Mondlichtkrieger

Mondlichtkrieger
2. Februar 2021 0 Von lara

Mut im Herzen

Meine Februar-Rezension 2021

„Mondlichtkrieger“ von Ava Reed ist ein Buch, das eigentlich nie erscheinen sollte. Im Vorwort heißt es, die Geschichte sei für die Autorin, die mit bürgerlichem Namen Sabrina Scherer heißt, mit dem ersten Band „Mondprinzessin“ abgeschlossen gewesen. Diese Fortsetzung habe sie nur für ihre Fans geschrieben, die wissen wollten, wie es weiter geht. Ob dies eine gute Grundlage für einen zweiten Band ist, ist Ansichtssache. Da ich „Mondprinzessin“ insgesamt ganz gut fand, wollte aber auch ich wissen, was aus Juri und den anderen Charakteren wird. „Mondlichtkrieger“ erschien 2018 und ist ein Urban Fantasy-Jugendbuch.

Inhalt

Nach Lynns Tod ist für den 20-jährigen Juri eine Welt zusammengebrochen. Denn er hat bei dem Attentat nicht nur die Königsfamilie verloren, die er schützen sollte, oder durch den Verrat Maliks eine Vaterfigur, sondern vor allem seine große Liebe. Hass und Schuldgefühle plagen ihn. Und er schwört Rache. Er will Malik für das, was er ihm angetan hat, um jeden Preis bestrafen. Zusammen mit seiner Begleiterin Kira macht Juri sich auf die Suche nach ihm und begegnet dabei nicht nur Maliks, sondern auch Lynns Vergangenheit.

Cover

Auch dieses Cover hat Alexander Kopainski gestaltet und das von „Mondprinzessin“ als Vorlage genommen. Es gibt nur geringfügige Unterschiede. Zum Einen sieht man in Hintergrund nun blaue Spitztürme, vermutlich des Mondpalastes, aus dem Sternenhimmel ragen. Zum Anderen sitzt auf der weißen Mondsichel dieses Mal nicht Lynn mit Tia, sondern Juri mit Kira. Der junge Mann hat die Beine angewinkelt und die Unterarme lässig auf die Knie gestützt. Der Luchs ist detailreich, man kann sogar die kleinen Pinselohren erkennen. Ich finde Kopainskis Cover grundsätzlich wundervoll. Die Zugehörigkeit der Dilogie ist unverkennbar, aber ich persönlich finde das Cover von „Mondprinzessin“ noch ein bisschen zauberhafter.

