neue Auflagen druckt, weshalb sich Verlagsbücher für mich bewährt haben. Verlage bieten zudem mehr als genug Literatur, als dass ich damit jemals fertig würde. Dennoch haben Selfpublisher ihre Daseinsberechtigung, und ich gönne ihnen ihren Erfolg sowie die Unterstützung anderer Blogger*innen vom ganzen Herzen. Denn was man bevorzugt, ist eine persönliche Entscheidung, die keine Rolle spielen sollte, solange man selbst damit glücklich ist.