Percy Jackson – Der Fluch des Titanen

Neue Halbgötter braucht das Land
Meine zweite Februar-Rezension 2019
Rick Riordan wird als Rockstar der Kinder- und Jugendbuchszene gefeiert. Bevor er hauptberuflich Autor wurde, war er Lehrer für Englisch und Geschichte. Seine zweite Reihe „Percy Jackson“ wurde ein Welterfolg und wird weltweit in 32 Ländern verkauft. Zudem hat er bereits zahlreiche Literaturpreise gewonnen, darunter auch zweimal der „Mark Twain Award“ für die ersten beiden Bände „Diebe im Olymp“ und „Im Bann des Zyklopen“. Nun habe ich den dritten Band der Pentalogie „Der Fluch des Titanen“ gelesen, der 2007 erschien.
Inhalt
Es ist kurz vor den Winterferien 2007, doch den 14-jährigen Halbgott Percy Jackson erwartet alles andere als eine entspannte Vorweihnachtszeit. Zwar hat er mit dem MS-54 in Manhattan eine neue Schule gefunden, ihn ereilt aber von seinem besten Freund Grover ein Hilferuf aus dem Internat Westover Hall in Maine. Zusammen mit Annabeth und Thalia macht er sich dorthin auf, denn Grover vermutet zwei neue Halbblute entdeckt zu haben. Zusätzliche Gefährten können die Freunde sehr gut gebrauchen, da der Titan Kronos plant die Olympier zu stürzen und die Menschheit zu vernichten.
Cover
Das Cover reiht sich strukturell wieder bei den vorherigen Covern ein. Es ist eine Illustration mit eindeutiger Farbgebung. Hier sind es die Farben Blau, Schwarz und Weiß. Erneut ist im Hintergrund das Gesicht einer Gottheit, die den im Vordergrund abgebildeten Percy Jackson mit hochgezogenem Mundwinkel beobachtet. Dieser krault durch ein wogendes Meer, in dem vereinzelt Fische zu sehen sind. Er hat kurze braune Haare, trägt ein grünes T-Shirt mit V-Ausschnitt und weißem Saum, dazu eine lange Hose und Turnschuhe. Bei der Gottheit handelt es sich wahrscheinlich um Artemis, da sie erstens den bekannten Bildnissen am meisten gleicht, was man vor allem an dem Band in den Haaren erkennen kann, das beispielsweise auch bei der Statue „Diana von Versailles“ zu sehen ist, die heute im Pariser Louvre steht. Zweitens spielt Artemis in „Der Fluch des Titanen“ eine sehr wichtige Rolle. Zwar passt hier erstmals das Wasser nicht wirklich zur Gottheit, trotzdem gefällt mir diese Illustration sehr.
Kritik
„Am Freitag vor den Winterferien packte meine Mom mir eine Reisetasche und ein paar tödliche Waffen zusammen und fuhr mich zu einem neuen Internat.“, ist der erste Satz des ersten Kapitels und zeigt bereits Percy Jackson als Ich-Erzähler im Präteritum, der sich im späteren Verlauf auch selten direkt an den Leser wendet. Dieser Satz glänzt bereits mit dem zwiespältigem Aspekt, dass Percy sich noch den Koffer von seiner Mutter packen lässt, aber gleichzeitig schon mit Waffen hantieren darf. Dadurch ist leicht erkennbar, dass Percy ein außergewöhnlicher Junge sein muss. Seit Beginn des ersten Bands sind etwa anderthalb Jahre vergangen und inzwischen lässt sich bei Percy eine kleine Charakterentwicklung entdecken. Er wirkt reifer, nicht mehr ganz so verloren in der Welt der griechischen Mythologie und Mädchen findet er auch nicht mehr so doof wie noch mit zwölf Jahren, was man vor allem bei Annabeth merkt. Jedoch hätte ich mir gewünscht, dass sich neben einer charakterlichen Entwicklung auch das Vokabular ein wenig erweitert, was mir bisher leider noch fehlt.
Mit über 350 Seiten und 20 Kapiteln, die wieder so verrückte Titel tragen wie „Ich mache Snowboarding mit einem Schwein“ oder „Der Besuch der alten Dame“, was vermutlich eine Anspielung der Übersetzer an Friedrich Dürrenmatts gleichnamiges Drama aus dem Jahr 1956 ist, ist „Der Fluch des Titanen“ etwas länger als sein direkter Vorgänger, allerdings kürzer als der erste Band.
Thalia Grace, die Tochter des Zeus, ist eine neue Freundin an Percys Seite, obwohl Freundin nicht immer die beste Bezeichnung für ihr Verhältnis ist, denn die beiden streiten sich nicht zu knapp. Thalia hat kurze schwarze Haare und trägt bevorzugt einen Punk-Look. Am Anfang des Buches erwähnt sie außerdem, dass „Green Day“ zu ihren Lieblingsbands gehört. Ihre charakteristische Waffe ist Aegis, ein Schild, auf dem das Gesicht der Medusa zu sehen ist und das ihre Gegner in Angst und Schrecken versetzt. Außerdem kann sie ihren Speer elektrisch aufladen oder kleine Blitze schleudern. So wie Zeus und Poseidon in Rivalität miteinander leben, lässt sich diese auch bei Thalia und Percy erkennen, wobei ich persönlich nur wenig Sympathie für Thalia entwickeln konnte, da sie sehr dickköpfig und jähzornig ist.
Wie bereits erwähnt, bleibt der sprachliche Aufbau wie gewohnt. Was allerdings auffällt, ist der Rückgang an Witzen im Allgemeinen. Bisher habe ich das Gefühl, dass Riordan gezielt den Humor immer weiter in den Hintergrund stellt, um Percys Heranwachsen zu untermalen und um einen bedrohlicheren Showdown zu kreieren. Dies hat seine Vor- und Nachteile, denn umso spannender wirkt die gesamte Geschichte auf den Leser, wenn ernste Szenen nicht mehr so enorm durch Sprücheklopfen gebrochen werden. Auch der Plot rund um die Jagdgöttin Artemis konnte mich mehr begeistern als der vorherige.
Das Ende ist so, wie man es von Rirodan schon gewohnt ist: Teils vorhersehbar, teils überraschend, aber dieses Mal muss Percy erstmals mit dem Tod eines Freundes umgehen. Auch hier merkt man also, dass die Geschichte düsterer und brutaler wird. Ich bin nach wie vor ein Fan dieser Buchreihe und werde noch heute mit dem vierten Band „Die Schlacht um das Labyrinth“ weitermachen.
Fazit
„Der Fluch des Titanen“ hat den bisher besten Plot der Pentalogie um Percy Jackson zu bieten. An Percys charakterlicher Entwicklung, dem Rückgang des Humors und der brutaleren Szenen wird deutlich, dass Riordan auf ein packendes Ende dieser Reihe abzielt. Zwar konnte ich mit Thalia nicht gänzlich warm werden und ich hätte mir zudem etwas mehr sprachliche Diversität gewünscht, insgesamt finde ich den dritten Band aber mindestens so gelungen wie den zweiten. Aus diesem Grund bekommt der Urban Fantasy-Roman aus dem Jahr 2007 vier von fünf Federn.