Kritik

Erneut beginnt das Jugendbuch mit einem Prolog in loser Versform, der erläutert, was der Tod für einen Mondgeborenen bedeutet. Der erste Satz des ersten Kapitel lautet „‚Ich verlasse dich nicht.’“ Wie schon im ersten Band wechseln sich Juri, Lynn und Malik ab aus der Ich-Perspektive in den einzelnen Kapiteln zu erzählen, wobei Juri klar dominiert. Mit knapp über 200 Seiten und 26 Kapiteln plus Epilog ist der Urban Fantasy-Roman kürzer als der Vorgänger sowie allgemein recht kurz. Im ersten Kapitel erwacht Juri aus einen Alptraum und kann erst dank Kira wieder zur Ruhe finden. Lynns Tod ist inzwischen fast drei Monate her. Als Ich-Erzählerin bleibt sie aber trotzdem erhalten, weil sie sich nach ihrem Tod in Sternenstaub aufgelöst und sich als Stern wieder materialisiert hat. Dabei hat sie ein Bewusstsein und beobachtet Juri, wenn ihre Äußerungen auch bruchstückhaft sind. Zu Beginn fast jeden Kapitels finden sich wie gewohnt kürzere Sinnsprüche, die zur Situation des dazugehörigen Kapitels passen.
Der klare Protagonist ist hier Juri. Er ist ein Sternenkind, also auf dem Mond geboren, und hat deswegen genau wie Lynn einen Begleiter, der sich in einem Sternenbild auf dem Arm manifestieren kann. In Juris Fall ist es die Luchsdame Kira. Juri ist etwas größer als Lynn, also schätzungsweise 1,80m. Er hat hellbraune Haare und goldene Augen. Als Leibgarde dient er der Königsfamilie, zumindest bis zum Attentat. Juri ist ein sportlicher, aufmerksamer, aber auch reizbarer junger Mann, der nicht davor zurückscheut, seine Konflikte mit Waffengewalt zu lösen. Das Gefühl nach blutiger Rache, das ihn umtreibt, ist nachvollziehbar. Wer möchte nicht, dass derjenige dafür büßt, der die große Liebe ermordet hat?
Dennoch ist der Roman, nicht nur aufgrund seiner Kürze, recht inhaltsarm. Die von mir verfasste Inhaltsangabe ist verhältnismäßig kurz geraten und verrät trotzdem den roten Faden. Allerdings gibt es auch kleinere und größere Überraschungsmomente, die den Plot spannend gestalten. Stilistisch finde ich „Mondlichtkrieger“ etwas gelungener als den Vorgänger. Man merkt, dass sich Reeds Schreibstil in den zwei Jahren, die zwischen beiden Werken liegen, weiterentwickelt hat, selbst wenn dieser immer noch nicht gänzlich überzeugen kann. Für meinen Geschmack nutzt sie zu viele Stakkato-Sätze, also kurze und abgehackte Sätze, die gerne verwendet werden, um den Spannungsbogen zu erhöhen, beziehungsweise einen modernen Sprachstil zu suggerieren. Wer damit aber übertreibt, läuft Gefahr, dass dieser Sinn irgendwann verfehlt wird. Hier wird diese Grenze leider überschritten. Außerdem gibt es relativ viele Fehler, die es bedauerlicherweise ins gedruckte Buch geschafft haben. In erster Linie sind es Eigennamen, die plötzlich anders geschrieben werden. So heißt Malik im ersten Kapitel plötzlich Malek oder Harú später Haru, beziehungsweise Lynea einmalig Lyea. Normalerweise betone ich kleinere Tipp- oder Rechtschreibfehler nicht, aber gerade anders geschriebene Namen von Figuren irritieren zwischendurch einfach. Zudem waren dies nicht die einzigen Fehler, die mir aufgefallen sind. Auch gerne als solche titulierte Deppenfehler wie „seid gestern“ oder „wiederstehen“ haben mir latente Kopfschmerzen bereitet.
Nicht nur der Schreibstil hat sich, trotz verbleibender Kritik, verbessert, auch mit Juri konnte ich als Protagonist mehr anfangen. Wie schon bei „Mondprinzessin“ betont, bin ich mit Lynn nicht wirklich warm geworden. Deswegen hat mich das Finale, bei dem sie ums Leben kommt, verhältnismäßig kalt gelassen. Der Tod von Lynns Eltern und ihrer Begleiterin Tia, konnten mich da eher berühren. Den Protagonisten sterben zu lassen, bedeutet aber auch den Mut zu haben, seine Leser*innen vor den Kopf zu stoßen und Erwartungshaltungen zu brechen. Das weiß ich absolut zu schätzen.
In „Mondprinzessin“ wird bereits erwähnt, dass jede Person, abhängig von ihrem Heimatplaneten, beziehungsweise Mond, besondere Fähigkeiten besitzt. So können sich die Mondgeborenen teleportieren und haben einen Begleiter. Menschen der Venus stoßen ein Aphrodisiakum aus, was sie fast unwiderstehlich macht. Neptungeborene sind Heiler und Menschen vom Pluto können nicht lügen, wobei letzteres eher ein Handicap als eine Gabe ist. Die Scheidungsrate auf dem Pluto ist bestimmt sehr hoch. Erdenbewohner sind übrigens originale Nichtskönner. Leider werden die insgesamt neun verschiedenen Fähigkeiten, abgesehen vom Mond, nur selten thematisiert. Manche Gaben kommen gar nicht zur Geltung, beispielsweise, dass Marsmenschen sich kurzzeitig in glühende Lava verwandeln können, wobei dies optimal für eine Actionszene gewesen wäre. Ein wenig mehr Worldbuilding hätte hier gewiss nicht geschadet.
Das Ende konnte stellenweise überraschen, hat teilweise aber auch Parallelen zu dem Abschluss von „Mondprinzessin“, was beim zweiten Anlauf nicht mehr wirklich zündet. Wieder schreckt Reed nicht davor zurück ihre Figuren sterben zu lassen, auch wenn ich nicht verrate, um wen es sich handelt, um nicht zu viel vorweg zu nehmen. Der Epilog mutet dann doch wieder ein wenig versöhnlicher an und schließt die Dilogie damit endgültig ab.

Fazit

Die auffällig vielen Tipp- und Rechtschreibfehler lassen es schon erahnen. „Mondlichtkrieger“ von Ava Reed ist leider, wie schon „Mondprinzessin“, nicht so rund geschliffen, wie man sich das wünschen würde. Auch wenn immer wieder atmosphärische Momente aufblitzen, lässt sich nicht vertuschen, dass dieses Buch den Fans zuliebe geschrieben wurde und nicht aufgrund innovativer Einfälle. Manches gelingt hier aber auch besser als beim Vorgänger. Juri ist ein sympathischerer und in seinen Entscheidungen glaubhafterer Protagonist. Stilistisch gibt es insgesamt eine Steigerung. Das Worldbuilding hat nette Ansätze, die aber nicht weiter vertieft werden. So hält sich mit dem Vorgänger die Waage, weshalb ich auch hier drei von fünf Federn vergeben möchte. Wer „Mondprinzessin“ mochte, wird hier gewiss nicht enttäuscht werden. Wer dagegen damit schon seine Schwierigkeiten hatte, wird auch von „Mondlichtkrieger“ nicht begeistert sein. Für die Zielgruppe, Mädchen im Alter von 12-16 Jahren, ist die Dilogie vielleicht lesenswert. Für Leser*innen außerhalb der Zielgruppe gibt es jedoch bessere Alternativen.