Lieblingszitat

Lieblingszitat
2. August 2020 2 Von lara

Faktastischer August 2020

Hoffentlich genießt ihr alle den Sommer und konntet ihn, trotz der aktuellen Umstände, zu euren Gunsten nutzen. Auch wenn es momentan für viele schwierige Zeiten sind, bieten sie uns doch die Gelegenheit unser Leben zu überdenken und letztendlich vielleicht zum Positiven zu ändern. Möglicherweise hilft euch das Thema des Monats August der Bloggeraktion „Faktastisches 2020“ bei der Inspiration, denn dieses lautet „Lieblingszitat“. Damit haben mich Our Favorite Books vor eine schwierige Aufgabe gestellt, denn wie soll ich mich bei so vielen grandiosen Zitaten, die die Literatur bietet, für eines entscheiden?

Es ging los mit Brainstorming: Welche Zitate fallen mir spontan ein? Aus welchen Werken stammen sie? Welches ist besonders lustig? Welches regt zum Nachdenken an? Welche Themen werden angesprochen? Ich habe mich wirklich durch die unterschiedlichsten Werke gewühlt: „Herr der Ringe“, „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“, „Per Anhalter durch die Galaxis“, „Stolz und Vorurteil“ und sogar „Bis(s) zum Morgengrauen“. Letztendlich habe ich drei Zitate aus verschiedenen Werken gefunden, die ich alle liebe und deswegen werde ich sie allesamt nennen. Außerdem werde ich erklären, warum ich diese Zitate gewählt habe und warum sie mir so gefallen. Dabei wird es teilweise sogar persönlich.

„‚Wenn du wissen willst, wie ein Mensch ist, dann sieh dir genau an, wie er seine Untergebenen behandelt, nicht die Gleichrangigen.‘“
– Joanne K. Rowling: Harry Potter und der Feuerkelch (Sirius Black)

Harry Potter ist generell eine Buchreihe, die voll von wundervollen und inspirierenden Zitaten ist, aber dieses hier ist definitiv mein Favorit. Es stimmt einfach zu 100 Prozent. Meine Mutter selbst hat mir immer beigebracht, dass man zu allen Menschen höflich sein soll, egal was für eine soziale Herkunft sie haben. Dieses Zitat jedoch hat mir in gewisser Hinsicht die Augen geöffnet. Beruflich habe ich durch meine langjährige Arbeit im Krankenhaus gesehen, wie sich Menschen teilweise verhalten, wenn sie sich hierarchisch überlegen fühlen. Besonders die Ärzte hatten ein Talent dafür, die Putzkräfte komplett zu ignorieren oder nur mit den Krankenpflegern zu sprechen, wenn sie etwas von ihnen wollten. Natürlich habe ich auch das Gegenteil erlebt. Ärzte, die Pflegern an heißen Sommertagen kalte Limonade spendieren oder Pfleger, die auch den Hilfskräften ein Stück Kuchen anbieten. Solche kleinen Gesten enthüllen den Charakter mehr als man glauben mag. Bezeichnend ist auch, dass dieses Zitat ausgerechnet von Sirius Black stammt. Wenn man es auf ihn und wie er seinen Hauself Kreacher behandelte anwendet, nämlich ziemlich schlecht, entlarvt er sich damit selbst. Nicht umsonst sagte Dumbledore zu Harry, dass dies Sirius‘ größte Schwäche gewesen sei.

„Die Welt ist schlecht, und der Mensch ist auch schlecht. Trau keinem, geh nicht mit Fremden mit und so weiter. Das hatten mir meine Eltern erzählt, das hatten mir meine Lehrer erzählt, und das Fernsehen erzählt es auch. Wenn man Nachrichten guckte: Der Mensch ist schlecht. Wenn man Spiegel-TV guckte: Der Mensch ist schlecht. Und vielleicht stimmte das ja auch, und der Mensch war zu 99 Prozent schlecht. Aber das Seltsame war, dass Tschick und ich auf unserer Reise fast ausschließlich dem einen Prozent begegneten, das nicht schlecht war.“
– Wolfgang Herrndorf: Tschick (Maik Klingenberg)

