Bookboyfriend

Bookboyfriend
10. März 2020 0 Von lara

Faktastischer März 2020

Der März ist ein besonders schöner Monat für mich, da der Winter die ersten Anzeichen macht, dem Frühling zu weichen. Außerdem habe ich im März Geburtstag und freue mich deshalb besonders auf die Zeit mit Freunden und Familie. Der März bringt aber auch ein neues Thema der Bloggeraktion „Faktastisches 2020“ von „Our Favourite Books“. Dieses Mal lautet das Thema „Bookboyfriend“, also ein Charakter, für den man als Leserin ein wenig geschwärmt hat. Zugegeben, ich bin überhaupt nicht der Typ für heimliche Schwärmereien irgendwelcher Charaktere, aber es gibt einen Charakter, der mich wirklich fasziniert hat. Auch wenn ich ihn absolut nicht als fiktiven Boyfriend bezeichnen würde, kommt er vielleicht diesem Begriff ansatzweise noch am nächsten. Achtung, jetzt wird es ein bisschen peinlich!

Dieser Charakter kommt nämlich aus der „Bis(s)-Reihe“ von Stephenie Meyer. Ja, richtig gelesen. Die Jugendbuchreihe, die damals jede Menge weibliche Teenager geradezu euphorisch gemacht hat und einen ganzen Hype an Vampir-Romanen zur Folge hatte. Ich war damals völlig dagegen so eine, in meinen Augen, schnulzige Saga zu lesen und habe mich während des Hypes vehement geweigert auch nur eins dieser Bücher in die Hand zu nehmen. Zu allem Überfluss musste ich auch noch die Verfilmung „Twilight – Bis zum Morgengrauen“ im Englischunterricht ertragen, die mich noch mehr in meiner abweisenden Haltung bestärkt hat. Als der Trubel darum allerdings wieder halbwegs abgeklungen war, das war ungefähr im Jahr 2012, habe ich mich im Urlaub mehr oder weniger zufällig doch an die Fantasy-Reihe gewagt.

Ich war in den Sommerferien mit meinen Eltern auf einem Bauernhof in Oberbayern und hatte versehentlich mein Buch zuhause vergessen. Im Wohnungsflur dieses Bauernhofes gab es zum Glück auf einer Festerbank einen Stapel verschiedener Bücher, die sich die Gäste dort kostenlos ausleihen durften. Da die Auswahl begrenzt war und mich keines der anderen Bücher angesprochen hatte, fiel meine Wahl tatsächlich auf den ersten Band „Bis(s) zum Morgengrauen“ und es war, zu meiner Überraschung, ein solides Jugendbuch, das ich gerne gelesen habe. Die Szenen waren im Film schlichtweg überspitzt und übermäßig dramatisiert, sodass sie in Kombination mit diesem Blaustich, der über den Monitor flimmerte, einfach nur albern wirkten. Im Buch hatten die Szenen eine andere, weniger lächerliche Wirkung auf mich. Doch es war nicht Edward, der in dieser Reihe zu meinem absoluten Lieblingscharakter avancierte. Genauso wenig wie sein Nebenbuhler Jacob. Nein, es war tatsächlich Edwards Ziehvater, Carlisle Cullen, der das Rennen gemacht hat.

