Clockwork Prince

Clockwork Prince
29. November 2018 0 Von lara

Die goldene Taschenuhr

Meine November-Rezension 2018

 

Der November ist der Monat, in dem es mal wieder Zeit für ein langes Lesewochenende ist. Also packt die Lichterkette oder Duftkerze raus, zieht kuschelige Socken an, macht euch einen Kakao mit Marshmallows oder einen Tee mit Honig, stellt ein paar Snacks bereit und schnappt euch ein Buch, das zur düsteren Novemberstimmung passt. Ich habe als erstes Buch des Monats „Clockwork Prince“ von Cassandra Clare aus dem Jahr 2012 gelesen. In dem Jugendbuch, welches der zweite Band der „Chroniken der Schattenjäger“ ist, kommen Vampire, Werwölfe, Hexen und andere magische Geschöpfe vor, deswegen ist es die perfekte Lektüre für sonnenärmere Tage.

Inhalt

Der Schock sitzt tief bei der jungen Theresa Gray. Nicht nur, dass Axel Mortmain in Wahrheit der Magister ist; Tessas Bruder Nathaniel hat sich ebenfalls als Verräter entpuppt. Doch es bleibt kaum zeigt die Fassung zurück zu gewinnen, denn in London versammelt sich der Rat der Schattenjäger, geleitet von Konsul Josiah Wayland, bei dem Benedict Lightwood fordert, Charlotte Branwell als Leiterin des Londoner Instituts abzusetzen. Konsul Wayland stellt Charlotte dagegen ein Ultimatum: Sie soll Axel Mortmain innerhalb von 14 Tagen ausfindig machen, anderenfalls wird sie ihre Position verlieren. Auch Tessa will zusammen mit den jungen Schattenjägern William Herondale und James Carstairs ihren Beitrag dazu leisten, doch fällt es ihr schwer, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren, da sie seitdem sie Will geküsst hat, keine Aussprache mit ihm hatte und er seitdem abweisend wirkt.

Cover

Wie ich schon letztes Mal erwähnt habe, hatte ich die alten Cover der Trilogie vorliegen. Beim zweiten Teil ist der Hintergrund blau, darauf sind dieselben Detail wie beim Vorgänger zu erkennen: Der Löwenkopf als Wasserspeier, aus dessen Maul
Rauch austritt und vier merkwürdige, hybride Figuren in allen Ecken des Covers, die mit schillernder Glanzfolie überzogen sind. Erneut liegt das Bullauge im unteren Zentrum, durch das im Hintergrund die in Nebel gehüllte Tower Bridge, die über die Themse in London führt, zu sehen ist. Davor fliegt wieder ein Krähenschwarm. Vorne am Ufer steht links die Silhouette eines Mannes im Mantel, der seine rechte Hand auf einen Gehstock stützt. Er trägt einen hohen Zylinder und hält in seiner linken Hand eine Taschenuhr. Nach den Informationen aus „Clockwork Angel“ handelt es sich hier um Axel Mortmain, der Antagonist der Geschichte. Es gibt dieses alte Cover allerdings auch mit einem anderen Mann im Vordergrund, welches auf dieser Seite abgebildet ist.

