Charaktere, die im Kopf bleiben
Faktastischer Mai 2020
Alles neu macht der Mai! Und dieser Mai macht es sogar noch neuer als sonst, denn die Umstände, unter denen wir aktuell noch leben müssen, sind so außergewöhnlich wie nie zuvor. Außergewöhnlich ist das passende Stichwort, denn diesen Monat geht es in der Bloggeraktion „Faktastisches 2020“ des Blogs „Our Favorite Books“ um eben dieses: Charaktere, die im Kopf bleiben. Dazu sind mir beim Brainstorming auf Anhieb drei Charaktere eingefallen, von denen ich mich nach längerer Überlegung für einen entschieden habe, welcher wohl auch der bekannteste von allen ist. Auch auf die Gefahr hin, dass ich nicht die Einzige bin, die diesen Charakter gewählt hat.
Wenn ich schon von einem gewissen Bekanntheitsgrad rede, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es eine Figur aus „Harry Potter“ ist und natürlich ist dem auch so. Ich finde dort niemanden so eigenartig, und das im doppelten Sinne, also sowohl seltsam als eben auch unvergleichbar, wie Luna Lovegood.
Ich persönlich bin ein richtiger Harry Potter-Spätzünder und tatsächlich habe ich auch zuerst die Filme gesehen und viel später die Bücher gelesen. Als ich Ende 2005 mit gerade einmal zehn Jahren im Kino war und „Harry Potter und der Feuerkelch“ gesehen habe, wofür ich damals noch die Begleitung eines Erwachsenen brauchte, hat es mich dann aber gepackt und ich wollte wissen, wie es weiter geht. Und dann beging ich einen großen Fehler: Ich begann den fünften Band „Harry Potter und der Orden des Phönix“ zu lesen, ohne die Vorgänger gelesen zu haben.
Tatsächlich habe ich es geschafft und mich über Monate durch diesen dicken Schinken gequält. Es war eine herbe Enttäuschung, weshalb ich lange wieder die Finger von dieser Buchreihe ließ. Im Nachhinein weiß ich, dass der fünfte Band tatsächlich der schlechteste der Saga ist, zumindest für mich und dass man Reihen einfach von Anfang an lesen sollte und nicht quer einsteigen. Erst letztes Jahr habe ich die Saga zum ersten Mal in meinem Leben vollständig gelesen. „Harry Potter und der Orden des Phönix“ bereits gelesen zu haben, erbrachte mir aber einen Vorteil, denn so lernte ich noch vor der Veröffentlichung des Films Luna Lovegood kennen.
Luna Lovegood wurde am 13. Februar 1981 geboren und war eine Hogwartsschülerin, die zusammen mit Ginny Weasley, der späteren Ehefrau von Harry Potter in eine Jahrgangsstufe ging. Sie war dem Haus Ravenclaw zugeteilt und galt dort als Außenseiterin. Luna hat hüftlanges, zerzaustes, blondes Haar und laut Beschreibung Glubschaugen. Sie trägt gerne ungewöhnliche Kleidung oder Schmuck wie eine Halskette aus Butterbierkorken und Radieschen als Ohrringe. Ihren Zauberstab steckt sie sich hinter das Ohr, um ihn griffbereit zu haben. Sie gilt als abergläubisch und glaubt an Nargel oder Schrumpfhörnige Schnarchkackler, deren Existenz in der Zauberwelt nicht bewiesen ist. Außerdem glaubt sie an gewisse Verschwörungstheorien. All dies führte dazu, dass ihre Mitschüler ihr den Spitznamen Loony gaben, zu Deutsch Bekloppte. Sie hat anfangs keine Freunde und wird gemieden oder sogar gemobbt, indem ihre Besitztümer geklaut und versteckt werden. Sie ist sehr ehrlich und durchschaut trotz ihrer verträumten Art oft die Gedanken und Gefühle ihrer Mitmenschen. Luna wuchs als Einzelkind bei ihrem Vater Xenophilius Lovegood auf. Ihre Mutter starb bei einem missglückten Alchemie-Experiment, was Luna mitangesehen hat, weshalb sie Thestrale sehen kann.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass Luna nicht mein Lieblingscharakter aus „Harry Potter“ ist, aber eben diejenige, die am meisten heraussticht. Ich habe in anderen Büchern nie wieder einen Charakter kennengelernt, der Luna wirklich ähnlich ist. Sie passt in keine klischeehafte Schublade, sondern steht einfach für sich selbst. Mir persönlich war sie immer ein bisschen zu verstrahlt und ihrem Aberglauben konnte ich auch nicht viel abgewinnen. Dennoch mochte ich sie im Laufe der Zeit immer mehr und es gibt einiges, das man als Leser von ihr lernen kann.
Als erstes das Offensichtliche: Luna ist in gewisser Hinsicht ein Freak, was ihr auch die Missgunst ihrer Mitschüler einbringt. Anfangs dachte ich, dass Luna in ihrer Verträumtheit gar nicht mitbekommt, was die anderen Schüler hinter ihrem Rücken über sie sagen, doch in einem Dialog mit Harry erzählt sie davon. Denn Luna lässt sich durch die Aussagen Anderer nicht davon abbringen ihre Individualität auszuleben. Sie weiß wer sie ist und sie besitzt genug innere Stärke, um sich nicht verbiegen zu lassen. Dass es völlig okay ist ein wenig seltsam zu sein, ist die erste Lektion, die man mitnehmen sollte. Luna steht außerdem für ihre Überzeugungen ein und ist eine der ersten Figuren, die Harry glaubt, dass Lord Voldemort zurückgekehrt ist. Dies ist für Harry aber anfangs kein Trost, da Luna ansonsten ebenfalls an alle möglichen Märchen und Gespinste glaubt und ihre Unterstützung bei Harrys Mitschülern eher zu noch mehr Ablehnung führt. Sie ist zudem eines der aktivsten Mitglieder von Dumbledores Armee gewesen. Vor allem ist sie aber eine gute und treue Freundin, die viel Empathie besitzt und in der Lage ist, ihren Freunden Trost zu spenden ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen oder heuchlerisch zu sein. Sie selbst scheint nie zu verzweifeln, sondern bleibt stets optimistisch. Von Luna kann man sich also mehr als nur eine Scheibe abschneiden.
Die anderen zwei Figuren, die mir neben Luna vorschwebten, waren Gaia Stone aus „Die Stadt der verschwundenen Kinder“ und Flavia de Luce aus der gleichnamigen Buchreihe. Letztendlich habe ich dann doch Luna gewählt, unter anderem, weil sie von den Dreien die Einzige ist, die ein Nebencharakter ist, da Individualität meist nur den Protagonisten vergönnt ist. Die Hauptsache jedoch ist, dass man immer versuchen sollte sich zu verbessern, man aber trotzdem so sein sollte, wie man ist, auch wenn es andere Menschen merkwürdig finden.