Erst dieses Jahr habe ich „Tschick“ gelesen und dieses Zitat ist definitiv das beste, das ich bisher 2020 gefunden habe. Auch hier steckt so viel Wahrheit drin. So oft wird gepredigt, dass man Fremden nicht vertrauen soll und dass man immer skeptisch sein soll. Tatsächlich bin in schon manchen Menschen begegnet, bei denen diese Skepsis mehr als angebracht war. Aber gerade in Notlagen hatte ich bisher immer Kontakt zu Menschen, die mir bedingungslos geholfen haben, anstatt meine Situation auszunutzen. Letztes Jahr habe ich mich beispielsweise mit meiner Familie in Bangkok in einem Slum verlaufen. Die Gassen wurden immer enger, die Behausungen immer ärmlicher und uns immer mulmiger zumute. Doch die Menschen, die uns ansprachen, haben alle ihre Hilfe angeboten, uns den Weg zum nächsten Taxistand zu erklären. Keiner wurde dabei aufdringlich oder wirkte verdächtig. Natürlich hatte ich in diesen Momenten auch Glück nicht an die Falschen geraten zu sein, aber dieses Zitat ist dennoch ein Appell unsere misanthropische Einstellung zu überdenken, ohne natürlich eine gewisse Vorsicht über Bord zu werfen.

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
– Antoine de Saint Exupéry: Der kleine Prinz

Ganz ehrlich, mit dieser Aussage trifft der Franzose einfach absolut ins Schwarze. „Der kleine Prinz“ ist ein absoluter Klassiker der Kinderliteratur, den ich in der Mittelstufe im Französischunterricht gelesen habe. Ich selbst ertappe mich immer wieder dabei, Menschen nach ihrem Äußeren zu beurteilen, obwohl ich es eigentlich besser weiß. Trotzdem sehe ich manchmal andere Menschen an und denke mir: „Mit der Wampe würde ich ja nicht bauchfei rumlaufen.“, „Man sollte eigentlich wissen, dass nur Leoparden in Leopardenmuster gut aussehen.“, „Mit dem Monsterpickel hätte ich mich an deiner Stelle nicht auf die Party getraut.“, oder „Sollten deine Haare eigentlich hellblond werden oder findest du knatschgelb gut so?“. Kurz darauf ärgere ich mich dann über mich selbst. Denn obwohl ich manchmal solch bissige Kommentare denke, habe ich selbst den Anspruch an mich, Menschen nicht zu verurteilen. Trotzdem tue ich das gelegentlich unbewusst. Da muss ich definitiv noch an mir arbeiten. Beurteile ein Buch niemals nach seinem Einband und gib auch Menschen in Leoprint-Leggins eine Chance oder so. Jetzt mal ernsthaft, man kann sich in vielerlei Hinsicht täuschen und das sollte man nie vergessen.

Alle meine drei Lieblingszitate sind doch überraschend moralisch geworden. Das liegt einerseits daran, dass bei den humorvolleren Zitaten oft der Kontext fehlte, andererseits mangelte es aber auch an entsprechendem Tiefgang. Was die drei Zitate vereint, ist ihre Haltung den Menschen gegenüber. Zusammenfassend lässt sich dazu sagen: Gib jedem Menschen eine Chance und achte bei deinem Urteil nicht auf Äußerlichkeiten, sondern auf sein Verhalten. Auch wenn das einleuchtend klingt, erlebt man doch so oft das Gegenteil. Menschen schauen auf andere herab, wenn sie sich überlegen fühlen wollen. Sei es das Aussehen, der Berufsstand, die Herkunft, die Religion oder das Geschlecht. Aber auch Situationen, in denen jemand versehentlich einen Fehler macht, werden teilweise mit unnötigem Hass beantwortet. Sei es, weil man sich aus Versehen an der Kasse vordrängelt, weil man jemanden übersehen hat oder weil man im Gedränge mit jemandem zusammenstößt. Es sind alltägliche Momente, die zeigen, wie viel Aggression in manchen schlummert, aber manchmal auch ins uns selbst. In solchen Situationen besonnen zu bleiben, verzeihen zu können und nicht sofort in Rage zu verfallen, sind kleine Schritte, die wir alle tun können, um die Welt ein kleines bisschen zu verbessern. Und natürlich regelmäßig ein Buch lesen.