Kritik

„Dichter Nebel dämpfte jedes Geräusch und verhüllte die Sicht.“, ist der erste Satz des Prologs. Dieser ist aus der Sicht von William Herondale verfasst, der den „Cross Bones Graveyard“ in London aufsucht, um dort vom Geist der toten Molly Waren aus der Schattenwelt zu erstehen. Will ist ein Nebencharakter, der neben anderen wie James Carstairs oder, seit diesem Band ebenfalls dabei, Sophie Collins, Charlotte Branwell und Magnus Bane als personaler Erzähler im Präteritum berichtet.
Theresa Gray bleibt die Protagonistin, die damit den Hauptteil der Geschichte erzählt. Sie hat das typische Problem einer Teenagerin in einem Jugendbuch, denn sie führt eine Dreiecksbeziehung. Will ist sie bereits näher gekommen, doch seine distanzierte und sarkastische Art verunsichert sie und so schwankt sie bei seinem Anblick zwischen Dahinschmelzen und dem Wissen, dass sie ihm eigentlich wegen seiner Ablehnung ihr gegenüber böse sein und es ihm eigentlich auch zeigen sollte. Kandidat Nummer zwei ist James, kurz Jem, der Wills bester Freund und sein sogenannter „Parabatai“, also engster Verbündeter der Schattenjäger ist. Anfangs verbindet Tessa und Jem eine enge Freundschaft. Sie fühlt sich bei ihm jedoch so geborgen, dass sie sich unter Umständen vielleicht mehr mit ihm vorstellen könnte. Jem hat silberne Haare und Augen, was an seiner Krankheit und der daraus resultierenden Sucht nach „Yin Fen“, einem Dämonengift liegt. Da ein Entzug der Droge nicht möglich ist und sie früher oder später zum Tod führt, ist allerdings nicht klar, wie viel Zeit Jem noch bleibt. Clare hat mit James und Will ein klares Schema von Good Guy und Bad Guy kreiert. Jem ist stets freundlich und gelassen, wirkt durch seine Erkrankung aber auch fragil und weckt bei fast allen Bewohnern des Instituts einen Beschützerinstinkt. Will ist ein klassischer, gutaussehender junger Mann, dem die Frauenherzen förmlich zufliegen, der diese aber mit seiner arroganten Art auf Abstand hält. Trotzdem scheint er mit sich selbst zu ringen, was immer wieder mal durchscheint, denn offensichtlich hat er ein Geheimnis. Manchmal agiert er unvorhersehbar und wirkt mysteriös, was ihn für Tessa aber nur faszinierender macht. Da es Dreiecksbeziehungen in Jungendbüchern wie Sand am Meer gibt und diese hier eher stereotyp umgesetzt wurde, konnte sie mich leider weniger überzeugen. Es scheint so, als wäre Will Tessas heimlicher Favorit. Da er ihre Zuneigung augenscheinlich nicht erwidert, wendet sie sich meist an Jem, der deswegen eher wie ihr Plan B wirkt.
Insgesamt ist das Tempo in „Clockwork Prince“ deutlich entschleunigter. Es gibt weniger actiongeladene Kampfszenen, dafür aber mehr Dialoge, die die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander vertiefen. Besonders gut haben mir die zwischen Will und Tessa gefallen, die beide leidenschaftlich gerne lesen und sich über die damals aktuellen Werke der Unterhaltungsliteratur austauschen, wie beispielsweise die von Jules Verne.
Ein Fehler ist mir jedoch aufgefallen. Auf Seite 64 begegnet Tessa den Brüdern Gabriel und Gideon Lightwood, die sie und Sophie im Kampf unterrichten sollen. Dabei beschreibt sie „die hellen leuchtend grünen Pupillen ihrer Augen“. Die Verwendung des Wortes „Pupille“ ist hier jedoch schlichtweg falsch, denn Pupillen sind die Löcher in den Augen, durch die das Licht fällt. Diese sind bei jedem Menschen und auch Schattenjäger schwarz. Was Clare viel eher meint, ist die Iris. Ich finde den Fehler schon recht gravierend, wo die Autorin doch sonst so präzise bei ihrer Recherche über London im 19. Jahrhundert gearbeitet hat.
Auch das Ende ist hier weniger spannend als beim Vorgänger, wenn auch nicht uninteressant. Nach dem Quellenverzeichnis folgt noch ein Brief von Will an seine Eltern, den er jedoch nie abgeschickt hat als kleiner Zusatzinhalt.

Fazit

„Clockwork Prince“ ist eine gute Fortsetzung der „Chroniken der Schattenjäger“, die aber aus verschiedenen Gründen nicht ganz mit dem ersten Band mithalten kann, auch wenn dieser mit über 550 Seiten genauso lang ist. Neben dem Fehler auf Seite 64 haben mich die stereotype Dreiecksbeziehung und das entschleunigte Tempo etwas gestört. Insgesamt hat es mir allerdings gut gefallen, weshalb ich dem zweiten Band der Trilogie von Cassandra Clare drei von fünf Federn gebe. Ich hoffe, dass der letzte Band „Clockwork Princess“, den ich als nächstes lesen werde, mindestens wieder mit „Clockwork Angel“ mithalten kann.