City of Bones

City of Bones
6. Mai 2020 2 Von lara

Wiedersehen mit den Schattenjägern

Meine Mai-Rezension 2020

Ende 2018 hatte ich die Jugendbuch-Trilogie „Chroniken der Schattenjäger“ von Cassandra Clare gelesen, welche die Vorgeschichte der „Chroniken der Unterwelt“ ist, welche wiederum ihre Debütreihe ist. Mein Urteil von „Clockwork Angel“ und dessen Fortsetzungen damals: Insgesamt ganz gut, aber Band für Band nachlassend. Allerdings hatte ich damals bereits erwähnt, dass ich den „Chroniken der Unterwelt“ gerne eine Chance geben würde. Deshalb habe ich mir letztes Jahr die Hexalogie von meiner Cousine ausgeliehen. Da ich momentan versuche möglichst viele dicke Wälzer zu lesen, habe ich es nun endlich geschafft diese Urban Fantasy-Saga zu beginnen. Der erste Band heißt „City of Bones“ und erschien 2008 auf Deutsch. 2013 kam dessen Verfilmung „Chroniken der Unterwelt – City of Bones“ mit Lily Collins und Jamie Campbell Bower in den Hauptrollen in die deutschen Kinos. Da der kommerzielle Erfolg aber hinter den Erwartungen zurück blieb, wurden die geplanten Fortsetzungen abgesagt.

Inhalt

Die 15-jährige Clarissa Fray, kurz Clary, lebt als Einzelkind mit ihrer verwitweten Mutter in einem Mehrfamilienhaus in Brooklyn, einem Stadtteil von New York. Als sie eines Abends mit ihrem besten Freund Simon im Nachtclub Pandemonium aber eine unheimliche Entdeckung macht und auf eine kleine Gruppe Schattenjäger trifft, die Simon nicht sehen kann, ändert sich ihr Leben abrupt. Den Kopf der Truppe, Jace Wayland, trifft Clary einen Tag später wieder und er offenbart ihr die Welt der Schattenjäger, einer Gruppe Menschen, deren Aufgabe es ist, Dämonen zu jagen, um die ahnungslose Menschheit zu schützen.

Cover

Inzwischen gibt es schon zwei verschiedene Versionen der Cover, wobei ich die ältere Ausgabe habe, die ich persönlich auch deutlich schöner finde. Der Grundton des Buches ist grün, links und rechts befinden sich griechische Säulen, sogenannte korinthische Säulen. In den unteren Ecken sind zwei liegende Greifenstatuen, die ihre Profile zueinander richten. In der Mitte befinden sich ein großer Kreis mit goldenem, verschnörkelten Rahmen. Darin sieht man die Skyline von Brooklyn bei weiß bewölktem Himmel. Im Vordergrund fliegt eine Schar Krähen.
In der neueren Variante ist auf dem Cover ein blonder junger Mann in Jeans und T-Shirt, der sich auf den Knien mit einem Schwert in der linken Hand stützt. Mit der rechten Hand greift er nach einem Blatt Papier, dabei scheinen seine Fingerspitzen aufzuleuchten. Beide Arme sind tätowiert. Vermutlich soll er Jace Wayland, den männlichen Protagonisten, darstellen.

