Mein Jahreshighlight
Faktastischer Dezember 2020
Meinen ersten Beitrag diesen Jahres widme ich dank der Bloggeraktion „Faktastisches 2020“ von Our Favorite Books meinem Jahreshighlight. Das ist somit Premiere, ich habe zuvor nie das beste Buch des Jahres gekürt. Allerdings hatte ich schon öfter mit dem Gedanken gespielt. Die Wahl des Buches fiel mir extrem leicht, denn es gab mit großem Vorsprung ein Werk, das mich nachhaltig am meisten beeindruckt hat: „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf. Was mir schwerer fiel, war zu entscheiden, wie ich ein Buch, über das ich schon eine ausführliche Rezension verfasst habe, noch einmal in einem anderen Licht präsentieren kann. Letztendlich habe ich eine Mischung aus Zitaten und Gedankenfetzen entworfen.
„Tschick“ gilt, obwohl es erst 2010 erschien, in Deutschland schon als moderner Klassiker. Jeder, der viel liest, hat zumindest schon davon gehört oder es bestenfalls gelesen. Die jüngere Generation hat es teilweise schon als Schullektüre in der Mittelstufe kennengelernt. 2016 kam „Tschick“ mit Tristan Göbel in der Hauptrolle in die deutschen Kinos. Sowohl Buch als auch Film wurden mit Lob überhäuft, umso skeptischer ging ich an den Roman heran, doch ich hatte keine Chance. Ich war schnell rettungslos hingerissen.
„Wir sind Adel auf dem Radel. Wir fahren von Gut zu Gut.“ – „Wir sind Automobilisten. […] Proleten auf Raketen.“
Selten kommt es dazu, dass ich ein Buch durchgehend allen Menschen empfehlen würde. „Tschick“ kann ich aber jedem empfehlen. Erstens ist es mit knapp über 250 Seiten eines der dünnsten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe. Es ist demnach auch für Gelegenheitsleser geeignet. Zweitens ist es in jeder Hinsicht außergewöhnlich gut. Ein humorvoller, jugendlicher Schreibstil, skurrile und doch authentische Charaktere sowie ein unvorhersehbarer Roadtrip machen das Lesen zu einer wahren Freude. Nicht umsonst ist das folgende Zitat mein absolutes Lieblingszitat des Jahres:
„Die Welt ist schlecht, und der Mensch ist auch schlecht. Trau keinem, geh nicht mit Fremden und so weiter. Das hatten mir meine Eltern erzählt, das hatten mir meine Lehrer erzählt, und das Fernsehen erzählte es auch. Wenn man Nachrichten kuckte: der Mensch ist schlecht. Wenn man Spiegel TV guckte: der Mensch ist schlecht. Und vielleicht stimmte das ja auch, und der Mensch war zu 99 Prozent schlecht. Aber das Seltsame war, dass Tschick und ich auf unserer Reise fast ausschließlich dem einen Prozent begegneten, das nicht schlecht war.“
Apropos Roadtrip, wie würdet ihr euch den perfekten Roadtrip vorstellen? Ich habe so etwas zwar noch nie gemacht und ich weiß spontan nicht, wohin ich fahren würde, vielleicht an die Nordsee oder in die Lüneburger Heide. Aber ich weiß, mit wem ich am liebsten fahren würde, welche Musik ich mitnehmen würde und dass ich meine Emaille-Tasse mit einpacken würde, die ich zu Weihnachten geschenkt bekommen habe. Es wäre ein kleines und doch wunderbares Abenteuer, genauso wie „Tschick“.
„Ich glaube, er wäre wahnsinnig gern Schauspieler geworden oder Kabarettist. Aber es hatte nur zum Arschloch gereicht.“
Um noch einmal ein kleines Tschick-Revival zu erleben habe ich mir mit meinem Freund die Verfilmung des Romans angeschaut und ich war positiv überrascht. Im Großen und Ganzen weicht der Film nur wenig von der Vorlage ab, das Wesentliche bleibt erhalten und die Atmosphäre sowie die Charaktere sind punktgenau getroffen. Auch auf kleine Details, die man nur als Leser versteht, wurde geachtet. Die Musik ist streckenweise zu dominant und einige, mir teilweise ans Herz gewachsene, Szenen wurden leider gestrichen, beispielsweise Maiks Telefonat mit einem fremden Mann im Krankenhaus. Als ich meinen Freund gefragt habe, wie er den Film als Nichtleser fand, antwortete er: „Das war doch sehr unterhaltsam. Der Film ist echt mal eine Abwechslung vom Einheitsbrei der Filmindustrie. Vor allem Tschick mochte ich. Er ist ein Junge aus schlechten sozialen Verhältnissen ohne familiären Rückhalt und mit viel Ballast, aber er ist dennoch intelligent und hat jede Menge Potenzial. Es wäre interessant zu wissen, wie seine Geschichte weitergeht.“ Also wenn ihr absolut keine Bücherleser seid, schaut wenigstens den Film.
„Das ist alles egal. Was nicht egal ist: bist du glücklich damit? Das. Und nur das.“
Zum Schluss möchte ich mich noch ganz herzlich bei den Mädels von Our Favorite Books bedanken, da sie diese Bloggeraktion ins Leben gerufen und sich die Mühe gemacht haben diese zu koordinieren. Es hat mir wirklich Spaß gemacht einen Artikel über ein vorgegebenes Thema zu verfassen. Weil ich mit dieser Meinung nicht alleine bin und viele andere Blogger*innen und Leser*innen ebenfalls begeistert waren, wird die Aktion 2021 mit neuen Themen und Beiträgen fortgeführt. Die Vorfreude meinerseits ist sehr groß!
Hallo Lara
Mega intersant deine Kritik.
Dann muss ich das Buch auch mal lesen.
Ich habe es als Buch und Film.
Bin mal gespannt was dann noch von Dir kommt als Kritiken.
Ich freue mich auf 2021 mit Dir als Bloggerin.
LG Otti
Hallo Otti,
vielen Dank für deinen Kommentar. Dies ist aber nicht die eigentliche Kritik. Diese habe ich bereits letztes Jahr im April geschrieben. Ich kann dir nur empfehlen das Buch zu lesen. Mir ist es wirklich ans Herz gewachsen.
Liebe Grüße!