Happy End – Muss es immer eines geben?

Happy End – Muss es immer eines geben?
22. Juli 2020 0 Von lara

Faktastischer Juli 2020

Leider musste ich aus zeitlichen Gründen meinen Beitrag der Bloggeraktion „Faktastisches 2020“ von Our Favorite Books im Juni auslassen, dafür habe ich den Beitrag für den Juli fertig. Das Thema in diesem Monat lautet „Happy End – Muss es immer eines geben?“. Mir ist absolut bewusst, dass es auf diese Fragen rein subjektive Antworten geben kann, denn letztendlich bleibt es natürlich Geschmackssache. Deswegen möchte ich noch einmal betonen, dass dieser Artikel lediglich meine persönliche Meinung widerspiegelt.

Wer liebt sie nicht, die Happy Ends? Nach langen Kämpfen oder Konflikten ist der Feind bezwungen oder das Problem gelöst. Es herrscht wieder Frieden, Liebende und Freunde fallen sich in die Arme. Alle sind glücklich. Selbstverständlich wünscht man sich dies für die Charaktere, die man über hunderte Seiten kennen und lieben gelernt hat, die man leiden sehen hat und mit denen man Tränen vergossen hat. Ein Happy End lässt den Leser das Buch mit einem Lächeln im Gesicht zuschlagen. Es gibt uns einen inneren Frieden, dass am Ende, trotz mancher Verluste, doch alles gut wird. Deswegen haben Happy Ends nicht umsonst einen so hohen Stellenwert in der Literatur.

Einige Romane funktionieren einfach nur dann, wenn es ein Happy End gibt. „Harry Potter“ zum Beispiel. Wenn am Ende Voldemort Harry besiegt hätte und die Zauberwelt ins Chaos gestürzt hätte, wäre das ein Ende gewesen, über das sich viele Fans beschwert hätten. Und zwar durchaus zu Recht, denn das Happy End ist ein Verlangen der Leser, dem viele Autoren nachkommen. Anderes Beispiel, „Der Herr der Ringe“. Wäre Frodo auf seiner Reise zum Schicksalsberg gescheitert, hätte Sauron seine bösen Mächte über ganz Mittelerde ausweiten können. Oder hätten die Titanen die olympischen Götter besiegt, wäre das nicht nur für Percy Jackson zum Problem geworden. Mit diesen Enden wären die Sagas sicherlich nicht erfolgreich gewesen. Denn vor allem Geschichten mit einem Helden brauchen unabdingbar ein gutes Ende. Aber auch viele Liebesromane brauchen ihr Happy End. Zwei Menschen verlieben sich, haben erst eine schöne Zeit, dann gibt es allerdings Konflikte, an denen die Beziehung zerbricht und Beide sehen sich nie wieder. So etwas will niemand lesen. Am Ende muss doch geheiratet werden!

Es gibt aber auch Romane, die genau deshalb so großen Erfolg hatten, weil sie kein Happy End hatten. Achtung, ab jetzt kommen mögliche Spoiler! Bestes Beispiel: „Ein ganzes halbes Jahr“. Ich hatte zuerst den Film gesehen und danach das Buch gelesen und damals hat mich das Ende richtig geschockt, da ich erwartet hatte, dass sich alles noch zum Guten wenden wird. Doch weil genau das nicht passiert ist, hat der Liebesroman einen bleibenden und positiven Eindruck bei mir hinterlassen. Weitere Beispiele für Bad Endings wären „Gut gegen Nordwind“, „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“, „Tote Mädchen lügen nicht“, „Bevor ich sterbe“ oder der Klassiker „Romeo und Julia“. Die Antwort auf die Frage, ob es immer ein Happy End sein muss, lautet also definitiv nein.

Nicht zu vergessen sind jene Enden, die weder gut, noch schlecht sind. Entweder, weil bei ihnen sowohl gewonnen, als auch verloren wurde. Oder aber weil sie offen sind und der eigentliche Ausgang der Plots nicht eindeutig ist. Ein Beispiel: „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak. Die Protagonistin Liesel ist die einzige Person im Haus, die einen Bombenanschlag überlebt. Sie selbst stirbt erst im hohen Alter in Australien. Jedoch musste sie auch ihre Pflegeeltern und ihren besten Freund zu Grabe tragen. Ein langes Leben gewonnen, aber geliebte Menschen verloren. Ein klassisch neutrales Ende!

Ich liebe Geschichten, die authentisch sind, die so echt sind wie das Leben. Und Verlieren gehört genauso dazu wie Gewinnen. Deswegen empfinde ich es eigentlich als angenehm abwechslungsreich, wenn eine Geschichte mal nicht mit „Friede, Freude, Eierkuchen“ endet, sondern traurig oder neutral. Jedoch könnte ich nicht immer solche Enden ertragen. Denn es muss nicht immer ein Happy End sein, aber manchmal eben schon. Besonders, wenn es in unserem eigenen Leben gerade etwas holprig zugeht, ist ein Happy End einfach Balsam für die Seele. Frei nach dem Motto: „Alles wird gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es auch noch nicht das Ende.“ geben wir uns dieser Illusion hin und hoffen, dass das Leben für uns auch ein Happy End parat hält.