Kritik

„City of Bones“ ist aufgespalten in drei Teile, vergleichbar mit Griechischen Tragödien, wozu die korinthischen Säulen auf dem Cover wieder gut passen. Der kürzeste Teil ist der dritte, der längste ist der zweite. Die Teile heißen „Dunkler Abstieg“, „Leicht ist der Abstieg“ und „Der Abstieg lockt“. Es geht also offensichtlich ums Absteigen.
Auf exakt 500 Seiten gibt es 23 Kapitel und einen Epilog, die alle einen Titel tragen. Damit sind die Kapitel hier verhältnismäßig lang. Vor dem ersten Kapitel finden sich Zitate aus „Julius Cäsar“ von William Shakespeare und „Das verlorenen Paradies“ von John Milton. In Letzterem wird Morpheus erwähnt, der der griechische Gott des Schlafes ist, was nun die dritte Referenz auf die Griechische Antike ist.
„‚Du willst mich wohl verarschen‘, sagte der Türsteher und verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust.“, ist der erste Satz des ersten Kapitels. Im Gegensatz zu vielen anderen Jugendbücher setzt die Handlung kurz vor dem Wendepunkt im Leben der Protagonisten ein und spart sich somit den Einblick in den Alltag, sondern bricht sofort das Urban Fantasy-Element auf. Charakteristisch für dieses Subgenre ist das Vorhandensein einer magischen Welt, die parallel und unentdeckt von der realen Welt existiert. Die Geschichte wird aus der Perspektive eines, in Abschnitten wechselnden, personalen Erzählers im Präteritum geschildert, der aber meist der Protagonistin folgt.
Clarissa Fray, kurz Clary, ist ein 15-jähriges Mädchen mit roten Haaren, Sommersprossen und grüner Augen. Sie ist selbst für eine junge Frau recht klein und hat eine normale Figur. Clary ist eine Tagträumerin, die oft in sich gekehrt ist und besitzt, wie ihre Mutter ein Talent für Kunst. Typisch für ein Jugendbuch entwickelt sich Clary von einem schüchternen, ängstlichen Mädchen zu einer selbstbewussten und mutigen jungen Frau. Das ist keine Überraschung, sondern eher ein Indikator. Auch andere Klischees werden gerne bedient, beispielsweise ihr Verhältnis zu ihrem besten Freund Simon, der unübersehbar auf sie steht. Diese offensichtlichen Anzeichen ignoriert Clary dagegen gekonnt und macht Simon damit zu einem fast größeren Lord Friendzone als Daenerys Targaryen damals Jorah Mormont.
Clares Schreibstil finde ich, wie bei den „Chroniken der Schattenjäger“ auch schon eher gewöhnungsbedürftig, wobei das wirklich bedeutet, dass ich mich in diesen floskelhaften und dialoglastigen Stil etwa 200 Seiten lang einlesen musste, bis der Lesefluss einsetzen konnte. Ein besonderes Talent hat Clare für actiongeladene Szenen, an denen es hier absolut nicht mangelt. Leider hat sie aber auch einen gewissen Hang zur Überdramatisierung bei Konfliktgesprächen. Der Humor kommt manchmal gut zur Geltung, wirkt leider ebenso auch zu gewollt.
Der Plot selbst kommt ebenfalls etwa zum selben Zeitpunkt so richtig in Fahrt, sodass die zweite Hälfte hier viel besser zu bewerten ist, als die erste. Was mir besonders gefallen hat, ist das Wiedersehen mit dem Hexenmeister Magnus Bane, den ich als Charakter schon in der Vorgeschichte kennen gelernt habe.
Natürlich darf in einem Jugendbuch eine Liebesgeschichte nicht fehlen. Klar, das Rad wird hier definitiv nicht neu erfunden. Die 15-jährige Protagonistin hat einen netten, unscheinbaren und leicht schrulligen besten Freund, der sie förmlich anhimmelt, was sie selbstredend verkennt. Stattdessen verliebt sie sich in diesen gutaussehenden, mysteriösen und etwas arroganten Typen mit mystischen Fähigkeiten und einer einzigartigen Augenfarbe, wobei hier ein Wechsel aus Anziehung und Abstoßung stattfindet. Sicher, das hat man gefühlt schon hundert Mal gelesen, aber Clare vermag das Ganze gut in Szene zu setzen und atmosphärisch zu gestalten, weshalb es trotz widriger Umstände einen gewissen Charme versprüht.
Positiv aufgefallen sind mir zudem die Referenzen, die Clare einbaut. Seien es literarische Klassiker oder popkulturelle Inhalte wie das Marvel-Universum oder „Star Wars“, es macht einfach Spaß so etwas zu lesen.
Das Ende konnte mich teilweise überraschen und gleichermaßen Erwartungshaltungen erfüllen. Selbstverständlich endet es mit einem Cliffhanger, schließlich soll man auch den nächsten Band lesen wollen.

Fazit

Mein größtes Problem mit „City of Bones“ ist, dass ich schon viele vergleichbare Geschichten gelesen habe und gewisse Muster erkenne, die einfach wie das Schema F wirken. Cassandra Clare scheint gerne in die Klischeekiste zu greifen, von der Mauerblümchen-Protagonistin bis hin zum Bad Boy. Nichtsdestotrotz wirft sie ihre Geschichte nett in Schale, webt eine solide Fantasywelt ein und besticht mit Action, Anlehnungen und einer Prise Humor, weshalb ich dem Ganzen durchaus etwas abgewinnen kann. Ich kann gut nachvollziehen, warum sich gerade bei der Zielgruppe, Mädchen im Alter von 14-18 Jahren, eine große Fangemeinde gebildet hat. Deswegen erhält der erste Band der „Chroniken der Unterwelt“ von mir gute drei von fünf Federn. Als nächstes werde ich die Fortsetzung „City of Ashes“ lesen.