Die Letzten ihrer Art
Kann Aussterben witzig sein?
Uns allen sollte bekannt sein, dass in den letzten Jahren zahllose Tierarten unseren Planeten für immer verlassen haben. Kein Grund für Gelächter sollte man meinen. Doch Douglas Adams, bekannt als Autor der SciFi-Komödie „Per Anhalter durch die Galaxis“, die weltweit absoluten Kultstatus erreicht hat, hat mit seinem einzigartigen und doch typisch britischen Humor einen autobiografischen Reisebericht erschaffen, der mich das gelegentlich hat vergessen lassen. „Die Letzten ihrer Art“ aus dem Jahr 1990 beschreibt einen kleinen Teil der facettenreichen Fauna der Erde, um deren Erhalt Zoologen mit aller Macht kämpfen.
Inhalt
Douglas Adams ist nicht gerade dafür berühmt, in die abgelegensten Gebiete der Welt zu reisen, um dort Aufnahmen und Eindrücke von bedrohten Tieren zu sammeln. Doch genau auf diese Idee kam er 1985, als er für die BBC mit dem Zoologen Mark Carwardine auf eine kleine Nachbarinsel Madagaskars reiste, um dort eine seltene Lemurenart zu besichtigen. 1988 begann dann die Reise über drei Kontinente, die wir in über 250 Seiten begleiten können, gespickt mit einigen Fotos, ohne die ich mir das Aussehen mancher Wesen niemals hätte vorstellen können. Er stellt insgesamt sechs Arten präzise vor und einige weitere peripherer, deren Lebensraum sich mit dem Ersten schneidet. Dabei beschreibt Adams ihre Überlebensstrategien, Gründe für ihre Bedrohung, Projekte zum Schutz und stellt abschließend die These auf, wie realistisch ihr Fortbestand wirklich ist.
Cover
Auf einem orangefarbenen Sandstrand unter strahlend blauem Himmel läuft ein Exemplar des sogenannten Komodo-Warans. Seine charakteristische vorne gespaltene Zunge zischt im Moment der Aufnahme aus seinem Maul. Das echsenartige Tier, das bis zu drei Meter lang werden kann, spielt im ersten Kapitel eine große Rolle und soll einen ersten Einblick in das bevorstehende Leseabenteuer gewähren.
Kritik
Da es sich um einen autobiografischen Reisebericht handelt, ist er natürlich in der Ich-Perspektive und im Präteritum verfasst. Trotz eines vollkommen anderen Genres als gewohnt, ist Adams‘ satirischer und unverkennbarer Schreibstil ununterbrochen vorhanden. Dabei beschreibt er nicht nur Tiere, sondern auch Menschen, Länder, Anekdoten, Sitten und nicht zuletzt sich selbst mit unverhohlenem Sarkasmus, der jedem ein Schmunzeln entlockt. Ich kann seine oftmals etwas verrückten Gedankengänge gut nachvollziehen, bis auf die Geschichte über die Rasierwasserflaschen, die er überall in China verteilt hat. Die war wirklich skurril!Seine Selbstironie ist erfrischend und seine autobiografischen Anteile für viele seiner Fans die Möglichkeit, einen Mann von großer Genialität und ebenso großer Bescheidenheit näher kennenzulernen, der bedauerlicherweise im Jahr 2001 mit nur 49 Jahren viel zu früh von uns gegangen ist.
Jedoch überschlägt er mit seiner belustigenden Feder niemals die Grenzen des guten Geschmacks. Die Ernsthaftigkeit seines Anliegens bleibt konsequent erhalten, was auch durch den großen Aufwand, den er und seine Begleiter auf sich nehmen, in der Hoffnung die gesuchten Lebewesen zu finden, verdeutlicht wird. Eine einwöchige Expedition mit Planung, Anreise und Aufenthalt wird oft nur, wenn überhaupt, mit wenigen Minuten Begegnung der bedrohten Art belohnt. Dabei betont Adams immer wieder, dass an jeder gefährdeten Existenz, die Menschheit entweder aktiv oder pasiv Schuld trägt und kritisiert dies auf das Schärfste. Es ist ihm eine Herzensangelegenheit, ein breiteres Publikum für die Schäden, die die Ökonomie, die Überpopulation und der Klimawandel anrichten, zu bekommen. Wenn er beispielsweise beschreibt, dass der Dodo auf Mauritius im 17. Jahrhundert nur ausgestorben ist, weil ihn niederländische Kolonialherren aus Spaß zu Tode geprügelt haben, hat mir nur noch sein überspitzter Wortwitz geholfen, nicht den Rest des Tages betrübt zu sein. Gerade deswegen empfinde ich Adams‘ Wortwahl nicht nur als angemessen, sondern als überragend.
Nur Wenige würden ein streckenweise so deprimierendes Buch beenden, wenn es im Ausgleich dafür keine erheiternden Momente gibt. Wenn jedoch ein Großteil der Leserschaft keine Freude beim Lesen haben würde, würden sie dieses wichtige Thema schnell wieder verdrängen und die Intention des Buches wäre verloren. Und auch mir persönlich ist es wichtig, dass dieser großartige Reisebericht nicht in Vergessenheit gerät.
Fazit
Mit „Die Letzten ihrer Art“ hat Douglas Adams einen unvergleichlichen Report kreiert, der sowohl unterhaltsam und lustig, als auch lehrreich und ernst ist. Dazwischen einen idealen Ausgleich zu schaffen, gelingt nur wenigen Autoren. Für ihn schien das jedoch fast ein Kinderspiel gewesen zu sein. Wenn ihr Interesse an einer informativen und realen Erzählung haben solltet, kann ich euch diese nur ans Herz legen. In der Hoffnung, dass einige Fans von Adams diesen Insider verstehen, möchte ich nun noch einen Gruß an den verstorbenen Autor richten: „Mach’s gut und danke für den Fisch!“
Ich gebe „Die Letzten ihrer Art“ alle fünf Federn. Alles andere wäre auch dreist von mir.