Carlisle Cullen wurde 1640 in London als Sohn eines anglikanischen Pfarrers geboren. Seine Mutter starb während der Geburt. Sein Vater war außerdem Exorzist und jagte Werwölfe, Hexen und Vampire im Namen Gottes. Carlisle übernahm als Heranwachsender den Beruf seines alternden Vaters, auch wenn er Skrupel bei der Ermordung anderer Menschen hatte. Aufgrund seiner Intelligenz gelang es ihm jedoch einen Vampirzirkel ausfindig zu machen, welcher in den Abwasserkanälen hauste. Funfact: Zu diesem Zeitpunkt gab es in London noch gar keine Kanalisation. Erst 1842 wurde mit dem Bau eines Abwassersystems in London begonnen, Stephenie Meyer hat hier einfach nur nicht so gut recherchiert oder keinen Gedanken daran verloren. Um aber zum eigentlichen Thema zurückzukommen, hatte Carlisle bei der Jagd keinen Erfolg und landete von einem Vampir gebissen blutend im Straßengraben. Er versteckte sich in einem Keller und verwandelte sich dort qualvoll in einen Vampir. Damals war er 22 Jahre alt. Von sich selbst abgestoßen, da er nun zu jenen gehörte, die er selbst stets verachtete, versuchte Carlisle sich mehrmals erfolglos umzubringen. Er versteckte sich von da an vor anderen Menschen in einer Höhle im Wald. Sein Blutdurst wurde dort allerdings so groß, dass er einen Sprung Rehe angriff und ihr Blut trank. Dadurch fand er heraus, dass er kein Menschenblut braucht, um überleben zu können. Tierblut zu trinken war für Carlisle eine wesentlich humanere Möglichkeit zu leben als Menschen zu töten, wodurch er einen neuen Lebensweg einschlagen konnte. Er perfektionierte im Laufe der Jahre seine Disziplin Menschengeruch zu widerstehen, weswegen er sich wieder unter Menschen bewegen und Humanmedizin in Italien studieren konnte. Dort begegnete er auch erstmals den Volturi, einem berühmten Vampirzirkel, bei denen er 200 Jahre lebte. Carlisle ging fort, um als Arzt praktizieren und Menschen helfen zu können und weil er den Lebensstil der Volturi nicht gutheißen konnte. 1911 traf er beruflich in Columbus auf die 16-jährige Esme Platt, die von einem Baum gestürzt war und sich ein Bein gebrochen hatte. Nach dieser Begegnung merkte Carlisle, dass er sich einsam fühlte und spielte das erste Mal mit dem Gedanken sich einen Begleiter durch einen Biss zu erschaffen. Im Jahr 1918 arbeitete er in einem Krankenhaus in Chicago, als die Spanische Grippe die Bevölkerung heimsuchte. Während einer Nachtschicht traf er dort auf die sterbenskranke Elizabeth Masen und ihren Sohn Edward, der ebenfalls schwer erkrankt war. Auf dem Sterbebett versprach Carlisle Elizabeth alles zu unternehmen, um ihren Sohn Edward zu retten. Als auch dieser den Kampf gegen die Krankheit zu verlieren schien, entschloss sich Carlisle schweren Herzens Edward zu beißen und ihn zu seinem Gefährten zu machen. 1921 wurde Carlisle zu einer sterbenden Frau gerufen, die zu seiner Überraschung Esme war. Um ihr Leben zu retten, verwandelte er auch sie in einen Vampir. Die Beiden verliebten ineinander sich und heirateten später. In den folgenden Jahren verwandelte Carlisle auch Rosalie Hale und Emmett McCarty in Vampire. In den 1950er-Jahren schlossen sich dann noch die Vampire Mary Brandon und Jasper Whitlock an, die den Cullen-Clan komplettierten. Einige Jahre darauf zog der neue Vampirzirkel rund um Carlisle nach Forks im Bundesstaat Washington, wo der Großteil der „Bis(s)-Reihe“ spielt und Edward auf Bella trifft.

Was mich an Carlisle immer fasziniert hat, sind seine Intelligenz, seine Empathie und seine Disziplin. Sein Name hat übrigens leider keine tiefere Bedeutung, sondern Carlisle ist lediglich eine Stadt in Nordengland. Er ist gütig und pazifistisch, was dem Wesen eines Vampirs grundlegend widerspricht. Seine Disziplin ermöglichte es ihm, sich dem entgegenzustellen und sich von Tierblut zu ernähren, was kein Vampir zuvor tat. Dadurch konnte er sogar als Arzt praktizieren, wo er Blut und Wunden ausgesetzt war und den Menschen helfen, anstatt sie zu töten. Obwohl er nur ein Nebencharakter ist, hat er eine ausführliche Biografie, die von Moral und Selbstzweifeln geprägt sind. Sein Lebensstil ist das Fundament des gesamten Cullen-Clans und ohne ihn hätte es die Liebesgeschichte von Bella und Edward in mehrfacher Hinsicht nie gegeben. Ich habe damals in jedem Kapitel gehofft, dass Carlisle zumindest einen kleinen Auftritt hat. Auch wenn er in meinen Augen nicht mein „Bookboyfriend“ ist, hat er doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.